Das Hypercar-Feld wächst in Le Mans weiter. Die fünf Hybrid-Werksteams, die bei den diesjährigen 24 Stunden am Start stehen, sind erst der Anfang. Am Freitag präsentierte Alpine in Le Mans offiziell die ersten Konzept-Renderings ihres "A424 Beta". Die Franzosen wollen damit 2024 erstmals in der Top-Klasse am Start stehen.

Alpine ist nach Porsche, BMW, Acura und Cadillac der nächste Hersteller, der kein reines Le-Mans-Hypercar baut, sondern auf das teils vereinheitlichte LMDh-Konzept zurückgreift, wo das Basis-Chassis von einem von vier Herstellern kommt und die Hybrid-Einheit standardisiert ist. Obwohl die Renault-Marke Alpine mit einem F1-Team beträchtliches Know-how auf Motorenseite aufweist, entwickelt sie außerdem den Motor nicht allein, sondern mit einen Partner.

Alpine stellt Formel-1-Ingenieure für Le Mans ab

Der Alpine A424 soll im Juli 2023 den ersten Shakedown fahren, ehe ein umfangreiches Testprogramm beginnt, mit Le Mans 2024 als klar definiertes Ziel. Als LMDh-Chassis-Partner ist Oreca an Bord. Die Franzosen arbeiten schon länger mit Alpine zusammen.

Bei der Entwicklung des Motors setzt Alpine nicht allein auf die F1-Anlagen im französischen Viry. Stattdessen hat man den französischen Motorhersteller Mecachrome verpflichtet, einen turboaufgeladenen V6 mit 3,4 Liter Hubraum und 675 PS zu bauen. Synergien mit Mecachrome gibt es bei Alpine aber ohnehin viele, das Unternehmen arbeitet etwa auch eng mit dem F1-Team zusammen, stellt Prüfstände, baut den Motorblock und setzt die Power Unit zusammen.

Zusätzlich hat Mecachrome als Motorhersteller im Langstreckensport und in Nachwuchs-Formelserien bis zur Formel 2 Erfahrung. Das Projekt findet in Zusammenarbeit mit Viry statt, seit Juni 2022 wurden gemeinsame Studien entwickelt.

"Damit konnten wir Vorteile und Nachteile analysieren, und unser Team an Formel-1-Ingenieuren konnte Spezifikationen entwerfen, die Architektur festlegen und sie für den erwünschten Performance-Bereich kalibrieren", erklärt Projekt-Chefingenieur Christophe Chapelain. Aufseiten der Hybrid-Software - die ist anders als die Hybrid-Hardware nicht vereinheitlicht - gab es ebenfalls viel F1-Unterstützung.

Alpine legt Zeitplan bis Le Mans 2024 fest

Gegenwärtig läuft der Motor auf den Prüfständen in Viry. Der nächste Schritt ist der geplante Shakedown im Juli. Ein zweiter A424 soll im August für Windkanal-Tests in die USA verschifft werden. Einsatzteam wird die französische Signatech-Mannschaft. Diese tritt bereits seit 2013 mit Alpine-Branding an, allerdings fast ausschließlich in der kleinen Prototypenklasse LMP2. Dort feierte man Titel in der WEC und ELMS. Auch 2023 stehen zwei Signatech-Alpine LMP2 in Le Mans am Start.

Ultimativ ist das Ziel für Alpine klar: An der Spitze um Siege mitkämpfen. "Wir unterschätzen die Aufgabe nicht, die vor uns liegt", versichert CEO Laurent Rossi. "Wir bleiben demütig, aber wollen auf beiden Seiten des Atlantiks Eindruck hinterlassen."

Die Entscheidung, statt eines reinrassigen Hypercars einen LMDh-Prototypen nach dem von der US-Sportwagenserie IMSA entworfenen Konzept zu bauen, rechtfertigt Alpine auch damit, dass man in den US-Markt vorstoßen möchte.

Mit den LMDh-Plänen ist Alpine nicht allein. Mit Lamborghini steigt 2024 ein weiterer Hersteller hinzu. Das LMDh-Auto der Italiener soll zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr vorgestellt werden, auf einen Launch in Le Mans hat Lamborghini absichtlich - und nicht aus Zeitgründen - verzichtet. Die Entwicklung des Lambo-LMDh sei auf Schiene, wie Motorsport-Magazin.com vor Kurzem aus der Führungsetage des Sportwagenbauers erfahren hat.