Der geschäftige Mittwoch zur Vorbereitung auf die 24 Stunden von Le Mans 2022 fand nach einem dreistündigen Freien Training und dem einstündigen Qualifying mit dem Nacht-Training bis Mitternacht seinen Abschluss. In der zweistündigen Session unter Flutlicht war der #708 Glickenhaus (Olivier Pla/Romain Dumas/Pipo Derani) am schnellsten unterwegs.

Mit einer Bestzeit von 3:28.900 Minuten führte Glickenhaus die Zeitenliste auf dem 13 Kilometer langen Circuit de la Sarthe an. An die Rundenzeiten aus dem durch Regen eingeschränkten Qualifying (Bestzeit #7 Toyota in 3:27.247 Minuten) zwei Stunden zuvor reichte niemand heran.

Der #8 Toyota (Sebastien Buemi/Brendon Hartley/Ryo Hirakawa) und Vorjahressieger #7 Toyota (Mike Conway/Kamui Kobayashi/Jose Maria Lopez) belegten die Plätze zwei und drei im Zeitentableau. "Es ist sehr eng", sagte Toyota-Technikchef Pascal Vasselon. "Die Rundenzeiten zeigen, dass zwischen uns und Glickenhaus nur ein paar Zehntelsekunden liegen."

Die erste Nacht-Session zu den diesjährigen 24h Le Mans diente den Teams mit ihren 62 Autos in den unterschiedlichen Kategorien zur weiteren Vorbereitung auf die 90. Auflage des Langstrecken-Klassikers. Bei abgekühlten Bedingungen mit Außentemperaturen von 16 Grad (tagsüber 22 Grad) fuhren der #709 Glickenhaus (Ryan Briscoe/Richard Westbrook/Franck Mailleux) und der grandfathered LMP1 #36 von Alpine (Andre Negrao/Nicolas Lapierre/Matthieu Vaxiviere) auf die Plätze vier und fünf - damit alle fünf Hypercars an der Spitze.

#36 Alpine mit Andre Negrao, Nicolas Lapierre, Matthieu Vaxiviere, Foto: LAT Images
#36 Alpine mit Andre Negrao, Nicolas Lapierre, Matthieu Vaxiviere, Foto: LAT Images

Rast: Bislang keine Probleme

Der #31 WRT (Sean Gelael/Robin Frijns/Rene Rast) war abermals schnell unterwegs und sicherte sich nach der LMP2-Bestzeit im Qualifying am Mittwochabend einen weiteren ersten Platz in der Klasse. "Wir haben uns für die Hyperpole qualifiziert, das ist schon einmal gut", sagte der dreifache DTM-Champion Rene Rast in einem seiner unterhaltsamen Instagram-Live-Videos auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Robin hat das Auto im Qualifying auf Platz eins gestellt und eine gute Runde rausgehauen. Bislang hatten wir keine Probleme und das Auto läuft gut."

Die LMP2-Boliden #22 United Autosports (Philip Hanson/Filipe Albuquerque/William Owen), #32 WRT (Rolf Ineichen/Mirko Bortolotti/Dries Vanthoor) und #37 Cool Racing (Yifei Ye/Ricky Taylor/Niklas Krütten) beim Le-Mans-Debüt des Trierer Nachwuchsrennfahrers Niklas Krütten komplettierten die Top-9.

Flörsch-LMP2 auf P1 in Pro-Am-Wertung

Weitere hoffnungsvolle Nachrichten aus deutscher Sicht: Sophia Flörsch und ihre Teamkollegen John Falb sowie Jack Aitken beendeten das Nacht-Training in der Pro-Am-Wertung der LMP2-Klasse auf dem ersten Platz mit #47 Algarve Pro Racing.

"Unsere Longrun-Pace sieht gut aus, ich freue mich auf das Rennen", sagte Flörsch vor ihrem dritten Le-Mans-Start. "Unser Lineup mit Jack und John ist sehr gut. Das Level in der LMP2 mit 27 Autos ist sehr hoch. Natürlich versuchen wir, den Klassensieg zu holen. Konstanz ist der Schlüssel und das Teamwork macht mich zu einem besseren Rennfahrer. Es ist eine Ehre für mich, mit solchen Fahrern und dem Team zusammenzuarbeiten."

In der LMGTE-Pro-Kategorie ging die Bestzeit an die #63 Corvette (Antonio Garcia/Jordan Taylor/Nicky Catsburg) mit 3:53.492 Minuten. Auf Platz zwei folgte der #91 Manthey-Porsche (Gianmaria Bruni/Richard Lietz/Frederic Makowiecki). In der LMGTE-Am setzte sich der #46 Team Project 1-Porsche (Matteo Cairoli/Mikkel Pedersen/Nicolas Leutwiler) mit genau einer Zehntelsekunde Vorsprung vor dem #88 Dempsey-Proton Racing-Porsche (Fred Poordad/Maxwell Root/Jan Heylen) durch.

Schweizer Scherer mit Problemen

Problemfrei ging auch das Nacht-Training nicht über die Bühne. Der Schweizer Fabio Scherer blieb mit dem #43 LMP2 von Inter Europol Competition (David Heinemeier-Hansson/Fabio Scherer/Pietro Fittipaldi) nach rund einer Stunde auf der Strecke liegen und musste abgeschleppt werden. Der frühere DTM-Pilot Scherer: "Ich habe eingelenkt und dann ist die Aufhängung gebrochen. Zum Glück bin ich nicht in der Mauer gelandet."

Wenig später landete der #21 AF Corse-Ferrari (Simon Mann/Christoph Ulrich/Toni Vilander) im Kiesbett und musste freigeschaufelt werden.

Proton-Porsche setzt nach Fassbender-Unfall aus

Der #93 Proton Competition-Porsche (Michael Fassbender/Matt Campbell/Zacharie Robichon) konnte Mittwochnacht keine Runde zurücklegen. Nach einem heftigen Unfall von Hollywood-Star Michael Fassbender ('X-Men', 'Inglourious Basterds' oder '12 Years a Slave') im Qualifying am Abend ist noch unklar, ob der in der LMGTE-Am-Klasse gemeldete Porsche 911 RSR weiter am Geschehen teilnehmen kann.

Auch der LMP2 mit der #45 von Algarve Pro Racing (James Allen/Rene Binder/Steven Thomas) musste das Nacht-Training auslassen - damit keine Runden für den Österreicher Rene Binder und seine Teamkollegen nach einem vorangegangenen Unfall im 2. Freien Training. Laut Teamangaben muss das Chassis ausgetauscht werden. Aus zunächst unbekannten Gründen griff der #83 AF Corse (Francois Perrodo/Nicklas Nielsen/Alessio Rovera) aus der LMGTE-Pro mit Verspätung ins Geschehen ein.

Foto: LAT Images
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24h Le Mans 2022: So geht es weiter

Am Donnerstag wartet auf die Teams ein ähnlich anspruchsvolles Programm wie am Mittwoch. Das 3. Freie Training beginnt um 15:00 Uhr und läuft über drei Stunden. Spannend wird es in den Abendstunden, wenn im knackigen Hyperpole-Qualifying (20:00-20:30 Uhr) die vorderen sechs Startplätze in den Klassen Hypercar, LMP2, GTE-Pro und GTE-Am ausgefahren werden.

Von 22:00 bis Mitternacht wartet das letzte ausgiebige Training - am Freitag wird nicht gefahren und am Samstag gibt es nur ein kurzes Warm-up, bevor die Ampeln für die 24h Le Mans um 16:00 Uhr auf grün schalten.