Es gibt nicht viele Fahrzeuge, die eigentlich fast schon zu hardcore sind, um sie im Alltag und im Normalverkehr auf den heimischen Straßen zu fahren. Der BMW M4 CSL ist definitiv so ein Kandidat. Unter der Haube sitzt wie beim M4 GT3 ein Reihensechszylinder mit M TwinPower Turbo-Technologie, 550 PS und maximal 650 Newtonmeter Drehmoment. Dabei ist das 3,0-Liter-Aggregat konsequent auf hohe Drehzahlen und maximale Kraftentfaltung ausgerichtet. Das Kühlsystem und die Ölversorgung sind weiters auf den Rennstreckeneinsatz ausgelegt und so sprintet der BMW mit dem 8-Gang-M-Steptronic-Getriebe in nur 3,7 Sekunden von null auf 100 km/h. In 10,7 Sekunden wird die 200-km/h-Marke erreicht. Die Höchstgeschwindigkeit wird elektronisch auf 307 km/h limitiert. Mit Sicherheit wäre hier noch deutlich mehr drinnen.

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Foto: Simninja

Durchdrehende Reifen

Mit dem Wissen, was unter der langen Haube des Coupés steckt, fuhren wir Richtung bayrische Alpen und fanden uns auf engen, kurvigen Passstraßen wieder – und was soll man sagen: Die Performance und der Sound des Fahrzeugs sind einfach nur irre. Der BMW lässt sich sehr dynamisch bewegen und untersteuert nicht. Für noch mehr Spaß kann man im „Dynamic Modus“ das ESP auf „Sport“ stellen. Das ESP im Straßenverkehr komplett auszumachen, würden wir beim M4 CSL auf keinen Fall empfehlen. Die M Traction Control ermöglicht zudem die Eingriffsschwellen der Radschlupfbegrenzung individuell festzulegen. Auf trockener Fahrbahn werden in den Stufen 1 bis 5 kontrollierte Driftmanöver unterstützt. Die Stufen 6 bis 10 orientieren sich an der für Wettbewerbsfahrzeuge im Tourenwagen-Rennsport entwickelten Applikation und berücksichtigen neben der Fahrbahnbeschaffenheit auch die Reifentemperaturen, um ein Maximum an Traktion und Fahrstabilität zu gewährleisten. Hat man dann noch die Michelin Cup 2 R SemiSlick-Reifen montiert gehört man definitiv nicht mehr auf öffentliche Straßen, sondern besser auf eine Rennstrecke, denn vor allem bei Regen und höheren Geschwindigkeiten ist hier Fuß vom Gas angesagt – durchdrehende Räder im 3./4. Gang sind keine Seltenheit.

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Das gelbe Licht muss sein

So scharf wie die Performance, so gelungen ist auch das Design des M4 CSL. Serienmäßig wird die Karosserie in der Farbe „Frozen Brooklyn Grey metallic“ lackiert. Als Ergänzung gibt es Sicht-Carbon-Oberflächen am Frontsplitter und Diffusor sowie roten Farbakzente. Bei Letzteren handelte es sich um Aufkleber und keine Lackierung, was hier und da leider etwas billig aussah. Alternativ werden die Außenfarben „Alpinweiß uni“ und „Saphirschwarz metallic“ angeboten. Neben dem riesigen „Nieren-Schlund“ (der zum M4 CSL perfekt passt) gibt es die modellspezifischen, gelben Lichtsignaturen leider nur als aufpreispflichtige Sonderausstattung. Das Laser-Licht mit den gelben Tagfahrleuchten nimmt Bezug auf die GT-Rennfahrzeuge der Vergangenheit und sollte eigentlich serienmäßig immer dabei sein. Leider hatte auch unser Testfahrzeug nur das „normale“ Licht verbaut.

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Rücksitze: Fehlanzeige

Kommen wir nun zum Interieur. Das absolute Highlight sind ohne Frage die Carbon-Schalensitze und die extrem tiefe Sitzposition. Das Ein- und Aussteigen muss aber aufgrund des hohen Sitzwagens geübt sein. Das Lenkrad lässt sich zudem sehr gut einstellen und hat deutlich mehr Spielraum als so manch andere Fahrzeuge in diesem Segment. Lediglich die Polsterung könnte weniger dick ausfallen. Durch die tiefe Sitzposition befindet sich der Armaturenträger vor einem höher als üblich. BMW verbaut beim M4 CSL noch das alte Design ohne „Curved Display“ mit vielen Knöpfen, die wenn man kein BMW-Fahrer ist, anfangs doch etwas überfordernd sein können. Weiters war bei unserem Fahrzeug leider keine Rückfahrkamera verbaut, was das Rangieren des doch recht großen Coupés erschwerte. Völlig überzeugt hat uns wiederum die sehr gute Soundanlage. Diejenigen, die Passagiere auch auf der Rückbank mitnehmen möchten, müssen wir jetzt enttäuschen, denn der M4 CLS besitzt keine. Der Hersteller setzte bei der Entwicklung des Fahrzeugs auf einen konsequenten Leichtbau und konnte mit dem Wegfall der Rückbank und ihrer Gurte immerhin 21 Kilogramm einsparen. Dank zahlreicher solcher Einsparungen kommt man auf ein DIN-Leergewicht von nur 1.625 Kilogramm. Ein paar Gramm mehr hätte man aber für eine Umrandung der kabellosen Ladeschale für Smartphones in Kauf nehmen können. Bei Kurvenfahrten oder Beschleunigungen verrutschte das Handy sehr schnell und wurde demnach nicht mehr geladen.

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Auf der Rennstrecke hat das Handy wahrscheinlich sowieso nichts in der Ladeschale zu suchen, denn genau für diese Umgebung ist der M4 CSL im Grunde gemacht. Das Auto bereitet schon auf den öffentlichen Straßen extrem Spaß und lässt nur vermuten, was unter der Haube noch so alles an Kraft steckt. Die komplette Power kommt dann in Geschwindigkeitsbereichen zum Vorschein, die nur abseits auf Rennstrecken möglich sind. Wie viele Kunden es wirklich in den abgezäunten Bereich schaffen, sei dahingestellt. Für 170.280 Euro kann man mit dem BMW aber natürlich auch in den Wochenendausflug fahren und einfach nur das markant-muskulöse Exterieur-Design bewundern.

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