Alexandre Prémat hatte schon zu Beginn große Ziele, er wollte alle seine Kräfte bündeln, um 2010 in der DTM bester Jahreswagenfahrer zu werden. "Ich will möglichst viele Punkte sammeln - am liebsten in jedem Rennen", verriet der Audi-Pilot. Diese Ambitionen machte er schon vor der Saison mit Bestzeiten bei den Tests deutlich.

Doch schon beim Saisonauftakt der DTM auf dem Hockenheimring zählte Prémat zu einem der Unglücksraben. Wie drei seiner Audi-Markenkollegen geriet auch der Franzose in Probleme, als ihm in seinem ersten Stint der linke Hinterreifen platzte und er im Schneckentempo an die Box humpeln musste. Letztlich beendete Prémat das Rennen auf Platz zehn, doch es wäre viel mehr drin gewesen. Er nahm es sportlich: "Schade, denn das Podium war greifbar, aber das ist Motorsport."

Der Saisonhöhepunkt und einige Freunde weniger

Sein bestes Rennen der Saison zeigte Prémat schon bei der zweiten Runde in Valencia. Harte Kämpfe gegen Gary Paffett und einige spektakuläre Berührungen zogen heiße Diskussionen nach sich. Paffett forderte eine Entschuldigung, doch der Franzose war anderer Meinung: "Für mich liegt die Schuldverteilung bei 50-50, vielleicht sogar eher bei ihm. Ich war dicht dran, aber er hat mich trotzdem auf das Gras geschoben und ich hatte keine Chance, auf der Strecke zu bleiben. Das war unfair." Dennoch zog Prémat schließlich vorbei und stand als dritter auf dem Podium. Also kein Grund zur Aufregung.

Alexandre Prémat blieb trotz viel Ärger gelassen, Foto: Audi
Alexandre Prémat blieb trotz viel Ärger gelassen, Foto: Audi

Dieses Ergebnis wollte der 28-Jährige natürlich in der Lausitz wiederholen. Doch daraus wurde nichts, denn er verursachte auf dem Eurospeedway schon nach wenigen Metern völlig übermotiviert einen Unfall, durch den er auch Audi-Speerspitze Mattias Ekström ins Aus beförderte. "Ich entschuldige mich bei Eki und bei Audi", sagte Prémat kleinlaut, doch der Ärger war groß, auch bei Teamchef Ernst Moser. "So etwas darf einfach nicht passieren." Audi-intern wurde über eine Strafe für den Franzosen verhandelt, er durfte sich eine gelbe Karte und eine nicht unerhebliche Geldstrafe abholen. Eine Entscheidung über 2010 hinaus war allerdings noch nicht gefallen. Noch nicht.

Auf dem Norisring verlor der Audi-Pilot wohl den nächsten Freund. Vor dem Schöller-S traf Prémat den vor ihm fahrenden Paul Di Resta an der rechten Wagenseite und drehte den Mercedes-Fahrer um. Natürlich war Di Resta danach ziemlich sauer auf seinen französischen DTM-Kollegen. "In den letzten zwei Rennen hat er verschiedenen Fahrern das Wochenende zerstört, das ist nicht akzeptabel", lauteten die Worte des Briten.

Pech im Spiel…

Wenn es schon auf der Strecke nicht richtig laufen wollte, so klappte doch das private Glück. Denn in der Sommerpause heiratete Prémat seine langjährige Freundin Cléo. Pech im Spiel, Glück in der Liebe. So oder so ähnlich traf es auch den Franzosen, denn am Nürburgring wurde der frisch gebackene Ehemann in der achten Runde abgedrängt und landete unsanft in einem Reifenstapel.

Prémat fuhr die nächsten Rennen konstant und schnappte sich einige Pünktchen in Oschersleben. Zwischendrin bewältigte er den Paris-Versailles-Marathon und die 20 Kilometer von Paris. Beim zweiten Hockenheim-Rennen musste er seinen Audi nach einer Berührung mit Jamie Green in der Boxengasse abstellen. Doch der große Showdown folgte erst noch.

Das Saison-Aus in Italien

In der vorletzten Runde kollidierte der Franzose mit Maro Engel. Schuldzuweisungen wurden hin und hergeschoben, spielten letztlich aber keine Rolle. Denn sein Audi überschlug sich durch den Crash mehrfach - ein Horrorszenario. Doch Prémat hatte einen fleißigen Schutzengel und kam mit einer Schnittwunde aus dem zerstörten Boliden. "Das war der schwerste Unfall, den ich je hatte", so der Franzose. "Ich habe nur gedacht: Wann bleibt das Auto endlich stehen? Das möchte ich schnell vergessen." Auf den New York Marathon musste der Franzose allerdings nach diesem Unfall sicherheitshalber verzichten.

Langsam hatte sein Arbeitgeber aber wohl genug von Prémats Vorstellungen und so ersetzte Audi den Franzosen beim Abschlussrennen in Shanghai kurzerhand durch Darryl O'Young. Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich meinte dazu: "Es fiel uns nicht leicht, die Entscheidung zu treffen, Alexandre Prémat vor Ablauf seines Vertrages zu beurlauben. Leider gab es jedoch zuletzt in wichtigen Themen zu unterschiedliche Auffassungen. Wir möchten ihm für seine Arbeit in den vergangenen vier Jahren danken und wünschen ihm auf seinem weiteren Weg alles Gute." Das wünschen wir auch!