Spannender hätte das 24-Stunden-Rennen in diesem Jahr kaum sein können. In den letzten 15 Minuten überschlugen sich die Ereignisse, als es zu mehreren Ausfällen und Kollisionen kam. Audi sicherte sich einen souveränen Doppel-Sieg. Motorsport-Magazin.com klärt die wichtigsten Fragen zum Langstreckenklassiker.

1. Wie konnte Audi gewinnen?

Audi kam ohne Probleme über die 24 Stunden, Foto: Sönke Brederlow
Audi kam ohne Probleme über die 24 Stunden, Foto: Sönke Brederlow

Mit BMW, Mercedes, Porsche und McLaren gab es neben Audi eine ganze Reihe weiterer Favoriten auf den Gesamtsieg. Trotzdem sicherten sich die Ingolstädter gleich einen Doppel-Sieg – den ersten Erfolg beim 24-Stunden-Rennen. Während McLaren schon früh zu Beginn des Rennens die Segel streichen musste, führte BMW lange Zeit das Feld an. Um drei Uhr in der Nacht fiel der Z4 GT3 vom BMW Team Schubert jedoch zurück: Eine gebrochene Antriebswelle zerstörte alle Hoffnungen auf dem Gesamtsieg.

Ähnlich erging es Mercedes. Auch der SLS von Black Falcon fuhr am frühen Sonntagmorgen lange Zeit an der Spitze. Nach einem Ausritt ins Kiesbett und einem damit verbundenen Stoßdämpfer-Schaden, folgte wenig später der Ausfall. Auch am Mercedes-Benz SLS AMG GT3 von Klaus Graf, Thomas Jäger, Alexander Roloff und Jan Seyffarth brach die Antriebswelle. Porsche fiel bereits früh nach diversen Problemen und Unfällen aus der Spitzengruppe heraus. Einzig die beiden Audi R8 LMS ultra von Phoenix Racing und Mamerow Racing kamen ohne jegliche Probleme über die Distanz und sicherten sich so einen lupenreinen Doppelsieg.

2. Was passierte mit dem Hankook-SLS kurz vor Ende?

Unglücklicher hätte es für das Hankook Team Heico kaum kommen können. Rund 15 Minuten vor Ablauf der 24 Stunden stieg weißer Rauch aus dem Motorraum des Mercedes-Benz SLS AMG GT3 der bis dato Drittplatzierten. Wenig später rollte das Fahrzeug von Bernd Schneider, Lance-David Arnold, Alexandros Margaritis und Kenneth Heyer im Bereich der Hohen Acht aus.

Ein Kühlerschaden zerstörte die Hoffnungen auf ein Podest für das Hankook Team Heico zunächst, denn den dritten Platz erbte der Wochenspiegel-Porsche von Manthey. Das Schwesterauto, der Hankook-SLS von Lance David Arnold, Christiaan Frankenhout, Pierre Kaffer und Andreas Simonsen, fuhr zu diesem Zeitpunkt noch auf dem vierten Rang. Wenig später überschlugen sich jedoch die Ereignisse, als der Manthey-Porsche auf der Ziellinie verunfallte und Mercedes somit doch noch auf das Podium fahren konnte.

3. Wie kam es zum Unfall auf der Ziellinie?

In den letzten Sekunden der 24-Stunden stockte Fans, Journalisten und Teams noch einmal der Atem, als es auf der Ziellinie zu einem spektakulären Unfall kam. Der Manthey-Porsche wurde plötzlich langsamer, ein Clio-Pilot konnte nicht mehr ausweichen und traf das vor ihm fahrende Fahrzeug frontal im Heck – obwohl er bereits aus weiter Entfernung sehen konnte, dass die Fahrbahn blockiert war.

Der Manthey-Porsche verunfallte auf der Ziellinie, Foto: Sönke Brederlow
Der Manthey-Porsche verunfallte auf der Ziellinie, Foto: Sönke Brederlow

Die Mannschaft von Olaf Manthey hatte nicht damit gerechnet noch eine weitere Runde zu fahren und dem Porsche GT3R daher nicht genügend Benzin mit auf die Reise zu geben. Um wenigstens nach Ablauf der 24-Stunden – und damit gewertet – über die Ziellinie zu kommen, nahm Romain Dumas auf der Ziellinie das Tempo heraus und ließ den Mercedes vom Hankook Team Heico passieren. Dabei gab jedoch der Motor seinen Geist auf und war anschließend nicht mehr zu starten.

Auch der Clio-Fahrer hatte seine Augen bereits auf die ablaufende Uhr und nicht auf die Strecke gerichtet und erkannte damit die Gefahr zu spät. Er hat sich inzwischen bei Manthey entschuldigt, die den Ausfall mit Fassung trugen, schließlich wären Marc Lieb, Romain Dumas, Lucas Luhr und Richard Lietz auch ohne den Unfall nicht mehr gewertet worden.

4. Wieso sind die McLaren so früh ausgeschieden?

Für McLaren war das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring nicht von langer Dauer. Alle drei McLaren, eingesetzt von Dörr Motorsport und Gemballa Racing, fielen bereits am frühen Abend nach Unfällen und Kollisionen aus. Während die beiden britischen Sportwagen von Dörr Motorsport nach leichteren Abflügen aufgeben mussten, erwischte es den McLaren MP4-12C GT3 von Gemballa Racing schon härter.

