Nasser Al-Attiyah hat auf der sechsten Etappe der diesjährigen Rallye Dakar bereits seinen dritten Tagessieg eingefahren. In seinem MINI setzte sich der Gesamtführende knapp vor seinen schärfsten Verfolgern De Villiers/Von Zitzewitz im Toyota (+37 Sek.) durch. Dabei profitierte der Katari auch von mechanischen Problemen am Peugeot von Stéphane Peterhansel. Bis zur Mitte der Etappe hatte "Mr. Dakar" Al-Attiyah noch einen engen Kampf geliefert, ehe er durch den Defekt 20 Minuten einbüßte.

Für den zweiten deutschen Co-Piloten und Gesamtdritten im Feld lief es indessen merklich schlechter als bei Von Zitzewitz: Yazeed Al Rajhi und Timo Gottschalk verloren noch auf den letzten 30 Kilometern mehr als sechs Minuten auf das Spitzenduo, sodass in der Gesamtwertung nun fast eine halbe Stunde auf Al-Attiyah fehlt.

6. Etappe: Antofagasta - Iquique

(Verbindung: 370 km, Prüfung: 277 km)

Zunächst erwartete die Fahrer eine lange Verbindung entlang der Pazifik-Küste bis zum Start der sechsten Etappe nach Iquique. Insgesamt 277 Kilometer (davon 26 ohne Wertung) galt es in der Auto-Kategorie schließlich zu bewältigen. Nach den großen Höhendifferenzen der vorangegangenen Etappe spielte sich das Geschehen diesmal in einem deutlich kleineren Korridor ab - zwischen 500 und 1.150 Höhenmetern. Zum Ausgleich sorgte die Etappe auf andere Weise für eine große Herausforderung: Untergrundwechsel.

Nach knapp 70 Kilometern auf der inzwischen vertrauten steinigen Oberfläche führte die Route rund 25 Kilometer über Sand (eine neutralisierte Zone), nur um sofort wieder auf Stein zu wechseln. Nach 120 Kilometern folgte ein zweites, diesmal längeres Intermezzo: 50 Kilometer lang mussten sich die Piloten auf einer Mischung aus Sand und Erde in den Dünen vor Iquique beweisen, bevor die Strecke im Ziel und wieder auf Stein endete. Nach einer kurzen zweiten Verbindung feierten die Fahrer schließlich in Iquique das Halbzeit-Podium.

Bobby Gordon hämmerte in WP1 die Bestzeit in den Sand, Foto: Shakedown
Bobby Gordon hämmerte in WP1 die Bestzeit in den Sand, Foto: Shakedown

Bunter Marken-Mix an der Spitze

Erneut nahmen weniger Fahrer die Etappe in Angriff als noch am Vortag. Insgesamt neun Teams mussten aufgeben, darunter auch Carlos Sainz, der sich kurz vor Ende der fünften Etappe fünffach mit seinem Peugeot überschlug. So versuchten sich nur noch 82 Autos an der ersten Wertungsprüfung. Der Überraschungssieger des Vortags, Vladimir Vasilyev, eröffnete die Etappe.

Bei der späten ersten Zeitmessung an Checkpoint eins nach bereits mehr als 70 Kilometern auf Sand und Stein setzte sich jedoch Robby Gordon (Hummer) an die Spitze. Knapp dahinter fuhren Stéphane Peterhansel (Peugeot) und Dakar-Spitzenreiter Nasser Al-Attiyah (MINI) durch die Zeitnahme. Dem Gesamtzweiten Giniel de Villiers mit dem deutschen Co-Piloten Dirk von Zitzewitz (Toyota) fehlte bereits fast eine Minute. Damit blieb er zumindest knapp vor seinem schärfsten Verfolger Yazeed Al Rajhi (Toyota) sowie Nani Roma (MINI). Vasilyev landete im 1:33 Minuten abgeschlagen auf Rang elf.

Stéphane Peterhansel erwischte erneut einen starken Auftakt in die Etappe, Foto: Red Bull
Stéphane Peterhansel erwischte erneut einen starken Auftakt in die Etappe, Foto: Red Bull

Peterhansel jagt Al-Attiyah, von Zitzewitz bleibt dran

Über die Messpunkte zwei bis vier verlief die Route nun ausschließlich über steinigen Untergrund sowie den zweiten Checkpoint. Rund 180 Kilometer - inklusive einer 26 Kilometer langen neutralisierten Zone - hatten die Fahrer bis hierher zurückgelegt. Den besten Eindruck hinterließ Al-Attiyah, der sich knapp verfolgt von Peterhansel (+0:44 Min.) in Führung katapultierte. Von Zitzewitz und De Villiers verloren etwas Zeit (+1:28) und landeten hinter Gordon auf Rang vier. Dahinter folgten Roma, Holowczyc und der auf dieser Etappe bislang nicht so starke Al Rajhi (+2:37).

