Was für ein Tag! Einige echte Dakar-Krimis gibt es zu berichten. Nach dem vergangenen Jahr, als man schon glaubte, dass es keine wirklich schwierige Navigation mehr geben würde und die Rallye fast nur noch auf schnellen Pisten abgehalten wird, gab es am Donnerstag einen richtigen Knallertag.

Man konnte es schon ahnen. Gab der Veranstalter doch vor der Etappe bekannt dass es ein schwieriges Dünenfeld gleich zu Beginn geben würde. Falls sich das jemand ersparen wolle, gäbe es auch eine Abkürzung, was allerdings zu 12 Strafstunden führen würde. Naja, sicher gut gemeint, um die Amateure im Rennen zu halten, die sehr deutlich langsamer agieren als die Frontrunner, aber selbstverständlich heißt Dakar-Spirit eigentlich, sich durchzukämpfen, was fast alle Teilnehmer auch so sahen.

Mit Ellen Lohr im Dakar-Biwak (03:52 Min.)

Seit diesem Jahr hat Veranstalter ASO dazu noch die Navigation erschwert. Jeder Teilnehmer muss im Laufe der Stage verschiedene sogenannte Waypoints anfahren. Fehlen die im GPS zieht das enorme Strafen, bis hin zur Disqualifikation nach sich. Diese Waypoints zeigen sich auf dem GPS nun nur noch in einer Umgebung von 300 m. Das ist im Offroad Gelände herzlich wenig. Man kann also durchaus richtig suchen müssen.

Und genau das mussten am Donnerstag einige. Auch die Favoriten blieben nicht von Navigationsirrtümern verschont. Selbst Stephane Peterhansel, dessen Stärke als ehemaligem Motorrad-Sieger eigentlich das “Mitnavigieren“ ist, war am Anfang auf Abwegen unterwegs.

Giniel de Villiers, nach dem Ausscheiden von Nasser Al-Attiyah Mitfavorit bei Toyota, erwischte es noch bevor überhaupt die erste Düne auftauchte. Er fuhr sich im weichen Sand fest und in Ermangelung einer einsatzfähigen Pressluftflasche zum Auffüllen des im weichen Sand abgelassenen Luftdrucks, musste sich die südafrikanisch-deutsche Crew de Villiers-Zitzewitz den Rest der Stage mit 1,1 Bar in den Reifen begnügen. Unter den Voraussetzungen ist ein sechster Platz als hervorragend zu werten.

Dramatisches spielte sich rund um den ehemaligen Dakar-Sieger Carlos Sainz ab. Er crashte seinen Peugeot. Mit der Abschlepphilfe des privat eingesetzten Peugeot-Buggies von Yannick Dalmas, erreichte der "Matador" das Biwak mit über zwei Stunden Verspätung. Spektakuläre Unfälle mit anschließend schneller Abreise hat er ja schon einige auf der Dakar gezeigt.

Ein weiterer Mitfavorit bietet den außergewöhnlichsten Ausfallgrund seit langem: Höhenkrankheit! Yazeed Al-Rajhi leidet seit gestern, als er sich mehrmals in seinem Auto übergeben musste. Am Donnerstag gab er auf, er kann einfach nicht mehr. Die Rallye wird noch einige Tage auf großer Höhe fahren und die 4.100 m während der Etappe am Donnerstag waren für ihn endgültig zu viel. Das ist aus deutscher Sicht besonders schade, da er mit Timo Gottschalk als Beifahrer und auf einem der drei neuesten Mini aus der Schmiede von Sven Quandt einer der Mitfavoriten war.

Am Ende liegen mit Depres (Peugeot), Hirvonen (Mini) und Roma (Toyota) drei verschiedene Marken auf den ersten drei Plätzen. Im Gesamtklassement hat allerdings weiterhin Peugeot mit drei Fahrern unter den ersten vier die besten Karten auf der Hand.

Auch aus anderen Kategorien gibt es Dramen zu berichten. Toby Price, der letztjährige Sieger, bricht sich ein Bein und ist ebenfalls draußen. Bei den Trucks gewinnt De Rooy vor einem Kamaz-Trio. Der Kampf der letzten Jahre geht also in eine neue Runde. Auch da gibt es nicht wirklich Erfreuliches von den Deutschen zu berichten. Artur Klein, Beifahrer bei Peter Versluis, einem der Top-5 auf MAN, kommt bei dieser Dakar noch nicht so richtig in Schwung und wird heute nur Zwölfter, nachdem er sich unter einer Brücke das halbe Fahrerhaus zerstört hat.

Ein harziger Tag also für die Teilnehmer, ganz nach dem Geschmack der Dakar-Fans! Auch die Bolivianer zeigen sich begeistert und feuern besonders ihre einheimischen Helden an. Evo Morales, der Präsident des Landes, gibt sich im Ziel in Tupiza auf einer wackeligen, kleinen Holztribüne ebenfalls die Ehre.