Am kommenden Wochenende drehen die DTM-Piloten wieder ihre Kreise - wobei 'Kreise' fast nirgends so wörtlich genommen werden darf, wie in Brands Hatch. Zugegeben - das Layout gleicht auch nicht wirklich einem Kreis - doch auf den ersten Blick scheint das Layout der 1,929 Kilometer kurzen Rennstrecke im Südosten Londons ähnlich simpel. Der Kurs, auf dem bis 1986 noch die Formel 1 gastierte ist zwar eigentlich 4,207 Kilometer lang, die DTM begnügt sich allerdings mit der Kurzanbindung, dem sogenannten Brands Hatch Indy Circuit.

In Brands Hatch geht es traditionell eng zu, Foto: Mercedes-Benz
In Brands Hatch geht es traditionell eng zu, Foto: Mercedes-Benz

Auf den knapp zwei Kilometern erwartet die Piloten eine Berg- und Talfahrt. Die Topografie ist es auch, was die Strecke in der Grafschaft Kent so besonders macht. Nach dem leichten Start- und Zielknick geht es in die erste Kurve, dem Paddock Hill Bend. Der Einlenkpunkt für den Rechtsknick liegt direkt auf einer Kuppe. Am Ausgang der Kurve geht es steil bergab, hinein in eine kleine Senke. Anschließend müssen die etwa 500 PS starken Aggregate eine gute Tonne den Hailwood Hill hinaufschleppen, bevor mit Druids die engste Kurve der Traditionsstrecke ansteht. Geht es nach Gary Paffett, können die Fans an dieser Stelle auch Überholmanöver sehen.

Nach Druids führt die Strecke wieder bergab in die Graham Hill Kurve, ehe die kurze Gegengerade Cooper zur Surtees Kurve hinaufführt. Die Surtees Kurve wird allerdings nicht komplett durchfahren, statt Richtung Pilgrims Drop und Hawthorn Hill werden die Piloten durch eine lange Rechtskurve, im Fachjargon auch als Clearways bekannt, geleitet. Der Ausgang von Clearways führ duch die Clark Kurve, die eigentlich nicht mehr ist, als ein weiterer Knick hin zu Start- und Ziel. Der Ausgang aus der letzten Passage ist besonders wichtig, sollte man dort einen Gegner in einen Fehler drängen können, sei im Anschluss Überholen möglich. "Wenn man das in Clearways tun kann und sie etwas weit werden oder einfach nur ein bisschen später auf das Gas steigen, kann man sie in Paddock definitiv mit DRS überholen, sogar außen", betonte Vorjahressieger Gary Paffett.

Bislang stand das Rennen in Brands Hatch meist für Überholmanöver in homöopathischen Dosen, ob DRS und Options-Reifen daran viel ändern werden, ist fraglich. "Die Gerade ist vermutlich nicht lange genug, um mit DRS zu überholen", widerspricht Audi-Pilot Mattias Ekström seinem langjährigen Kontrahenten Paffett. Weil die Geschwindigkeiten auf dem britischen Kurs deutlich niedriger sind als noch in Hockenheim, ist der DRS-Vorteil auch drastisch geringer. Zudem gibt es in Brands Hatch keinen harten Bremspunkt, wie noch etwa am Ende der Parabolica vor zwei Wochen.

Aus diesem Grund zählt in Brands Hatch vor allem die Startposition. "Wir werden wohl etwas mehr Zeit für das Setup im Qualifying aufwenden, denn weit vorne zu starten ist hier sehr wichtig", weiß Ekström. Mit dem neuen Options-Reifen wird aber auch die Strategie von großer Bedeutung sein. Wer nutzt den neuen Reifen wann? Weil die Rundenzeiten nur knapp über 40 Sekunden liegen, ist es nahezu unmöglich, dem Verkehr zu entgehen. Weil insgesamt 98 Rennrunden auf der Agenda stehen, und das Boxenstoppfenster somit länger als auf jeder anderen Strecke offen ist, darf hier die ein oder andere Überraschung erwartet werden.

Nicht außer Acht lassen darf man zudem das Wetter. Im Süden Englands ist Regen alles andere als ausgeschlossen. Dabei ist das Szenario eines Regenrennens für die Teams fast angenehmer als Mischbedingungen. Einsetztender Regen oder ein abtrocknende Strecke können die Strategie zur Lotterie machen.