Defektteufel schockt Peterhansel, Gordon erobert Führung

Gerade noch heißer Anwärter auf den Etappensieg, zwang plötzlich ein mechanisches Problem an seinem Peugeot Mr. Dakar zu einem Halt: Peterhansel verlor 20 Minuten ehe er es zur fünften Zeitnahme schaffte. Dort weiter in Führung lag Nasser Al-Attiyah mit einer halben Minute Vorsprung auf Gordon und einer weiteren Minute auf de Villiers/von Zitzewitz.

Nun folgte der längere Abschnitt auf sandig-erdigem Geläuf. Nach insgesamt gut 230 Kilometern erreichten die Fahrer die sechste Zeitnahme - und die Führung wechselte: Gordon holte sich seinen Spitzenplatz aus der ersten WP des Tages zurück! Al-Attiyah folgte dem Briten mit einer halben Minute Rückstand während De Villiers/Von Zitzewitz etwas Boden gutmachten und sich bis auf eine Minute an den Katari heranpirschten. Nun auch wieder dicht dahinter auf Rang vier lag Al Rajhi, knapp vor Roma.

Al-Attiyah: 1 Sekunde Vorsprung 30 Kilometer vor dem Ziel, Foto: ASO
Al-Attiyah: 1 Sekunde Vorsprung 30 Kilometer vor dem Ziel, Foto: ASO

Kurz vor Finish: 1 Sekunde Vorsprung für Al-Attiyah!

Am siebten und letzten Messpunkt holte sich Al-Attiyah mit dem knappsten aller Vorsprünge die Spitze zurück: Genau eine Sekunde lag er kurz vor dem Finish vor Gordon. Al Rajhi/Gottschalk und De Villiers/Von Zitzewitz fehlten 30 Kilometer vor Zielankunft mehr als eineinhalb Minuten auf das Führungsduo.

Die Entscheidung: Im Ziel angekommen sah plötzlich alles viel souveräner aus, als es war. 1:44 Minuten brummte Al-Attiyah Gordon im letzten Teilstück auf und sicherte sich so seinen dritten Tagessieg. Doch das nicht einmal vor dem Briten. Denn De Villiers/Von Zitzewitz lieferten kurz vor Schluss ihr Meisterstück: Mehr als eine Minute luchste das Toyota-Team Al-Attiyah ab, sodass im Ziel nur 37 Sekunden zum Tagessieg des Hilux fehlten. Auch Nani Roma setzte sich durch ein starkes Finish noch vor den Hummer-Fahrer. Noch mehr Zeit als Gordon ließen indessen Al Rajhi/Gottschalk liegen. Der zweite Toyota verlor nochmals sechseinhalb Minuten auf Al-Attiyah und damit insgesamt weitere acht Minuten im Gesamtklassement.

Während die Motorräder und Quads am Samstag nun ein Ruhetag erwartet, steht für die Auto-Kategorie ein Marathon-Wochenende auf dem Programm: Am Samstag stehen 300 Wertungskilometer von Iquique nach Uyuni an, am Sonntag erwartet die Fahrer die lange Rückfahrt mit satten 784 Wertungskilometern.

Ergebnis: 6. Etappe Autos (Top 10)

1. Al-Attiyah/Baumel (MINI) 02:37:18 Stunden
2. De Villiers/Von Zitzewitz (TOYOTA) + 00:00:37
3. Roma/Perin (MINI) + 00:01:24
4. Gordon/Campbell (HUMMER) + 00:01:45
5. Terranova/Graue (MINI) + 00:05:48
6. Ten Brinke/Colsoul (TOYOTA) + 00:08:04
7. Al Rajhi/Gottschalk (TOYOTA) + 00:08:15
8. Holowczyc/Panseri (MINI) + 00:11:58
9. Van Loon/ Rosegaar (MINI) + 00:13:18
10. Lavieille/Maimon (TOYOTA) + 00:13:23

Gesamtwertung: Autos 06/13 (Top 10)

1. Al-Attiyah/Baumel (MINI) 19:30:44 Stunden (Strafzeit: 00:02:00)
2. De Villiers/von Zitzewitz (TOYOTA) + 00:11:12
3. Al Rajhi/Gottschalk (TOYOTA) + 00:28:44
4. Holowczyc/Panseri (MINI) + 01:00:53
5. Ten Brinke/Colsoul (TOYOTA) + 01:04:23
6. Van Loon/Rosegaar (MINI) + 01:06:43
7. Lavieille/Maimon (TOYOTA) + 01:27:22
8. Sousa/Fiuza (Mitsubishi) + 01:42:45
9. Chabot/Pillot (MINI) + 01:49:27
10. Peterhansel/Cottret (PEUGEOT) + 01:49:41