Mika Häkkinen, Jean Alesi, David Coulthard, Heinz-Harald Frentzen, Keke Rosberg und Co. - in der Geschichte der DTM waren immer wieder große Namen des Sports vertreten, wenn auch meist mit fragwürdigem Erfolg. Doch genau diese Namen brauchte die Tourenwagenserie, um in den Medien präsent zu sein und damit auch ihr Bestehen zu sichern. Mit den Ekströms, Paffetts und Spenglers dieser Tage verfügt die DTM zwar über ein hohes Niveau, doch das so wichtige Name-Dropping kommt zu kurz. Mit David Coulthard verlässt nun der wohl bekannteste Name des Fahrerlagers die Serie. Eine Entwicklung, die Hans Werner Aufrecht kritisch sieht.

"Für uns ist es schon sehr wichtig, dass wir sehr bekannte Namen haben", räumte der ITR-Chef jüngst ein. "Es ist halt was ganz anderes, wenn bei Autogrammstunden Coulthard oder Schumacher da stehen, als einer, der sich erst noch einen Namen machen möchte. Die Piloten müssen mehr in den Fokus rücken. Wir müssen mehr Menschen zeigen." Da wird es Aufrecht nicht gefallen, dass auch Schumacher über seine Zukunft in der DTM nachdenkt. Nicht wenige glauben, dass der ehemalige Formel-1-Fahrer keine Lust mehr hat, sich im düsteren Mittelfeld herumzuschlagen.

"Aus sportlicher Sicht würde es mich wundern, wenn Ralf weiterfährt", sagte Manuel Reuter bei Motorsport-Magazin.com. "Er hat in diesem Jahr nicht den Erfolg gehabt, den man von einem Schumacher erwarten kann und muss. Auch wenn er in den Interviews immer einen sehr entspannten Eindruck macht, ist das für ihn sicherlich keine schöne Situation. Mich würde es wundern, wenn er sich das - in Anführungsstrichen - noch einmal antut. Warum sollte es nächstes Jahr besser werden?" Schumacher konnte auch mit den neuen DTM-Boliden keine Erfolge erzielen und da das Reglement für 2013 eingefroren wurde, dürfte sich an der Rennausstattung auch nichts ändern.

Wenn neben Coulthard auch noch Schumacher den Sport verlässt, wird es schwierig mit der medialen Aufmerksamkeit - trotz erfolgloser Bilanzen gehörten die beiden zu den Aushängeschildern der DTM. Wer könnte kommende Saison in ihre Fußstapfen treten? Der Platz für Prominenz wäre da: BMW hat mindestens zwei Cockpits zu vergeben, bei Mercedes stehen bis zu drei vakante Cockpits zur Debatte und auch Audi würde sich wohl nicht gegen einen großen Namen wehren. Motorsport-Magazin.com bringt einige Namen ins Spiel und analysiert ihre Chancen auf ein DTM-Engagement 2013.

Nick Heidfeld

Gelegenheitsausflüge in Le Mans und Gaststarts im Porsche Supercup können nicht Nick Heidfelds Ziel sein. Mit seinen 35 Jahren gehört der ehemalige F1-Pilot zwar nicht mehr zu den Jüngsten, doch in der DTM wäre dies zu vernachlässigen. Wie es kommende Saison mit Quick Nick weiter geht, steht in den Sternen, doch Interesse an der DTM ist bei ihm durchaus vorhanden. "Die DTM ist eine sehr gute Serie. Ich bin für alles offen und kann mir sehr gut vorstellen, in der DTM zu fahren", sagte Heidfeld immer wieder. Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug meinte zwar, dass es keine Vertragsgespräche mit Heidfeld gebe, doch was soll er auch anderes sagen?

Für Heidfeld kommen mit Mercedes und BMW gleich zwei Kandidaten infrage, beide Hersteller kennt er noch bestens aus seiner Zeit in der Formel 1. Heidfeld war stets um gute Kontakte zu seinen ehemaligen Arbeitgebern bemüht und schaffte es auch auf diesem Wege immer wieder zurück in die F1, obwohl ihn die meisten schon abgeschrieben hatten. Diesmal wird es wirklich schwierig, wieder in die Formel 1 zurückzukehren, doch die DTM wäre dank der erfolgreichen Saison 2012 eine gelungene Alternative.

Motorsport-Magazin.com meint: Heidfeld und die DTM - das passt! Gut möglich, dass Quick Nick 2013 mit Dach über dem Kopf fährt.

