Wie würdest du deine Meisterschaftssaison zusammenfassen?
Sam Lowes: Letztes Jahr im November fuhr ich zum ersten Mal mit dem Team. Schon seit diesem Zeitpunkt war es einfach nur fantastisch. Ich hatte ein gutes Gefühl auf dem Bike, wunderbare Beziehungen zu den Leuten im Team. Ich wusste nach der letzten Saison, dass ich gut sein könnte, wenn ich ein gutes Team um mich habe. Am Ende war es besser als wir dachten, denn wir haben jedes Rennen auf Platz eins oder zwei beendet - abgesehen von Aragon, wo wir Probleme mit dem Motor hatten. Ich habe geglaubt, dass wir um den Titel kämpfen können, aber wir waren noch viel besser, als ich mir jemals ausgemalt hatte. Das ist fantastisch!

Die Saison war durch den Unfall von Andrea Antonelli in Moskau aber auch eine sehr tragische…
Sam Lowes: Das war schon ziemlich schwer und ich war durcheinander. Am Ende ist das aber unser Job, wir müssen damit leben und versuchen nach vorne zu schauen. Natürlich ist das die schlechte Seite des Sports, aber wir müssen einfach damit umgehen.

Was hast du in der Türkei gedacht, als dir der erste Matchball nicht gelungen ist?
Sam Lowes: Mir war schon klar, dass sie alle auf Kenans Seite sein würden. Schon in der Startaufstellung, als ich den Helm abnahm, waren eine Menge türkischer Fans da, die immer wieder 'Kenan, Kenan' riefen. Ich dachte mir nur: 'Mist, ich muss nicht nur einen schlagen, sondern alle.' Im Rennen habe ich die ganzen Fans auf der Start-Ziel-Geraden auch gehört. Ich habe versucht, zu gewinnen, wollte aber keine blöden Überholmanöver machen und dann stürzen. Das Rennen in der Türkei war aus vielerlei Gründen sehr schwierig. Sicherlich wäre es gut gewesen, dort schon zu gewinnen, aber hier in Magny-Cours ist es noch besser. Wenn ich in der Türkei gewonnen hätte, wäre ich vielleicht nie von der Rennstrecke weggekommen. [lacht]

Wie erleichternd war der zweite Platz in Magny-Cours?
Sam Lowes: Alle kamen vorher zu mir und meinten, zwei Punkte zu holen, sei doch kein Problem. Wenn ich das Rennen starte, um 14. zu werden, dann brauche ich aber gar nicht erst fahren. Also wollte ich einfach ein gutes Rennen fahren und komplett konzentriert bleiben. Gestern fühlte sich das Bike nicht so super an. Wir haben im Warm-Up noch etwas ausprobiert, da war es aber noch etwas feucht, also wusste ich nicht, ob es gut ist oder nicht. Beim Start des Rennens war das Bike echt gut, ich war glücklich. Zehn oder elf Runden lang bin ich einfach nur gefahren, habe an nichts gedacht und versucht, mit den anderen an der Spitze davonzufahren, damit es leichter wird. Dann sah ich auf den Bildschirmen, dass wir nur noch zu Dritt waren. Also habe ich Iddon und Sofuoglu vorbeigelassen. Das war aber ein großes Problem, denn dann wurde ich nervös und dachte an die WM. Am Ende hat es geklappt. Ich dachte schon, dass ich es heute schaffen könnte. Das Wetter war wechselhaft, das Bike schwierig, jetzt im Nachhinein war es leicht. Aber vor dem Rennen denkt man einfach an lauter solche Dinge, an Probleme, die möglicherweise gar keine sind. Ich habe die letzten beiden Nächte nicht geschlafen. Also ja, ich bin jetzt glücklich.

Warum hast du dich nicht einfach mit Platz drei abgefunden und bist ein so großes Risiko eingegangen?
Sam Lowes: Das ist schwer zu erklären. Wenn man ein Rennfahrer ist und Meister werden will, hat man eine gewisse Einstellung. Im Nachhinein wäre es sicherlich leichter gewesen, den dritten Platz einfach zu nehmen. Wenn man den Helm dann auf dem Kopf hat, denkt man, dass ein Sieg möglich ist und man gibt alles dafür. Dann ist man einfach im Renn-Modus. In der letzten Runde als ich hinter Kenan lag, sagte ich mir selbst, dass der zweite Platz gut ist. Ich habe nicht mehr versucht ihn anzugreifen und das Rennen einfach beendet.

Gibt es etwas Neues für 2014?
Sam Lowes: Ja, ich werde nächstes Jahr Moto2 fahren. Das ist gut. Ich will das Team jetzt noch nicht verraten, weil das gegenüber Yakhnich nicht fair wäre. Eigentlich habe ich mit ihnen ja noch einen Vertrag für 2014, aber wir haben uns jetzt darauf geeinigt, den zu beenden. Ich will in die GP gehen, erst einmal Moto2 und in Zukunft, wenn ich gut bin vielleicht MotoGP. Ich will nicht noch ein Jahr in der Supersport bleiben und auch nicht zu diesem Zeitpunkt unbedingt in die Superbike wechseln. Offiziell ist das aber erst heute Abend.