Wer noch nie von Onit gehört hat, braucht wohl etwas Nachhilfe. Denn der Begriff ist der Slogan des neuen Supersport-Weltmeisters. Eigentlich hätten Sam Lowes in Magny-Cours zwei Punkte gereicht, um sich frühzeitig die Krone aufzusetzen, doch sein Kampfgeist ließ ihm keine Ruhe. Wenn man ein Rennfahrer ist und Meister werden will, hat man eine gewisse Einstellung. Im Nachhinein wäre es sicherlich leichter gewesen, den dritten Platz einfach zu nehmen. Wenn man den Helm dann auf dem Kopf hat, denkt man, dass ein Sieg möglich ist und man gibt alles dafür. Dann ist man einfach im Renn-Modus", erklärte er Motorsport-Magazin.com. Fünf Rennsiegen und fünf weitere zweite Plätze reichten schließlich für seinen ersten Titel auf internationaler Ebene.

Schon im letzten Jahr auf Honda wusste Sam Lowes, dass er das Zeug zum Weltmeister hat, Foto: Honda
Schon im letzten Jahr auf Honda wusste Sam Lowes, dass er das Zeug zum Weltmeister hat, Foto: Honda

Schon 2010 stand der Pilot aus Lincoln einmal ganz oben: In der britischen Supersport-Meisterschaft besiegte er vor drei Jahren auf einer Honda CBR600RR mit fünf Siegen in Brands Hatch, Knockhill, Cadwell Park, Croft und Silverstone all seine Verfolger und schnappte sich nicht nur die Supersport-Krone, sondern auch einen Platz im Parkalgar Honda Team für die Supersport-Weltmeisterschaft 2011. Im WSS-Debütjahr fuhr der talentierte Brite sechs Mal aufs Podium und wurde am Saisonende Sechster.

Im Jahr darauf wechselte Lowes zu Bogdanka PTR Honda - dem Schwesternteam von Parkalgar - und führte die Crew fast an die Spitze der WM. Mit zwei Siegen in Donington und Aragon fuhr er zu Gesamtrang drei und entschied sich damit eine neue Herausforderung anzugehen. Der 23-Jährige wechselte zu Beginn der Saison 2013 ins russische Yakhnich Motorsport Team auf Yamaha und ließ alle Kritiker verstummen.

Mit Siegen in Assen, Monza, Donington und Portimao war Lowes in Imola sogar kurz davor, den WSS-Sieg-Rekord zu knacken. Doch sein härtester Widersacher, Kenan Sofuoglu schlug in Italien zurück. Der Supersport-Weltmeister des Vorjahres hielt aber nicht nur in Imola ordentlich dagegen, sondern entschied auch weitere Kämpfe der Sofuoglu-Lowes-Solo-Show für sich. Durch Patzer wie am Nürburgring fiel der türkische Pilot allerdings immer wieder zurück.

Lowes übte Druck aus und überflügelte den mehrfachen Weltmeister. "Ich gewinne Rennen wie diese ungern. Kenan hat hart gepusht und ich wollte nicht, dass er stürzt. Selbst nach all dem, was in den letzten Läufen passiert ist, kämpfe ich gern gegen ihn. Ich will diese Meisterschaft unbedingt gewinnen, aber nicht durch Fehler von ihm. Aber Rennsport ist nun einmal Rennsport", sagte der Valentino-Rossi-Bewunderer nach seinem Sieg in Deutschland, der ihn seinem großen Traum immer näher brachte.

Mit dem frühzeitigen Titelgewinn triumphierte Lowes endgültig über den vierfachen Supersport-Champion Sofuoglu. "Beim Start des Rennens war das Bike echt gut, ich war glücklich. Zehn oder elf Runden lang bin ich einfach nur gefahren, habe an nichts gedacht und versucht, mit den anderen an der Spitze davonzufahren, damit es leichter wird. Dann sah ich auf den Bildschirmen, dass wir nur noch zu Dritt waren. Also habe ich Iddon und Sofuoglu vorbeigelassen. Das war aber ein großes Problem, denn dann wurde ich nervös und dachte an die WM. Am Ende hat es geklappt", strahlte der 23-Jährige.

Für 2014 hat der 40-fache WSS-Rennsieger bereits einen Vertrag mit dem Yakhnich Team in der Tasche, entschied sich aber, den Weg in den Grand-Prix-Zirkus einzuschlagen. "Jetzt ist die beste Chance dafür. Die bekomme ich vielleicht sonst nie wieder", begründete er trotz Loyalität zu seinem russischen Team. Auch sein Zwillingsbruder, Alex Lowes - der aktuell um den Titel der britischen Superbike-Serie kämpft - wird zu 90 Prozent bei Paul Bird in der MotoGP anheuern. Eine reine Familienangelegenheit? Wer weiß. In jedem Falle sind beide on it und arbeiten hart am Traum eines jeden Motorradrennfahrers.