17 ist die Glückszahl für Porsche: Erstmals nach 17 Jahren hat Porsche zum die 24 Stunden von Le Mans gewonnen, zum 17. Mal. Und das gleich mit dem Starfahrer: Nico Hülkenberg holt gemeinsam mit Earl Bamber und Nick Tandy nach 395 runden den ersten Sieg für den Traditionshersteller aus Stuttgart-Zuffenhausen seit der Rückkehr im vergangenen Jahr. Porsche feiert die Rückkehr in die Victory Lane gleich mit einem Doppelsieg: Timo Bernhard, Mark Webber und Brendon Hartley sicherten mit dem zweiten Platz ein triumphales Ergebnis für den mächtigen Porsche 919 Hybrid. Audi wurde erstmals seit 2009 geschlagen und holte mit Marcel Fässler, Andre Lotterer und Benoit Treluyer den dritten Platz. Ganz leichter Regen in den allerletzten Minuten hatte keinen Einfluss mehr auf das Rennen.
Zu Beginn hielten sich die späteren Sieger noch vornehm zurück und es sah zunächst so aus, als würden sie im Kampf um den Sieg keine Rolle spielen. Doch eine Reihe von Zwischenfällen und SC-Phasen spülte das Trio, das im Laufe der Nacht über sich hinauswuchs, wieder in den Kampf um den Gesamtsieg. Der Unfall von Loic Duval im Audi, die Strafe gegen den Porsche von Bernhard, Webber und Hartley und der Ausritt des Porsche, der von der Pole Position ins Rennen gegangen war, was zu einem Rundenverlust geführt hatte, ließen die späteren Sieger den Abstand der frühen Phase wieder wettmachen.
In der SC-Phase um 23 Uhr war der Porsche wieder im Kreis der Sieganwärter angekommen und kämpfte in die Nacht hinein mit den beiden Audi von Fässler, Lotterer und Treluyer sowie Filipe Albuquerque, Marco Bonanomi und Rene Rast. Letztere konnten in der Nacht jedoch nicht mehr das Tempo mitgehen, sodass ein Zweikampf zwischen den Vorjahressiegern und dem Porsche ausblieb. Morgens um 7 Uhr fiel dann die Entscheidung, als sich die Motorabdeckung des R18 e-tron quattro in seine Bestandteile auflöste und den Audi-Ambitionen auf Sieg Nummer 14 den Zahn zog.
Ein Nissan kommt durch
In den letzten vier Stunden des Rennens tat sich an der Spitze nicht mehr allzu viel: Die ohnehin schon zurückgefallenen Fässler, Lotterer und Treluyer bekamen noch eine Durchfahrtsstrafe für das Ausnutzen einer Slow Zone zu einem Überholmanöver hinter selbiger, was aber keinen Einfluss auf die Platzierung hatte. Ein Nissan musste noch über die Klinge springen - der GT-R LM Nismo von Olivier Pla, Jann Mardenborough und Max Chilton rollte mit Motorschaden aus. Das verbliebene Fahrzeug von Harry Tincknell, Michael Krumm und Alex Buncombe schaffte es allerdings, wenn auch mit einigen Reparaturen, entgegen aller Prognosen ins Ziel.
Lucas di Grassi, Loic Duval und Oliver Jarvis beendeten das Rennen trotz ihres Unfalls am späten Samstagnachmittag als Vierte. Die Polesetter Romain Dumas, Neel Jani und Marc Lieb erholten sich nie wieder von ihrem verlorenen Boden am Samstagabend durch den Ausritt von Dumas und wurden Fünfte. Chancenlos war Toyota: Alexander Wurz, Stephane Sarrazin und Mike Conway kamen als bester TS040 Hybrid auf Platz sechs mit acht Runden Rückstand; die Weltmeister Anthony Davidson, Sebastien Buemi und Kazuki Nakajima beendeten das Rennen noch hinter dem dritten Audi von Albuquerque, Bonanomi und Rast auf Platz acht.
Noch weit vor dem besten privaten LMP1-Team liefen die besten LMP2-Teams ein: Eine fantastische Aufholjagd von Simon Dolan, Mitch Evans und Oliver Turvey brachte dem Jota-Gibson noch den zweiten Platz in der Klasse ein. Zwischenzeitlich sah es so aus, als könne dieses Fahrzeug sogar noch den Siegern gefährlich werden, doch Matt Howson, Richard Bradley und Nicolas Lapierre hielten durch, um sich im Oreca 05 bei dessen ersten Le-Mans-Rennen den Sieg zu holen. Platz drei ging an G-Drive Racing mit den Fahrern Roman Rusinov, Julien Canal und Sam Bird. Der beste Rebellion kam hinter acht LMP2 als bester privater LMP1 ins Ziel.
Tragödie um Aston Martin in der GTE Am
Der Kampf in der GTE Pro zwischen der Corvette von Oliver Gavin, Tommy Milner und Jordan Taylor und dem AF-Corse-Ferrari von Gimmi Bruni, Toni Vilander und Giancarlo Fisichella kam zwei Stunden vor Schluss zum Erliegen: Der Ferrari musste an die Box geschoben werden. Nach einer längeren Reparatur waren sieben Runden beim Teufel, trotzdem fielen die GT-Serienweltmeister nur auf den dritten Platz der Klasse zurück, denn der Manthey-Porsche von Richard Lietz, Michael Christensen und Jörg Bergmeister fiel seinerseits wegen Aufhängungsproblemen weit zurück. Den zweiten Platz erbte der zweite AF-Corse-Ferrari von James Calado, Davide Rigon und Olivier Beretta.
Das größte GT-Drama spielte sich aber in der GTE Am ab. Abertausende von Herzen brachen, als Paul Dalla Lana den fast das ganze Rennen überlegen führenden Aston Martin, den er sich mit dem Windpocken-geplagten Pedro Lamy und mit Mathias Lauda teilte, 50 Minuten vor Schluss in der Ford-Schikane in die Mauer stopfte. Was nach einem Fahrfehler auf einem Kerb aussah, bedarf noch weiterer Analysen. Der Sieg jedoch war auf tragischste Art und Weise verloren - wieder einmal zeigte sich, dass ein 24-Stunden-Rennen nie vorzeitig entschieden ist.
In die Bresche sprang der russische SMP-Ferrari von Viktor Shaitar, Alexey Basov und Andrea Bertolini, der nicht nur den GTE-Am-Sieg holte, sondern auch Platz zwei im GT-Feld insgesamt - ein großer Erfolg für das von AF Corse betreute Team, das in der LMP2 mit einer Eigenkreation noch größere Schwierigkeiten hat. Hollywood-Star Patrick Dempsey feierte mit dem zweiten Platz gemeinsam mit Patrick Long und Marco Seefried seinen bisher größten Erfolg als Rennfahrer mit Platz zwei, der dritte Platz bei den Amateuren ging an den Scuderia-Corsa-Ferrari von Will Sweedler, Townsend Bell und Jeffrey Segal.
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