20 Nationen, 20 Formel-4-Piloten, 3 Medaillen: Bei den ersten FIA Motorsport Games ging es nicht darum, Positionen zu halten, um möglichst viele Meisterschaftspunkte einzufahren. Das Ziel war ab der ersten Trainingssession am Freitag, fokussiert auf das Hauptrennen am Sonntag hinzuarbeiten, um eine Medaille zu gewinnen. Silber ging hinter Italien und vor Finnland an das Team Deutschland. Niklas Krütten kam mit dem neuen Formel-4-Boliden samt Halo und Hybridmotor hervorragend klar und holte bei äußerst schwierigen Streckenbedingungen Silber.

Das Hauptrennen glich einem hochspannenden Thriller. Das unbeständige Wetter war der rote Faden am gesamten Rennwochenende. Die Streckenverhältnisse auf dem 4,085 Kilometer langen Kurs nahe der italienischen Landeshauptstadt änderten sich von Session zu Session. Die Strecke war zu Beginn des Hauptrennens noch feucht, der Regenreifen war bei allen startenden Autos montiert. Bei diesen schwierigen Bedingungen behielt Krütten einen kühlen Kopf. Er startete souverän und hielt seine Position. Der Asphalt trocknete rapide ab, cleveres Reifenmanagement war nun gefragt. Der Deutsche schonte seine Pirelli-Pneus, hielt den Abstand zur Spitze konstant.

Während die Führenden ihre Reifen zu sehr beanspruchten, profitierte Krütten von seiner cleveren Strategie und näherte sich dem Duo Schlag auf Schlag. Ein spätes Safety Car bremste den Deutschen in seiner Aufholjagd ein. Nach dem Re-Start folgte der Lohn für das strategisch kluge Rennen: Krütten gewann eine Position und knöpfte dem in Front liegenden Italiener Zehntel um Zehntel ab. Am Ende reichte es nicht ganz für Gold: Krütten kam bis auf 0,7 Sekunden an den Laufsieger heran und drehte im letzten Umlauf die schnellste Runde des Rennens.

Die Ausgangslage für dieses Hauptrennen war allerdings nicht ideal. Im Qualifying auf nasser Strecke fuhr Krütten die viertschnellste Zeit. Ein perfekter Start ins darauf folgende Qualifying-Rennen brachte ihn schnell vor auf den zweiten Platz. Mit einem spektakulären Manöver übernahm er schließlich die Führung. Doch es kam zu einem Problem mit dem Getriebe, was für den Trierer ein großes Handicap bedeutete. Besonders auf den Geraden fehlte ihm der Topspeed und die Verfolger konnten sich dort immer wieder an ihn heransaugen. Krütten verteidigte mit stumpfen Waffen beherzt, aber fair. Am Ende musste er den Italiener und den Israeli vorbeilassen.

Das Team Deutschland spielte in der Nationenwertung leider keine größere Rolle. Trotz Favoritenstatus war Krütten der einzige Athlet, der eine Medaille mit nach Hause bringen konnte.

Fünf Fragen an Niklas Krütten

Niklas, Glückwunsch zur Silbermedaille! Wie lief das entscheidende Hauptrennen aus deiner Sicht?
Danke. Mein Rennen war von Anfang an auf Taktik ausgelegt. Ich wusste, dass die Strecke bereits sehr trocken war, aber an einigen Stellen noch nicht trocken genug, um auf Slicks zu starten. Daher ließ ich die Führenden erst einmal ziehen. Ich hingegen habe darauf gesetzt, die Reifen zu schonen und am Anfang nicht unnötig hart zu pushen. Von hinten bestand für mich keinerlei Gefahr.

Das Safety Car hätte dir doch eigentlich in die Karten spielen sollen, oder?
Leider nicht. Ich habe kurz davor angefangen, richtig Gas zu geben und kam den beiden Führenden mit großen Schritten näher. Das Safety Car hat mich daher eher ausgebremst. Dennoch ging es sich beinahe aus. Zwei Runden vor Schluss war das Rennen wieder freigegeben. Ich habe Ido Cohen vor mir gleich überholt und dann deutlich auf Andrea aufgeschlossen. Am Ende trennte mich weniger als eine Sekunde vom Sieg.

Die Startphase des Qualifikationsrennens war äußerst beeindruckend und du bist recht schnell in Führung gegangen. Wieso hat es dann nur zu Platz drei gereicht?
Ich hatte von Anfang an mit einem Getriebeproblem zu kämpfen. Das hat mich einiges an Topspeed auf den Geraden gekostet. Die Kurvengeschwindigkeit hingegen war sehr gut. Es war ein sehr kampfbetontes Rennen, aber stets fair und auf einem hohen Niveau - und das bei den schwierigen Bedingungen auf einer technisch anspruchsvollen Strecke wie Vallelunga. Das tolle Manöver, als ich in einer Kurve außen an Andrea vorbeizog, hat unheimlich viel Spaß gemacht. Wir haben uns immer genug Platz gelassen.

Wie war die Erfahrung mit dem neuen Formel-4-Boliden von KCMG?
An das Halo habe ich mich schnell gewöhnt. Ein Auto mit Hybridantrieb zu fahren, war eine spannende Erfahrung. Sobald man über 80 Prozent Gas gegeben hat, wurde über die Batterie zusätzliche Power freigeschaltet. Beim Bremsen hat sie sich wieder aufgeladen. Da das Auto mit Halo und Hybridantrieb um etwa 80 Kilogramm schwerer ist als ein normaler Formel-4-Bolide, war die Rundenzeit etwas langsamer.

Wie hat dir das Event an sich gefallen?
Das hatte schon Hand und Fuß, was die FIA und die SRO da auf die Beine gestellt haben. Alles war richtig gut durchorganisiert, die Leute waren nett und hochprofessionell. An dieser Stelle möchte ich mich beim DMSB und ADAC für die Nominierung und Unterstützung, bei KCMG und HiTech für die Technik und Betreueung sowie bei Pirelli für die Pirelli Speed Hero Trophy für die schnellste Rennrunde bedanken.