Nicht nur die DTM tritt in der Saison 2013 kompakter auf, sondern auch Mercedes. Lange wurde spekuliert, ob die Stuttgarter dieses Jahr nur noch sechs statt der gewohnten acht Autos einsetzen würden - nun ist es offiziell. "Wir erhoffen uns durch den effizienteren Mitteleinsatz durch die Konzentration auf den Einsatz von sechs Autos mehr Spielraum in der Weiterentwicklung der Fahrzeuge", erklärte Toto Wolff die Entscheidung. Ein guter Ansatz für die Erklärung, ist es doch schwierig, diesen Schritt möglichst positiv darzustellen.

Zumindest für die Herstellerwertung dürfte das verkleinerte Mercedes-Aufgebot keine Rolle spielen, schon 2012 wurde das DTM-Reglement entsprechend angepasst, als BMW in seiner Debütsaison ebenfalls mit sechs Autos startete. Das Ergebnis: BMW gewann in der Comeback-Saison gleich alle drei möglichen Titel. Die Anzahl der Autos war dabei kein Nachteil.

Aber: Die Münchner rüsten nach dem äußerst erfolgreichen Comeback auf acht Boliden auf und landeten mit Timo Glock einen weiteren Star-Transfer. Audi verpflichtete mit Jamie Green eine der Speerspitzen von Mercedes - und die Silberpfeile selbst? Mit Daniel Juncadella kommt ein Rookie ins Team, der zwar über viel Talent, aber null Erfahrung im Tourenwagen-Prototypen verfügt.

2013 als Übergangsjahr

Dazu hängt Ralf Schumacher eine weitere Saison dran. Siegpotenzial hat er sicherlich (zumindest 2011 stand er zwei Mal auf dem Podium), ob er es abrufen kann, ist eine andere Frage. Gleiches gilt für das Junior-Team um Christian Vietoris, Robert Wickens und Roberto Merhi. Vor allem Vietoris und Wickens konnten schon Lichtblicke zeigen, sind aber noch nicht konstant genug.

Bleibt also eigentlich nur Gary Paffett als potenzieller Titelkandidat für 2013, während bei der Konkurrenz mehrere Piloten infrage kommen. Vieles deutet darauf hin, dass Mercedes in diesem Jahr eine schwierige Saison bevorsteht.

Doch wollen wir den Teufel nicht an die Wand malen, denn Mercedes machte immer wieder deutlich, langfristig im Motorsport zu planen. 2013 scheint ein reines Übergangsjahr zu werden. In der F1 hofft Mercedes vor allem auf das neue Motorenreglement 2014 und nicht wenige sehen den Hersteller in dieser Hinsicht extrem stark aufgestellt. Ähnliches könnte auch für die DTM gelten. Wie Motorsport-Magazin.com erfahren hat, gibt es konkrete Überlegungen, dem Einheitswahn in der DTM ab 2014 Einhalt zu gebieten und zumindest die Motoren-Konstruktion frei zu geben.

Das Mercedes AMG C-Coupé war - auch wenn der finale Triumph ausblieb - bereits 2012 das stärkste Auto im Feld, hauchdünn vor BMW und ein paar Zehntel vor Audi. Bleibt aus Mercedes-Sicht zu hoffen, dass sie mit dem kleineren, nicht allzu erfahrenen Kader 2013 in der DTM schon allein wegen des starken Autos vorn mitfahren können und sich rechtzeitig an die Entwicklung für 2014 begeben. Der von Wolff kolportierte größere Spielraum für Weiterentwicklungen kann sich angesichts des aktuell äußerst limitierten Reglements eigentlich nur auf diese Zeit beziehen. Für 2013 muss sich Mercedes erst einmal ein dickes Fell zulegen.