Dein Ziel der Top-10 hast du definitiv erreicht. Bist du mit dem sechsten Platz beim WM-Auftakt zufrieden?
Kevin Wahr: Ja, das auf jeden Fall. Kenan Sofuoglu und Michael van der Mark sind gestürzt, aber selbst wenn das nicht passiert wäre, wären wir noch auf Platz acht oder neun gelandet. Damit sind wir definitiv glücklich. Wir liegen in den Top-10. Zu einem Rennen gehört es besonders, es zu beenden und das ist uns trotz Abbruch und Öl auf der Strecke gelungen. Es ist natürlich super, dass es so ausgegangen ist.

Hattest du dir das erste Rennen der Weltmeisterschaft so vorgestellt?
Kevin Wahr: In gewisser Weise schon. Unvorhergesehen war natürlich der Neustart. Ich war darüber aber eher glücklich als traurig. So konnte ich noch einmal in die Box fahren, mich sammeln und dann weiter vorne starten. Das Rennen wäre sonst verdammt lang gewesen und wir hätten besonders bei dieser Distanz enorm auf die Reifen achten müssen. Durch den Abbruch war es dann ok. Klar ist das Fahrerfeld schon ein ganz anderes. Vor allem war ich aus der IDM gewohnt, aus der ersten Reihe loszufahren und als Erster in die erste Kurve einzubiegen. Da hat man freie Sicht. Hier bin ich von Platz 13 aus gestartet und hatte lauter verrückte Rennfahrer um mich rum, die allesamt Positionen gutmachen wollten. Da muss man sich schon richtig anstrengen.

Was hast du insgesamt am ersten WM-Wochenende gelernt?
Kevin Wahr: Da muss man in den sportlichen Aspekt und das Team unterscheiden. Sportlich habe ich ganz klar sehr viel gelernt und sehr viel mehr als an einem IDM-Wochenende, weil hier einfach viel mehr Fahrer sind, die richtig schnell, beziehungsweise noch schneller sind. In der IDM ist das Fahrerfeld schon verdammt stark, hier ist es noch stärker. Von den Fahrern hier lernt man mehr, man gewinnt fahrerisch einfach dazu. Sie fahren hier und da aggressiver, zum Beispiel waren die Jungs hier im Warm-Up genauso aggressiv und schnell unterwegs wie im Training. Im Rennen ist die erste Runde eindeutig sehr wichtig. Man muss sich einreihen, denn während des Rennens oder in den letzten Runden wird es eng und schwierig, ein, zwei Plätze gutzumachen, weil hier alle auf einem konstant hohen Level sind. Vom Team her hat sich für mich nicht viel geändert. Ich habe die gleichen Leute um mich, worüber ich sehr glücklich bin. Allerdings hat sich der Ort verändert. Australien ist schon ungewohnt, dazu muss man bei den Übersee-Rennen aus den Frachtkisten leben. Ich bin froh, dass wir in Spanien wieder einen LKW dabeihaben, in den man sich auch einmal reinsetzen und seine Ruhe haben kann.

Was machst du in den nächsten sieben Wochen bis zum nächsten Rennwochenende in Aragon?
Kevin Wahr: Ein Test steht nicht mehr an. Wir müssen jetzt das machen, was man normalerweise vor der Saison macht. Wir haben uns sehr kurzfristig für Australien vorbereitet, weil das ursprünglich nicht geplant war. In erster Linie müssen wir uns jetzt darum kümmern, die ganze WM-Saison auf die Beine zu stellen. Wir haben ein tolles Projekt, das gut läuft. Ich bin aber natürlich froh um jeden, der bei dieser Aktion mit aufspringt oder dazu beiträgt. Wir versuchen noch Sponsoren für unser Projekt zu gewinnen.