Beim Überrunden kollidierte Tourenwagen-Routinier Klaus Ludwig im Bereich Schwedenkreuz mit einem langsameren Seat Leon Supercopa. Zwar blieben beide Piloten unverletzt, die Fahrzeuge waren jedoch so zerstört, dass an eine Weiterfahrt nicht zu denken war. Für Ex-Formel 1-Pilot Nick Heidfeld verlief die Premiere beim 24-Stunden-Rennen damit enttäuschend. "2013 greifen wir wieder an, das lassen wir nicht auf uns sitzen", kündigte Teamchef und Fahrer Sascha Bert bereits an.

5. Was hatten die Schubert-BMW für Probleme?

Der führende Schubert-BMW fiel nachts zurück, Foto: Sönke Brederlow
Der führende Schubert-BMW fiel nachts zurück, Foto: Sönke Brederlow

Für BMW hätte das 24-Stunden-Rennen nicht besser beginnen können. Erst sicherte sich Uwe Alzen am Freitag die Pole-Position, dann führte das BMW Team Schubert auch noch die ersten elf Stunden des Langstreckenklassikers an. Um drei Uhr in der Nacht steuerte der BMW Z4 GT3 jedoch unplanmäßig die Box an. Auf der Start-Ziel-Geraden fehlte aufgrund einer gebrochenen Antriebswelle plötzlich der Vortrieb. Mit einer knappen Stunde Zeitverlust und einem Rückstand von fünf Runden ging das Quartett um Uwe Alzen, Jörg Müller, Dirk Adorf und Dirk Müller wieder auf die Strecke. An ein Sieg war nun nicht mehr zu denken.

Die Sieghoffnungen blieben damit am Schwesterauto mit Dirk Adorf, Claudia Hürtgen, Dominik Schwager und Nico Bastian hängen, die in den frühen Morgenstunden sogar die Führung übernehmen konnten. Um 12 Uhr, vier Stunden vor Rennende, musste jedoch auch dieser BMW einen Rückschlag einstecken. Wie schon die Polesitter musste auch das zweite Fahrzeug vom BMW Team Schubert mit einer gebrochenen Antriebswelle die Box ansteuern. Im Endklassement belegten die beiden Mannschaften die Positionen sieben und acht.

6. Wo ist der BMW M3 mit Flüssiggas-Antrieb geblieben?

Kurz bevor das Rennwochenende mit dem Training am Donnerstag so richtig starten sollte, musste die Teilnahme des Flüssiggas-BMWs abgesagt werden. Wegen eines technischen Defekts konnte der Gastank im Heck des Fahrzeugs nur zur Hälfte leer gefahren werden. "Damit hätten wir schon alle sechs Runden zum Tanken an die Box kommen müssen", erzählt Fahrer David Schiwietz im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com enttäuscht. "So hätte das wenig Sinn gemacht." Das erste Rennen absolviert der BMW M3 nun während des vierten VLN-Laufs im Juni.

7. Wieso flog der SLS von Black Falcon nach 45 Minuten ab?

Schon während der ersten Rennstunde gab es mit dem Abflug des Mercedes-Benz SLS AMG GT3 von Black Falcon den ersten Aufreger. Auf der Döttinger Höhe platzte am Fahrzeug von Sean Edwards, Jeroen Bleekemolen, Manuel Metzger und Ralf Schall der Reifen. Jeroen Bleekemolen hatte keine Chance das Fahrzeug zu halten und drehte sich in die Streckenbegrenzung. Besonders spektakulär sah der Reifenschaden aus der Onboard-Aufnahme des Audi R8 LMS ultra von Frank Stippler aus, der unmittelbar am Heck des Mercedes' hing.

Durch eine Berührung wurde der Platzer allerdings nicht ausgelöst. "Ich habe nichts derartiges gespürt", erkärte Stippler nach dem Rennen. "Einige Reifenteile sind mir aber in den Kühler geflogen und steckten dort fest. Auch der Lüfter ist wohl beschädigt worden." Glück im Unglück für Phoenix Racing, die mit einer eventuellen Reparatur wohl kaum auf den fünften Platz hätten fahren können.

8. Wo war das typische Eifelwetter?

Die Nürburg präsentierte sich im besten Wetter, Foto: Sönke Brederlow
Die Nürburg präsentierte sich im besten Wetter, Foto: Sönke Brederlow

In der Vergangenheit mussten sich Fans und Fahrer mit teilweise frostigen Temperaturen und stürmischem Regen herumschlagen, in diesem Jahr gab es während des 24-Stunden-Rennens lediglich einen kleinen Schauer in den frühen Morgenstunden. Auch während des Trainings und der Qualifyings blieb es auf den meisten Streckenteilen trocken.

Ganz mussten die Fans auf den einen oder anderen Wetterumschwung jedoch nicht verzichten. Am Mittwoch vor dem Rennen gab es am Nürburgring sogar leichten Schneefall. "Schneeregen am Nürburgring. Ich brech' ab.... Im Mai!", schrieb Christopher Mies über Facebook. Glücklicherweise konnten die Schneeketten schließlich doch verpackt bleiben, denn das Wetter verbesserte sich und zeigte für den Rest des Wochenendes die Sonne.