Die Karriere von Markus Winkelhock glich schon immer einer Achterbahn. Rauswurf bei Mercedes in der DTM, Comeback mit Audi, Testfahrten in der Formel 1 und Führungsrunden beim einzigen Grand Prix 2007 am Nürburgring - man sollte meinen der 30-Jährige hätte im Motorsport schon alles mitgemacht. Doch so eine Saison wie 2010 in der DTM, hat der Bad Cannstätter auch noch nicht erlebt. Im dritten Jahr in Folge mit dem Team Rosberg erlebte der Jahreswagen-Fahrer ein wahres Seuchenjahr.

Am Ende der Saison 2010 standen bei elf Rennen sieben Ausfälle zu Buche. Davon zu Saisonmitte allein sechs Rennen am Stück, an deren Ende der 30-Jährige nicht die Zielflagge sah. In der ohnehin kurzen DTM-Saison sind das Welten und eine derartige Durststrecke musste Winkelhock in seiner bisherigen Karriere wohl auch noch nicht verdauen.

Mit der Verpflichtung seiner neuen Teamkollegin Katherine Legge hingegen hatte Winkelhock trotz aller Miseren leichtes Spiel, um über das Jahr hinweg im teaminternen Duell zu glänzen. Ein allzu großer Trost für die verkorkste Saison wird das jedoch auch nicht gewesen sein. Immerhin außerhalb des DTM-Cockpits war es für den Schwaben ein gutes Jahr. Bei seinem Debüt beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring belegte der Audi-Pilot Platz drei. "Ich bin völlig sprachlos, dass ich hier auf das Podest gefahren bin", sagte Winkelhock damals und konnte seinen tollen Einstand auf der legendären Nordschleife kaum fassen.

Nachdem es beim Saisonbeginn der DTM in Hockenheim für den 30-Jährigen nur zu einem mageren 15. Platz reichte, wurde es beim zweiten Lauf in Valencia noch schlimmer und es kam zum ersten von vielen Ausfällen der Saison. Beim folgenden Rennen in der Lausitz war wenigstens ein leichter Aufwärtstrend erkennbar - Winkelhock schnappte sich auf der Strecke Molina und Jarvis und konnte den Lauf immerhin auf Rang zehn beenden.

Doch dann begann begann für Winkelhock eine fast unglaubliche Serie von Ausfällen, Problemen, Defekten, Unfällen und anderen Pannen. Beim Stadtrennen am Norisring musste er nach einer unliebsamen Begegnung mit David Coulthard bereits in der Anfangsphase aufgeben.

Verletzung beim Mountainbike-Fahren

Vor dem nächsten Lauf am Nürburgring folgte der nächste Schock: Winkelhock verletzte sich beim Mountainbike-Fahren und zog sich eine schmerzhafte Bänderdehnung zu. Geplante Einsätze abseits der DTM, wie beim 24-Stunden-Rennen in Spa, musste der Audi-Pilot absagen. Gerade rechtzeitig zum DTM-Lauf in der Eifel wurde Winkelhock wieder fit: "Die DTM hatte für mich immer höchste Priorität und nun bin ich zum Glück auch wieder absolut fit. Ich hatte ja genug Zeit, es ist wieder alles einwandfrei und ich war auch schon wieder Fahrrad fahren", teilte der Sohn des legendären Manfred Winkelhock damals mit und machte klar, dass nicht nur sein Formel-1-Kollege Mark Webber offensichtlich Probleme beim Umgang mit dem Mountainbike hat.

Immerhin seine Teamkollegin Katherine Legge hatte Markus Winkelhock zumeist fest im Griff, Foto: Sutton
Immerhin seine Teamkollegin Katherine Legge hatte Markus Winkelhock zumeist fest im Griff, Foto: Sutton

Das Rennen am Nürburgring war für den Audi-Fahrer dann trotzdem ein Wochenende zum Vergessen und schon in der ersten Kurve vorbei - Susie Stoddart beförderte Winkelhock bereits am Start ins Aus: "Das war eine dumme Aktion von ihr. Der Schlag war wirklich hart - dabei sind mir beide Räder abgerissen", zeigte sich Winkelhock nach dem Rennen voller Unverständnis über das heftige Einsteigen seiner Kollegin aus dem Mercedes-Lager.

In Zandvoort wäre der 30-Jährige über eine Kollision in Kurve eins wohl sogar noch erfreut gewesen - denn auf der Strecke zwischen den Dünen schaffte er es nicht mal an den Start. Winkelhock musste wegen eines Defekts an der Kardanwelle bereits während der Info-Runden vor dem Rennen ausrollen. Auch in Brands Hatch reichte es nicht für die Zielflagge und ein letzter Startplatz tat das Übrige zur Frustration. Besserung war nicht in Sicht: Reifenprobleme in Oschersleben verhagelten dann auch das Qualifying beim folgenden Lauf in der Magdeburger Börde. Im Rennen war der Auftritt des Audi-Piloten nach einem Dreher in Runde drei ohnehin schnell vorbei.

Der Ausfall von Oschersleben ging dabei auf Winkelhocks eigene Kappe, der nach dem erneuten Zwischenfall erste Selbstzweifel anmeldete: "Ich glaube, ich hole mir jetzt einen Psychiater, sonst halte ich die vier Wochen bis Hockenheim nicht durch", sagte der Bad Canstätter nach dem fünften Rennen ohne Zielankunft in Folge. Doch der zweite Lauf in Hockenheim verbesserte die Situation nicht - ganz im Gegenteil: Obwohl es nach dem Qualifying noch gut aussah und der Audi-Pilot es mit Platz sieben erstmals in den dritten Abschnitt des Zeittrainings geschafft hatte, machte am Sonntag eine Massenkollision, aus der sich auch Winkelhock nicht heraus halten konnte, die gute Position zunichte und Ausfall Nummer sieben stellte den vorläufigen Tiefpunkt des Jahres dar.

Starkes Ende

Die langersehnte Erlösung folgte erst beim vorletzten Rennen in Italien. Der Pechvogel der Saison lieferte ein fehlerfreies Rennen ab und kam vor den Markenkollegen Oliver Jarvis und Martin Tomczyk als Vierter ins Ziel. Damit stellte Winkelhock auch sein bisher persönlich bestes Ergebnis in der DTM ein. Der gute Eindruck zu Saisonende hin verstärkte sich noch durch das Ergebnis in China. Beim letzten Lauf des Jahres trumpfte der 30-Jährige mit einer bärenstarken Leistung auf. Platz fünf in der Qualifikation und immerhin Rang sieben im Rennen, brachten auch im zweiten Lauf hintereinander wertvolle Punkte ein.

Der überzeugende Schlussspurt konnte auch im Endklassement noch so einiges beschönigen. Winkelhock belegte somit am Ende den zwölften Rang. Nach den Plätzen elf und zehn in den Vorjahren zwar ein kleiner Rückschritt - angesichts der unglaublichen Pannenserie jedoch ein akzeptables Ergebnis. Teamkollegin Legge hatte Winkelhock obendrein zu jedem Zeitpunkt der Saison im Griff. Auch wenn der Schwabe im 2008er Audi A4 nur viertbester Jahreswagen Fahrer war - der starke Leistungsanstieg zum Schluss macht in jedem Fall viel Mut fürs nächste Jahr.