Christopher Mies ist 2015 nicht nur in Europa aktiv, sondern auch in der australischen GT-Meisterschaft. Es gibt kaum eine GT3-Rennserie auf diesem Planeten, in der das GT-Ass aus Velbert mit Audi noch nicht aktiv – und erfolgreich – war. In diesem Jahr wurde er bei den 12 Stunden von Bathurst schon Dritter und beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring siegte er in einem Audi des Teams WRT. Beim Langstreckenklassiker in Spa tritt Mies für Phoenix Racing zusammen mit Nicki Thiim und Christian Mamerow erneut in einem neuen Audi R8 LMS an. In den Ardennen konnte Mies zwar noch nicht gewinnen, aber drei Podestplätze in den letzten drei Jahren belegen das Potential des BES-Meisters von 2012.

Auf einer Skala von 1 (schlecht) bis 10 (sehr gut): Wie lief die Saison bislang?
Ich würde sagen, es geht schon stark in die Richtung der 10: Wir haben das zweite Rennen der VLN und das 24-Stunden-Rennen am Ring gewonnen. Gerade mit dem neuen Audi war das eine geile Nummer. In Australien gab es den ersten Sieg [und zusammen mit Teamchef Greg Crick] liege ich dort auf dem dritten Platz in der Meisterschaft.

Fällt das Fazit in der Blancpain-Sprint-Serie auch so positiv aus?
In der BSS befinden uns zwischen 6 und 7, weil wir sehr gut angefangen haben: In Nogaro sind wir zwei Mal Dritter geworden und in Brands Hatch haben wir das Rennen auf Platz zwei beendet. Wir wurden allerdings beim Boxenstopp von unserem Ingenieur zu früh losgeschickt und haben durch die Strafe das Podium verspielt. Und von da an ging es leider bergab…

2015 gewann Mies auch schon das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring, Foto: Patrick Funk
2015 gewann Mies auch schon das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring, Foto: Patrick Funk

Und wie verlief bislang der Wechsel zwischen dem alten und neuen Audi R8 LMS?
Der neue R8 ist sehr viel besser im Fahrkomfort. Er ist ein reines Rennauto. Wenn man dann wieder in den aktuellen R8 wechselt, denkt man sich: "Wow, so sind wir fünf Jahre lang gefahren? Wahnsinn!" [lacht] Der Unterschied zwischen den Autos ist riesig. Der aktuelle R8 ist kein schlechtes Auto und noch immer sauschnell. Man merkt aber schon, dass alle Unannehmlichkeiten ausgemerzt werden konnten.

Ist es schwer in Meisterschaften auf zwei Kontinenten aktiv zu sein?
Bis jetzt ging es ganz gut. Ich hatte bislang nur ein Mal ein Problem als ich für einen Testtag nach Australien geflogen bin: Am Samstag ging es los, am Sonntag kam ich abends an, am Montag war der Test und Montagabend ging es schon wieder nach Hause. Das habe ich gemerkt – das war nicht so cool. Aber alles andere ging gut. Stehen nach dem Ende der Saison in Europa noch Veranstaltungen in Übersee an? Im November ist das Finale der australischen GT-Meisterschaft im Highlands Motorsport Park in Neuseeland. Im Dezember ist dann ein Test in Daytona und im Januar sind dann auch schon die offiziellen Test der GT3-Wagen in Florida. Wenn´s hochkommt habe ich zwei bis drei Wochen Urlaub in diesem Jahr.

Wären die beiden Stadtkurse die ursprünglich im BSS-Kalender waren, eine Bereicherung gewesen?
Ich kenne mit Adelaide und Townsville schon zwei Stadtkurse in Australien und habe etwas geübt [lacht]. Wenn Du zum Beispiel nach Zolder kommst, wie willst Du dann einen Lokalmatador wie Laurens Vanthoor schlagen, der von seinem Badezimmer aus auf die zweite Kurve gucken kann? Daher freue ich mich immer auf neue Strecken und hätte es auch gut gefunden, auf einem Stadtkurs in Moskau zu fahren.

2015 viel unterwegs: Mies in Bathurst, Foto: Speedpool
2015 viel unterwegs: Mies in Bathurst, Foto: Speedpool

Stadtkurse und Sprintrennen sind das Eine; über 60 Fahrzeuge bei Langstreckenrennen das Andere: Ist das noch gutes Racing?
Es sind sehr viele nicht professionelle Bronze-Fahrer dabei, die wenig Erfahrung haben und nicht immer wissen, was Profi-Fahrer tun. Blaue Flaggen interessieren die manchmal gar nicht und die fighten auch mit Dir, wenn sie drei bis fünf Runden zurück liegen. Die kämpfen dann bis zur letzten Rille – das muss man ihnen lassen. Weil wir mit dem Audi nicht den besten Topspeed haben, muss man als Fahrer dann im Verkehr den Unterschied machen.

Wie ist die Erwartungshaltung für das 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps?
Ich starte ja mit Phoenix und starken Mitfahrern. Daher ist die Erwartungshaltung nicht unbedingt gedämpft. Es wäre natürlich superschön, wenn man am Nürburgring und in Spa in einem Jahr gewinnen könnte – das Double sozusagen…

Bereitest Du Dich körperlich besonders auf ein 24-Stunden-Rennen vor?
Die Frage ist immer: Was macht mich besser? In gewissem Umfang gehört Fitness dazu. Aber acht Stunden auf dem Fahrrad sitzen? Wenn ich aber sehe, dass Formel-1-Fahrer Triathlon laufen, dann denke ich mir, dass das absolut unnötig ist. Eine gewisse Grundfitness macht dich als Rennfahrer schneller – auch wenn Sim-Racing einfach mehr Spaß macht.

Warum sollte man als GT-Fan unbedingt nach Spa-Francorchamps zum 24-Stunden-Rennen?
[lacht] Ich bin da! Es gibt einfach nicht viele wirklich große Rennen neben Le Mans und dem Nürburgring. Mit Eau Rouge und Blanchimont, sind faszinierende Knackpunkte auf der Strecke, bei denen der Fahrer den Unterschied machen kann. Wenn man ein Rennsportfan ist, sollte man dieses Event nicht auslassen.