Nach zwei DTM-Titel in Folge hatte sich Timo Scheider für die Saison 2010 besonders viel vorgenommen. Es sollte der Hattrick werden, das war vor dem Auftakt in Hockenheim klar. Doch dann stellte sich schnell heraus, dass dieses Unterfangen kein leichtes werden würde. Auch wenn der zweifache Champion bis zum letzten Moment gekämpft hat - gegen die überlegenen Mercedes hatte auch Timo Scheider in dieser Saison keine Chance.

Es war der 19. September, als Timo Scheider eines der stärksten Rennen des Jahres fuhr. In der Motorsport Arena Oschersleben lieferte er sich in der ersten Rennhälfte ein Dreikampf mit dem Mercedes-Duo Bruno Spengler und Paul Di Resta, das in der Boxengasse entschieden werden sollte. Die Audi-Truppe machte den besten Job - und brachte Scheider so vor Spengler und seinen schottischen Teamkollegen.

Früh mit dem Rücken zur Wand

Zu diesem Zeitpunkt stand Scheider schon längst mit dem Rücken zur Wand, es musste unbedingt der erste Saisonsieg her. Von hinten wurde der Druck langsam größer, Scheider kam in Runde 32 kurz von der Strecke ab und geriet dann in immer größere Probleme. Ein schleichender Plattfuß machte sich bemerkbar, dann platzte nicht nur der Reifen, sondern auch Scheiders letzte Titelhoffnungen.

"Die Meisterschaft interessiert mich jetzt relativ wenig", lautete der erste Kommentar des Deutschen, der sich trotzdem deutlich enttäuscht präsentierte. "Wir haben strategisch alles richtig gemacht und ihn in eine Position gebracht, von der aus er gewinnen konnte. Aber wenn es nicht läuft, dann läuft es offenbar einfach nicht", sagte Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich in Oschersleben.

Auf seinen ersten Saisonsieg musste Timo Scheider bis zum vorletzten Rennen warten. Auf dem Mickey-Mouse-Kurs an der Adria fuhr Scheider allen davon, obwohl er im Qualifying nur die 16. Position belegte. Sicherlich half das chaotische Wetter, aber auch so fährt man mal nicht einfach so aus der vorletzten Startreihe zum Sieg.

"Ich fuhr in der zweiten Saisonhälfte wieder auf dem Niveau der beiden Vorjahre. Der Ärger über die verpatzten ersten Saisonrennen war zu diesem Zeitpunkt weitestgehend verflogen", so Scheider. Nach seinem Erfolg in Italien war die Freude natürlich riesig: "Dass ich am Ende ganz oben auf dem Podium stand, ist einfach unglaublich."

Zu schwache erste Saisonhälfte

Beim Finale in Shanghai landete Scheider noch einmal auf dem Podium, sammelte erneut viele Punkte und wurde so bester Audi-Pilot des Jahres. Im Fokus stand Scheider diesmal allerdings nicht im Rennen, sondern bereits im Qualifying. Ein heftiger Abflug in der ultraschnellen Zielkurve beendete die Zeitenjagd aller Teilnehmer, Scheider wurde nach dem Einschlag in die Mauer nur knapp von Martin Tomczyk verfehlt - Glück im Unglück.

Aber wir kam es überhaupt soweit? Schließlich fuhr Scheider der Konkurrenz in den vorherigen zwei Jahren um die Ohren. 2010 kam dagegen alles anders, vor allem der neue Dunlop-Reifen machte Probleme. In den ersten fünf Saisonrennen kam Scheider im Qualifying nicht unter die besten Fünf, im Rennen verpasste er das Podium immer wieder.

In Zandvoort wurde Scheider am Start durchgereicht, Foto: Sutton
In Zandvoort wurde Scheider am Start durchgereicht, Foto: Sutton

"Wir werden weiter kämpfen und wieder zurückschlagen, denn wir geben erst auf, wenn wirklich nichts mehr geht. Es wird hart, jetzt müssen wir richtig punkten", kündigte Scheider im Juni an. Auch wenn es am Ende nicht mehr reichen sollte, ein Aufschwung war in der zweiten Saisonhälfte deutlich zu erkennen.

In Zandvoort, einem seiner Lieblingskurse im DTM-Rennkalender, stellte Scheider seinen Audi A4 auf die Pole-Position. Zwar verlor er alle Chancen auf den Sieg durch einen Fehler am Start, trotzdem ging es zum ersten Mal hinauf auf das Podium. Kurz darauf kam er in Brands Hatch ebenfalls auf den zweiten Platz. Auch Rang zwei beim Deutschland-Finale in Hockenheim, der Sieg beim Gastspiel in Italien und Position drei beim Finale konnten sich sehen lassen. Letztlich hätte aber auch ein Sieg in Oschersleben nichts mehr an der Tatsache geändert, dass Mercedes in dieser Saison nicht zu schlagen war.