Wie ist die Erwartungshaltung vor der neuen Saison?
Christopher Mies: Wir haben eine gute Fahrerpaarung, ich kenne das Team schon vom letzten Jahr und im Bereich des Technik-Teams haben wir noch einmal aufgerüstet. Wir kennen das Auto gut, kennen das Team gut und verfügen über Erfahrung. Ich denke, wir haben eines der stärksten Autos im Feld, denn das Auto ist seit Jahren entwickelt worden und in seinem finalen Stand nun ziemlich stark. Dementsprechend freue ich mich auf eine tolle Saison.

Kannst Du konkretisieren, was ihr genau verbessert habt?
Christopher Mies: Den Audi fahre ich ja schon seit 2009, das 2013er Modell bin ich jetzt viel im Winter gefahren und war auch bei den Tests und der Entwicklung stark mit eingebunden, was für uns natürlich sehr gut war, weil wir das Auto somit nach unseren Wünschen aufbauen lassen können. Das Auto war wirklich sehr gut, fast schon überraschend stark. Wenn man das Auto vorher kannte, ist es von der Optik ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Es war ja gerade im Heckbereich sehr brav gehalten - jetzt haben wir einen mächtigen Diffusor und großen Heckflügel - das ist schon ein mächtiger Schritt gewesen, aber der hat sich ausgezahlt, denn das Auto war von Anfang an direkt schneller und für mich sehr komfortabel und vor allem auch einfacher zu fahren, weil eben der Grenzbereich breiter geworden ist. Wir haben jetzt zwar keinen Sprung von einer Sekunde nach vorne gemacht, aber es ist einfach für uns Fahrer angenehmer zu fahren. Dadurch werden wir in Zukunft noch schneller, weil wir uns weniger darauf konzentrieren müssen, mit dem Auto zu arbeiten, und uns mehr darauf konzentrieren, wie wir die Kurve anfahren, wo wir unsere Bremspunkte ansetzen und so weiter.

Wenn man das hört, muss man ja fast schon fragen: Was kann euch überhaupt noch einbremsen?
Christopher Mies: Ja, das Auto ist zwar super, aber natürlich hängt es auch immer davon ab, wie die BOP (Balance of Performance) dann aussieht. Da gibt es einige Punkte, wo die FIA uns ins Fleisch schneiden könnte, wenn sie das denn wollte. Darauf hoffen wir aber einmal nicht, weswegen in erster Linie festzuhalten bleibt, dass wir eine gute Basis haben. Nun wollen wir auf diese aufbauen.

Deinen Teamchef Christian Abt kennt Du ja bereits bestens...
Christopher Mies: Ich bin seit 2009 mit Audi zusammen und lustigerweise hat ausgerechnet Christian mich damals zur Mitte der Saison mit ins Boot geholt als er Meister geworden ist. So haben wir uns kennengelernt und jetzt ging es relativ schnell weiter, ich bin danach zwei Jahre lang bei Abt gefahren, Vizemeister und Dritter geworden. Das Vertrauen war also schon immer da, so gesehen habe ich mich gefreut, dass wir letztes Jahr wieder Teamkollegen waren. Diese Saison ist er jetzt wieder der 'böse' Chef - er ist ein strenger, aber ein guter Chef.

Augen auf: Für's Modeln hat sich Mies schon ein paar Tipps geholt, Foto: Frederik Hackbarth
Augen auf: Für's Modeln hat sich Mies schon ein paar Tipps geholt, Foto: Frederik Hackbarth

Wie sieht Dein weiteres Programm in diesem Jahr aus?
Christopher Mies: Ich fahre auch wieder in der Blancpain-Serie, wie schon letzte Saison als wir Meister geworden sind. Auch in der VLN werde ich Rennen bestreiten, genauso wie die 24 Stunden auf dem Nürburgring und in Spa. Langweilig wird mir sicher nicht. Ich habe mir vergangene Woche einmal einen Kalender mit allen Rennterminen erstellt - und das sieht schon alles ziemlich voll aus. Für uns Fahrer ist es im Endeffekt aber das Beste, wenn wir jede Woche im Auto sitzen und fahren können. Jeder Meter macht einen schneller, denn man findet immer wieder etwas Neues heraus: Egal, ob mit dem Dämpfer, Stabilisator oder Heckflügel. Man ist unterwegs und denkt sich immer wieder: 'Ah, hier habe ich wieder etwas verbessert.' Das sind zumeist nur kleine Änderungen, aber die bringen wirklich etwas.

Was sagst Du zu eurer neuen Testpilotin Doreen Seidel und der neuen Aufgabe, ihr mit Rat und Tat zur Seite zu stehen?
Christopher Mies: Sie hat letztes Jahr ja schon ein paar Mal bei uns vorbeigeschaut und ich denke, für sie ist es unheimlich spannend, jetzt einmal so richtig vom Amateur-Rennsport in den Profisport zu gelangen. Ich bin gespannt, wie sie sich mit dem Audi dann schlägt, denn einfach ist das nicht, wenn man vom (Chevrolet) Cruze-Cup den Umstieg in einen 560-PS-Hecktriebler wagt. Aber im Endeffekt kann man natürlich auch die Traktionskontrolle ganz hochdrehen, dann kann man auch noch vor der Kurve auf Vollgas gehen und es passiert gar nichts - es ist also schon sehr sicher, wenn sie es richtig macht.

Also ist es in erster Linie die Aufgabe von Deinem Teamkollegen René Rast und Dir, sie da auch so ein bisschen zu coachen?
Christopher Mies: Ja, wir wollen sie da heranführen und ich hoffe, dass wir von ihr als Gegenleistung dann auch einmal gecoacht werden... im Modeln vielleicht?

Was planst Du denn bitte?
Christopher Mies (lacht): Ein zweites Standbein aufzubauen, kann ja nicht schaden. Irgendwann möchte ich auch einmal auf dem Playboy-Cover sein! Nein, Spaß beiseite: Eine Frau im Team zu haben, ist ja ohnehin sehr populär, und wenn man das dann noch marketingmäßig umsetzen kann, ist es doch umso besser.

Wo geht bei Dir persönlich die Reise auf lange Sicht hin? Willst Du erst einmal noch im GT-Sport bleiben oder wie sind die Zukunftspläne?
Christopher Mies: Dort, wo ich jetzt gerade bin, gefällt es mir sehr gut. Aber auf lange Sicht ist in jedem Fall Le Mans die Zielsetzung. Da geht es im Moment auch gerade in die Richtung. Bei Audi fühle ich mich sehr wohl. Das Programm, das ich jetzt dieses Jahr absolviere, ist sehr gut auf mich zugeschnitten und langweilig wird mir dabei wie gesagt auch nicht. Alles andere ergibt sich dann von alleine.

Hast Du auch ein Auge auf die DTM geworfen?
Christopher Mies: Nein, eigentlich gar nicht. Ich meine... klar, wer würde dazu schon nein sagen? Aber es ist jetzt momentan einfach nicht mein großes Ziel, denn im Endeffekt hat man dort neben den paar Rennen relativ wenig Fahrzeit.

Seit diesem Jahr sogar weniger denn je, fallen die Freitage nun ja auch noch weg...
Christopher Mies: Ja, da ist schon alles ziemlich reglementiert. Dementsprechend ist die Prototypen- und GT-Schiene da für mich aktuell die durchaus bessere Alternative.