Die Rückkehr von BMW in die DTM sowie die neuen Coupés wurden im vergangenen Jahr als großer Erfolg gewertet. Das Interesse an der Serie stieg, die Tribünen füllten sich wieder. Doch eines blieb auf der Strecke: die Renn-Action. Mangelnde Überholmanöver waren seit Einführung der neuen DTM stets ein Kritikpunkt und auch das umwälzende Jahr 2012 änderte nicht viel an dieser Meinung. Das Problem: Die DTM-Boliden verfügen zwar über hohen Abtrieb, vergleichsweise aber zu wenig Leistung. Die Folge: Nach den ersten Runden ist es den Fahrern kaum noch möglich, erfolgreiche Überholmanöver durchzuführen. Waren die Positionen nach dem Start erst einmal vergeben, arteten die Rennen nicht selten in Prozessionen aus.

Ein prominentes Beispiel: Das letztjährige Saisonfinale in Hockenheim. Rundenlang jagte Gary Paffett seinem Vordermann Bruno Spengler hinterher. Da der BMW-Pilot und spätere Meister jedoch komplett fehlerfrei fuhr, war es Paffett unmöglich, ein Manöver anzusetzen. Die Erfolgschance war derart gering, dass ihn schon der bloße Versuch wichtige Zehntel und damit wohl alle Chancen auf den Sieg und den damit verbundenen Titelgewinn geraubt hätte. Ein Szenario, das in dieser Form schon 2013 Geschichte sein könnte.

Die neuen Reifen könnten die DTM richtig spannend machen, Foto: BMW
Die neuen Reifen könnten die DTM richtig spannend machen, Foto: BMW

Vorhang auf für die ganz neue DTM: Option-Reifen und sogar ein verstellbarer Heckflügel könnten schon dieses Jahr Einzug halten in die Tourenwagenserie. Dass der schnellere Reifen kommt, gilt als quasi sicher. Derzeit wird das Reglement überarbeitet. Der Flügel beziehungsweise das DR-System, kommt bei den Testfahrten in Barcelona zum Einsatz. Hier ist allerdings noch nicht ganz klar, ob das Boost-System schon in der anstehenden Saison debütiert. Mittels dieser beiden Neuerungen soll die DTM ein neues Gesicht erhalten: mehr Strategie, mehr Überholmanöver. "Ich sage schon seit längerem, dass die Rennen mit zwei unterschiedlichen Reifenmischungen interessanter werden würden", so Manuel Reuter im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Es finden mehr Überholmanöver statt, die Rennen werden unberechenbarer und für die Ingenieure wird es komplizierter. Je unvorhersehbarer es wird, desto spannender werden die Strategien und damit auch die Rennen - und das wollen wir doch letztendlich alle sehen."

Mit Spannung erwartet die DTM-Welt nun das neue Reglement: Wann und wie dürfen die Option-Reifen eingesetzt werden, fällt das Boxenstoppfenster flach und wo darf gegebenenfalls der verstellbare Heckflügel flachgestellt werden? Fragen, die diesmal frühzeitig geklärt werden sollen im Gegensatz zu 2012, als bis zum ersten Rennwochenende an den Regeln gefeilt wurde. Unabhängig vom Ausgang der Regeldiskussionen sind die Weichen für eine äußerst spannende DTM-Saison 2013 gestellt: Da die Freitags-Trainings wegfallen, bleibt den Teams und Fahrern kaum Zeit, sich mit den Reifen vertraut zu machen. Mangels gesammelter Daten - die Reifen werden vor dem Saisonstart nicht auf allen Strecken getestet - rückt der Fahrer automatisch wieder verstärkt in den Mittelpunkt.

"Der Option-Reifen bietet je nach Auto und Rennstrecke eine unterschiedliche Performance und die Frage lautet, wie lange dieser Reifen hält", sagt der ehemalige DTM-Pilot Reuter. "Hinzu kommt die verkürzte Trainingszeit in dieser Saison. So können die Teams weniger austesten, wie sich der Reifen auf einer Runde oder etwa mit vollem Tank verhält." Auch interessant: Da die Reifen Neuland für alle Beteiligten darstellen, wird die Wahl des richtigen Setups ungleich schwieriger. Reuter: "Wegen der beiden Mischungen steigt die Fehlerquote an, nicht das richtige Setup zu finden. Daraus resultieren stark variierende Rundenzeiten und die Rennen werden spannender - das wäre zumindest die ideale Konstellation."

Die Reifen sind ein Anfang, die Einführung des DRS würde sicherlich für noch mehr Positionswechsel sorgen. Gleichzeitig wäre der Klappflügel eine Antwort auf den Einheitskurs in der DTM, mit dem nur äußerst geringe Performance-Unterschiede zwischen den drei Herstellern einhergehen. "Aufgrund der extremen Chancengleichheit in der DTM würde das durchaus Sinn machen", sagt Reuter zur möglichen Einführung des DRS. "Die Kombination aus verstellbarem Heckflügel und weicheren Reifen würde sicherlich für mehr Spannung sorgen. Aber warten wir einmal ab, ob das System schon in diesem Jahr kommt."