Es ist eines der unbeliebtesten Wörter im Motorsport: Teamorder. Auch bekannt als: Stallorder. Oder etwas netter verpackt: Handlungsrichtlinien. Derartiges gehört in der DTM zum Geschäft, wenn es hin zum Finale geht. Im vergangenen Jahr sicherte sich etwa Mattias Ekström die Vize-Meisterschaft, als Timo Scheider seinen Audi-Kollegen in Hockenheim fröhlich vorbei winkte. Nun muss man etwas relativieren, denn in der DTM ist der Image-Schaden im Falle einer Teamorder bei weitem nicht so groß wie etwa in der Formel 1. Es gibt nur drei konkurrierende Parteien und am Ende steht das Wohl des einzelnen Herstellers über allem.

Da ist es auch nicht verwunderlich, dass Jamie Green nicht ausschließt, seinem Mercedes-Kollegen Gary Paffett zum Titel verhelfen zu wollen. Während Paffett mit drei Punkten Vorsprung auf Bruno Spengler beste Aussichten auf seinen zweiten Titelsieg besitzt, hat Landsmann Green mit 18 Zählern Rückstand zur Spitze nur noch Außenseiterchancen. "Wenn es im Rennen die Situation geben wird, dass ich Gary und Mercedes zur Meisterschaft verhelfen kann, dann tue ich, was ich kann, um sie zu unterstützen", machte Green keinen Hehl aus seinen Ambitionen. Doch erst einmal will er das Qualifying in Hockenheim und den Rennverlauf abwarten, bevor er sich in den Dienst der Mannschaft stellt.

"Wenn es in Hockenheim um alles geht, dann wird auch Mercedes jeden zurückpfeifen, der vor Gary liegen sollte", sagte der ehemalige DTM-Pilot Manuel Reuter im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Zumindest kann ich mir das gut vorstellen, gerade wenn es an dem Pünktchen liegen sollte." Beim Qualifying ist Teamorder auszuschließen, erst im Rennen könnte diese Maßnahme zum Tragen kommen. Green hat sich auf jeden Fall keinen besonderen Plan in dieser Beziehung zurecht gelegt, er peilt seinen nächsten Sieg im Motodrom an - und dafür muss er so weit wie möglich vorn stehen.

Das muss sowieso das Ziel sein, denn nur in den ersten Reihen kann er seinem Teamkameraden Paffett gegebenenfalls zur zweiten Meisterschaft seit 2005 verhelfen. "Wenn der eine Erster ist und der andere Achter, dann ist es mit der Hilfe nicht weit her", stellte auch Norbert Haug fest. "Wenn man näher beieinander ist, sieht das schon ein bisschen anders aus." Der Mercedes-Motorsportchef hofft vor allem, dass Titelanwärter Paffett nicht schon wieder einer Kollision zum Opfer fällt. Sowohl am Norisring als auch in Zandvoort wurde sein C-Coupe umgedreht und wichtige Punkte gingen flöten. "Das war nicht in Ordnung, und wir haben dadurch mehr Punkte verloren als jeder andere Wettbewerber im Championat", ärgerte sich Haug.

Laut Haug sei es bedingt möglich, sich während des Rennens gegenseitig im Team zu unterstützen. Ein Beispiel, wie man es nicht machen sollte, erlebte er beim vergangenen Rennen in Valencia, als Andy Priaulx seinen BMW-Kollegen Spengler vorbei ließ und dabei Audi-Pilotin Rahel Frey auf der Außenbahn wegblockte. "Hilfe, wie ich sie neulich gesehen habe, was die Rahel Frey betroffen hat, wird es bei uns nicht geben", versicherte Haug. "Das hat Audi so gesehen und wir ebenso." Und was sagt der Tabellenführende? Paffett cool: "Wir müssen Bruno schlagen und das gelingt uns am besten mit einem Sieg."