Adrian Sutil

Da in der Formel 1 noch ein paar Cockpits zu vergeben sind, wird sich Sutil derzeit verstärkt um eine Rückkehr in die Königsklasse - am ehesten wohl zu Force India - bemühen. Sollte dies jedoch wieder scheitern, wäre die DTM eine interessante Option. Als TV-Experte aufzutreten oder im Fernsehen bei Showrennen um die goldene Ananas zu fahren, kann jedenfalls nicht sein Anspruch sein. "Ich würde viel lieber im Auto sitzen, aber es hat dieses Jahr nicht sollen sein", sagte er bei Motorsport-Magazin.com. "Trotzdem, ich arbeite hart daran, wieder zurückzukommen. Ich will natürlich Rennen fahren." Über die unsägliche Disco-Affäre ist inzwischen Gras gewachsen und Sutil gehört nach wie vor zu den Aushängeschildern des deutschen Motorsports.

Motorsport-Magazin.com meint: Sutil kümmert sich in erster Linie um die F1-Rückkehr. Sollte dieses Bemühen wieder scheitern, muss er eine andere Serie mit Prestige wählen, um nicht in Vergessenheit zu geraten. Hallo, DTM...

Alessandro Zanardi

Es war ein Gänsehaut-Moment, als Alex Zanardi beim großen Finale in Hockenheim vor dem Rennen eine Runde auf seinem Handbike durchs Motodrom drehte. Nicht nur wegen seiner Vergangenheit jubelten ihm die Zuschauer zu. Zanardi hat nach seinem schrecklichen Unfall, bei dem er beide Beine verlor, gezeigt: Wer etwas wirklich will, der kann es auch schaffen. Mit seinen zwei Goldmedaillen bei den diesjährigen Paralympics sorgte der Italiener für Begeisterung auf der ganzen Welt - erfolgreicher Rennfahrer mit tragischer Vergangenheit, der den Weg zurück an die Spitze geschafft hat - eine bessere Mediengeschichte könnte es für den Sport kaum geben.

Zanardi: Zukunft in der DTM, Foto: BMW AG
Zanardi: Zukunft in der DTM, Foto: BMW AG

Zanardi kann sich ein Engagement in der DTM sehr gut vorstellen. "Die Antwort auf die Frage, ob ich einmal selbst im BMW M3 DTM sitzen möchte, kann sich wohl jeder selbst beantworten", sagte er in Hockenheim mit einem Augenzwinkern. "Wenn mir BMW einen Test anbietet, dann würde ich ihn nicht ausschlagen. Das wäre ein erster Schritt, dann kann man schauen, wie schnell ich bin. Vielleicht bekomme ich dann ja einen zweiten Test." Inwiefern ein DTM-Bolide auf Zanardis Bedürfnisse angepasst werden kann, prüft BMW derzeit. Klar ist: Ein DTM-Auto ist kein WTCC-Bolide, doch die Münchner würden sich die PR, dass Zanardi im Cockpit Platz nimmt, mit Sicherheit nicht entgehen lassen.

Motorsport-Magazin.com meint: Wenn Zanardi wirklich testen kann und dabei schnell ist, wäre er ein willkommener Pilot in der DTM, der nebenbei auch noch für die perfekte PR sorgt.

Markus Winkelhock

Winkelhock und Motorsport - das passt. Zuletzt wurde es jedoch etwas ruhiger, denn Markus Winkelhocks Medienpräsenz in der GT1-Weltmeisterschaft hielt sich eher in Grenzen. Doch durch seinen Gesamtsieg im Mercedes SLS AMG GT3 hat sich der ehemalige Formel-1-Pilot wieder in den Fokus gefahren - auch in den der DTM. "Die DTM ist eine tolle Serie - quasi die Formel 1 des Tourenwagensports", sagte er in der aktuellen Ausgabe des Motorsport-Magazin. "Ich hatte dort eine tolle Zeit und wenn sich in dieser Richtung eine Gelegenheit ergibt, würde ich mit Sicherheit nicht ablehnen."

Winkelhock: Bei den Fans beliebt, Foto: Audi
Winkelhock: Bei den Fans beliebt, Foto: Audi

Interessant bei der Personalie Winkelhock: Er könnte theoretisch für jeden der drei Hersteller fahren. Für Mercedes war er 2004 bereits in der DTM unterwegs und zwischen 2007 und 2010 ging er für die Audi-Teams Futurecom und Rosberg an den Start. Auch BMW wäre eine Option, wenngleich sich die Parallelen eher in Grenzen halten. Bei seinen beiden Gastauftritten im Scirocco Cup am Rande der DTM-Wochenenden konnte er sich bereits wieder ins Gedächtnis rufen.

Motorsport-Magazin.com meint: Wer in der Formel 1 Führungskilometer zurückgelegt hat, ist auch für die DTM interessant. Wenn große Namen kommen sollen, gehört Winkelhock mit Sicherheit zu den Kandidaten.