Fahrerkarussell, Silly Season, Abwerbungsversuche - solange Mercedes und Audi die Meisterschaften unter sich ausmachten, gab es solche Dinge in der DTM nicht. Doch mit der Rückkehr von BMW hat eine neue Zeitrechnung begonnen. Der aufmüpfige Neuling ignorierte die stillschweigende Vereinbarung der beiden anderen Hersteller und lotste mit Bruno Spengler und Martin Tomczyk zwei absolute Top-Fahrer nach München. Der Erfolg gibt BMW Recht. Die Comebacker krönten die Saison mit den Titeln in der Fahrer-, Team- und Herstellerwertung.

Die aggressive Rekrutierungsstrategie von BMW war vom Erfolg gekrönt, Foto: BMW AG
Die aggressive Rekrutierungsstrategie von BMW war vom Erfolg gekrönt, Foto: BMW AG

Doch wo Erfolg ist, gibt es auch schnell Nachahmer. Inzwischen fühlen sich Mercedes und Audi offenbar nicht mehr an ihr einstiges Gentlemen's Agreement gebunden. Um die Besetzung der Cockpits ranken sich bereits zahlreiche Spekulationen. Geht Timo Scheider zu Mercedes? Oder Adrian Sutil? Oder Nick Heidfeld? Tauscht Mattias Ekström seinen Sitz bei Audi gegen ein Steuer bei BMW ein? Gelingt es BMW, dem früheren Formel-1-Piloten Jaime Alguersuari einen Wechsel in die DTM schmackhaft zu machen? Und wildert Audi bei Mercedes und sichert sich die Dienste des Meisterschaftsdritten Jamie Green?

Im Fall Scheider stellte sich schnell heraus, dass ein angeblicher Wechsel nach Stuttgart nicht mehr war als ein Sturm im Wasserglas. Der zweimalige DTM-Champion verwies die Gerüchte ins Reich der Fabel. "Ich, Timo Scheider, werde Audi zu 100 Prozent treu bleiben!" schrieb er auf seiner Facebook-Seite. "Ich hatte mit Audi die größten Erfolge meiner Karriere und da sollen noch ein paar folgen!" Wahrscheinlicher scheint derzeit ein Abgang von Ekström zu sein, zumal der Schwede die Spekulationen mit seinen Aussagen weiter befeuerte.

Timo Scheider und Ralf Schumacher werden wohl keine Teamkollegen, Foto: Mercedes-Benz
Timo Scheider und Ralf Schumacher werden wohl keine Teamkollegen, Foto: Mercedes-Benz

Dass die abgelaufene Saison mit drei dritten Plätzen nicht den Ansprüchen des ehrgeizigen Schweden entspricht, ist kein Geheimnis. "Aber es gibt schon Dinge, die mich glücklich machen", sagte Ekström dem Bayerischen Rundfunk nach dem Saisonfinale. "Momentan kann ich diese noch nicht nennen, aber es gibt Gründe, glücklich zu sein." Ob der Schwede bald zum zweiten Mal Vater wird, seiner Lebensgefährtin einen Heiratsantrag gemacht hat oder tatsächlich den Sprung zur Konkurrenz wagt, blieb dabei unklar.

Dass in seinem Job als Rennfahrer ein wichtiges Ereignis bevorsteht, deutet allerdings die kryptische Formulierung auf seiner Facebook-Seite an: "DTM is not only interesting during the summer time. Sometimes even when snow is falling in the winter." Was will Ekström damit sagen? Entwickelt sich die kalte Jahreszeit zur Silly Season der DTM? Welche Gerüchte der Wahrheit entsprechen und welche sich als Enten entpuppen, wird die Zukunft zeigen. Fakt ist jedoch, dass sich das Fahrerkarussell deutlich schneller dreht als in den vergangenen Jahren. Langweilig scheint es in den kommenden Wochen nicht zu werden. Gut so!