Irgendwie blieb uns der Audi RS 5 Coupé dann doch etwas länger im Gedächtnis – und als wir kurzerhand die Chance bekamen, ein weiteres competition-Model von Audi zu testen – schlugen wir natürlich zu. Diesmal handelte es sich um den RS 4 Avant. Dass die Kombis der Ingolstädter geräumig sind und auf jeder Urlaubsfahrt eine gute Figur machen, ist bekannt. Deshalb war der Urlaubstest des Avant schon vor unsere Abfahrt nach Kroatien bestanden. Das einzige Manko: Ein viel zu kleines Handschuhfach. Sonst macht der Kombi in Sachen Platzangebot eine gute Figur und ist durch das automatische „Mitfahren“ der Kofferraumabdeckung beim Öffnen und Schließen der ebenfalls automatischen Heckklappe auch ausgesprochen praktisch.

Audi, Audi RS4
Foto: simninja

Schalensitze zum Wohlfühlen, verwirrte Verkehrszeichenerkennung

Betrachtet man den RS 4 Avant von außen, so wirkt dieser aufgrund der Lackierung „Nardograu“ zunächst unscheinbarer als unser feuerroter RS 5. Die optionalen matten Carbon-Applikationen, die schicken dunklen 20-Zoll-Felgen samt den roten Bremssätteln und die Matrix-LED-Leuchten vermitteln aber gemeinsam mit der grauen Lackierung einen unverwechselbaren, gutaussehenden Look. Das Interieur ist, anders als beim RS 5 Coupé competition, mit den Schalensitzen versehen, die auf der längeren Autofahrt Richtung Kroatien deutlich bequemer waren als die normalen Sitze. Sie hätten lediglich etwas tiefer beziehungsweise der Sitzwagen verstellbar sein können. Dennoch, die Stühle mit der matten Carbonschale sind ohne Frage ein optisches Highlight des Innenraums. Weniger Fan waren wir (wie beim RS 5 Coupé) von dem schwarzen Klavierlack an den Vordersitzen, welcher schnell staubig wird und zudem kratzempfindlich ist. Hinter dem 3-Speichen-Sportkontur-Lederlenkrad ist das optionale virtual cockpit plus mit zusätzlichem RS-Layout verbaut. Ergänzend gibt es dazu einen Head-up-Display. Ebenso aufpreispflichtig ist der Tempomat mit der kamerabasierten Verkehrszeichenerkennung, die man sich bei den Optionen, um ehrlich zu sein, fast sparen könnte. Das System war auf unserer Reise sehr fehleranfällig und kostete uns so einige Nerven. Es erkannte wiederholt falsche Geschwindigkeitsvorgaben (sogar Aufkleber an LKW), hatte Schilder eingespeichert die es teilweise gar nicht mehr gab oder bremste in leichten Kurven mit Ruck (die RS-Keramikbremsanlage packt kräftig zu) viel zu stark ab. Da haben andere Hersteller bessere Systeme am Markt. Schlussendlich fuhren wir größtenteils ohne Tempomat ans kroatische Meer.

Audi, Audi RS4, Interieur
Foto: simninja

Die Tieferlegung muss sein

Deutlich besser als bei so manchen Technologie-Features ist Audi bei den Motoren und der Technik. Wie beim RS 5 Coupé competition, kommt auch beim RS 4 Avant mit dem Zusatzpaket der V6-Biturbo mit 450 PS und 600 Newtonmeter Drehmoment zum Einsatz. Hier ist der Kombi dem Coupé im Sprint von null auf 100 km/h nur 0,1 Sekunden hinterher und legt diesen in 3,9 Sekunden zurück. Maximal sind 290 km/h möglich. Klanglich orientiert sich das Aggregat ebenfalls am RS 5 Coupé. Der Klang ist mit offenen Klappen laut und vielleicht für manchen Geschmack etwas zu „digital“. Weiters ist auch das RS-Sportfahrwerk pro, ein manuell verstellbares Gewindefahrwerk, mit an Bord. Dieses war beim RS 5 etwas genauer eingestellt und wankte weniger. Ab Werk ist das Fahrzeug mit einer um 10 Millimeter tieferen Trimmlage gegenüber den herkömmlichen RS-Exemplaren ausgestattet. Darüber hinaus ist eine manuelle Tieferlegung der Trimmlage um weitere 10 Millimeter möglich, was einer Gesamtreduzierung von 20 Millimetern gegenüber dem Serienzustand entspricht. In der Praxis ist die Tieferlegung kein Hindernis und wir sind auch im RS 4 Avant problemlos überall hingekommen. Eine höhere Federrate, dreifach verstellbare Dämpfer und steifere Stabilisatoren steigern zudem das Erlebnis beim Fahren – was wir nur bestätigen können.

Audi, Audi RS4
Foto: simninja

Ein paar kleine Schwächen hat der Audi RS 4 Avant competition. Aber: Optisch sowie technisch steht er extrem gut da. Das Aggregat hat ordentlich Power, bietet ungemein viel Fahrspaß und kratzt am Niveau des Coupés, sodass man auf so manche Macken hinwegsehen kann. Der Gesamtpreis unseres Testwagens betrug samt des RS competition plus-Pakets und zahlreichen anderen Extras 124.285,01 Euro. Der Verbrauch pendelte sich bei 9,8 Liter auf über 3.000 Kilometer ein.