BMW hat ein Comeback nach Maß hingelegt und alle drei Wertungen in der vergangenen DTM-Saison abgeräumt. In der wiedereingeführten Herstellerwertung hatten die Münchner nach der 60-Punkte-Ausbeute beim Finale in Hockenheim mit 346 Zählern die Nase vor Audi (335) und Mercedes (329). Während Bruno Spengler mit seinem Titelgewinn einen Großteil am Erfolg von BMW in der Teamwertung hatte, war in der Herstellerrangliste das Kollektiv gefordert. Doch woran liegt es, dass Rückkehrer BMW sich gegen die etablierten Hersteller durchsetzte?

Immer wieder hieß es, dass BMW mehr Zeit hatte, sein Coupé zu entwickeln, während sich Mercedes und Audi in der Saison 2011 noch voll im Rennbetrieb befanden. Zudem habe BMW einen komplett neuen Motor aufbauen dürfen; die beiden Kontrahenten mussten auf ihr bestehendes V8-Treibwerk zurückgreifen. Jens Marquardt glaubte hingegen, dass die unterschiedliche Organisation der Münchner am Ende möglicherweise zum Erfolg geführt habe. "Ich denke, es liegt daran, dass wir kein bevorzugtes Werksteam oder einen bevorzugten Fahrer haben", so der BMW-Motorsportchef am Rande der BMW-Saisonabschlussfeier.

Bei Mercedes ist HWA seit Jahren das Team, welchem die potenziell stärksten Fahrer zugeordnet werden. In der vergangenen Saison teilten sich Gary Paffett und Christian Vietoris sowie Jamie Green und Ralf Schumacher auf die beiden Teams aus Affalterbach auf. Die beiden Duos belegten am Ende des Jahres die Plätze zwei und drei in der Teamwertung. Bei Audi gelten seit Jahren die beiden früheren Champions Mattias Ekström und Timo Scheider als Speerspitzen der Ingolstädter. "Wir haben gesagt, dass alle sechs Fahrer und die Teams gleichberechtigt sind", sagte Marquardt. BMW-intern habe eine hohe Transparenz geherrscht und die Ingenieure der verschiedenen Teams hätten im gegenseitigen Austausch gestanden.

"Das sind zwar Konkurrenten, aber wir haben ein Projekt, bei dem alle am Erfolg teilhaben, wenn es gut läuft", hatte RMG-Chef Stefan Reinhold vor Saisonbeginn im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com gesagt. "Der Erfolg wird maximiert, wenn alle Hand in Hand bei der Entwicklung helfen." Hierbei muss jedoch auch erwähnt werden, dass es vor der BMW-Zeit sowohl neue als auch Jahresautos gab und allein schon deshalb keine komplette Gleichheit herrschen konnte. Dieses Problem hatte BMW nicht, während Mercedes und Audi ihre Strukturen entsprechend anpassen mussten.

Zur kommenden Saison befinden sich alle drei Hersteller auf einem Level, was dies angeht - 2013 kommen die gleichen Autos zum Einsatz, Jahreswagen wird es erst einmal nicht mehr geben. "Ich weiß nicht, ob die Gegner von uns lernen können, aber wir sind unseren BMW-Weg gegangen und haben gesehen, dass es der richtige war", so Marquardt. "Es lief noch nicht alles zu 100 Prozent richtig, das wäre im ersten Jahr zu viel gewesen. Aber im Verlauf der Saison wurden viele Dinge besser." Der Schlüssel zum Erfolg habe darin gelegen, sich breit aufzustellen, alle involvierten Ressourcen optimal zu nutzen und als Team zusammen zu wachsen. Marquardt: "Wir hatten nicht nur ein, zwei Speerspitzen, sondern waren gerade in der zweiten Saisonhälfte breit aufgestellt."