24h Le Mans 1923: Geburtsstunde einer Legende

In der Region um die westfranzösische Stadt Le Mans fand bereits im Jahre 1906 der erste Grand Prix in der Geschichte des Automobilsports statt. Auf die erste Ausgabe des 24h-Rennens musste man jedoch noch 17 weitere Jahre warten. 1923 war es dann soweit. Am 26. Mai stürzten sich 33 Fahrzeuge ins Abenteuer rund um die damals noch 17,26km lange Strecke, die ausschließlich aus unbefestigten, öffentlichen Straßen bestand. Erst zwei Jahre später sollte der Kurs voll asphaltiert sein. Premierensieger des Klassikers wurden die Franzosen André Lagache und René Léonard auf Chenard & Walcker.

24h Le Mans 1955: Die größte Tragödie der Motorsport-Geschichte?

Mitte der 50er-Jahre galten Ferrari und Jaguar als die Big Player an der Sarthe. 1955, drei Jahre nach deren ersten Gesamtsieg, machte sich aber auch Mercedes wieder auf die Reise nach Frankreich. Die Sternmarke schickte drei Autos ins Rennen, die direkt vom F1-Wunderfahrzeug abgeleitet waren, sowie die Besetzungen Fangio/Moss, Kling/Simon und Levegh/Fitch. Gegen 18:30 Uhr kam es zur großen Katastrophe, als der Führende Jaguar-Pilot Mike Hawthorn den zu überrundenden Austin-Healey von Lance Macklin überholte, dieses aber gleich darauf schnitt, um an die Box zu gehen.

Macklin stieg voll in die Eisen und wechselte die Spur, um Hawthorn auszuweichen, doch von hinten kam Pierre Levegh in einem der Mercedes angeschossen. Levegh konnte nicht mehr ausweichen und prallte mit seinem Wagen in die Zuschauertribüne. Trümmerteile, die zum Teil in Brand gerieten, töten nach offiziellen Angaben 82 Zuschauer, auch Levegh überlebte den Unfall nicht. Noch mitten in der Nacht zog Mercedes die beiden restlichen Autos, die sich noch im Rennen befanden, zurück. Es sollte danach gut 30 Jahre dauern, ehe sich Mercedes wieder im Motorsport engagiert.

24h Le Mans 1967: Ferrari vs. Ford am Höhepunkt

1967 sollte den Gipfel im Zweikampf Ferrari vs. Ford um die Vorherrschaft in Le Mans darstellen. Ford schlug das springende Pferd im Jahr zuvor erstmals beim 24h-Rennen in Le Mans und überarbeitete seinen GT40 weiter. Ferrari seinerseits entwickelte mit dem 330P4 einen völlig neuen Boliden, der den Pokal wieder zurück nach Maranello holen sollte. Dennoch hatte Ferrari, auch wegen eines eklatanten Topspeed-Nachteils, keine Chance. Die Ford-Piloten Gurney/Foyt überquerten die Ziellinie als Erste und waren dabei so schnell unterwegs, dass erstmals in der Geschichte des Rennens ein Auto mehr als 5000 Kilometer zurücklegte. Geschichte schrieb nach dem Rennen auch Dan Gurney, der bei der Siegerehrung die Champagner-Dusche erfand. Ford sollte auch in den beiden darauffolgenden Jahren in Le Mans gewinnen.

24h Le Mans 1970: Erstes Rennen ohne klassischen Le-Mans-Start

1970 war Ford von der Bildschirmfläche verschwunden, dafür meldete ein neuer Ferrari-Konkurrent Sieg-Ambitionen an: Porsche. Der 917 feierte 1969 sein Debüt, fiel dabei aber noch aus. Ein Jahr später sollte es mit dem Sieg klappen. Herrmann/Attwood gewann die 24h von Le Mans in der Kurzheck-Version des Porsche-Sportwagens. Das Rennen sollte aber auch aus zwei anderen Gründen Geschichte schreiben.

Zum Einen wurde der klassische Le-Mans-Start für 1970 abgeschafft, nachdem im Vorjahr Jacky Ickx die Strecke am Start aus Protest demonstrativ langsam überquerte. Die Fahrzeuge standen zwar 1970 immer noch in einer Reihe auf der Start-Ziel-Geraden, die Fahrer saßen aber bereits angeschnallt im Auto. Zum Anderen schickte in diesem Jahr Steve McQueen ein Kamera-Auto an den Start, um Material für seinen legendären Film "Le Mans" zu sammeln.

24h Le Mans 1971: Start-Revolution und Rekordjahr

Der heutige Le-Mans-Start mit einer langsamen Einführungrunde hinter dem Safety Car und einem fliegenden Start geht auf das Jahr 1971 zurück, nachdem bereits ein Jahr zuvor der klassische Le-Mans-Start abgeschafft wurde. Abgesehen davon war 1971 ein Rekordjahr in Le Mans. Porsche dominierte nach Belieben und die Sieger Marko/Van Lennep stellten einen neuen Distanzrekord auf, der erst 2010 wieder gebrochen wurde. Im Training drehte der Brite Jackie Oliver zudem als erster Fahrer überhaupt eine Runde mit einem Schnitt von mehr als 250 km/h.

24h Le Mans 1991: Mazda siegt mit Wankelmotor

Mazdas 787B gewann 1991 die 24h von Le Mans mit Wankelmotor, Foto: Sutton
Mazdas 787B gewann 1991 die 24h von Le Mans mit Wankelmotor, Foto: Sutton

In der Zeit Ende der 80er- und Anfang der 90er-Jahre erlebten die Gruppe-C-Monster ihren Höhepunkt. Viele renommierte Hersteller brachten leistungsstarke Boliden an den Start, darunter Peugeot mit dem neuen 905, die Vorjahressieger Jaguar und die Gewinner von 1989, Mercedes. Auch die privat eingesetzten Porsche 962 galten als heiße Tipps. Das Rennen führte dann Mercedes lange Zeit an, doch wenige Stunden vor dem Ende des Rennen mussten alle Fahrzeuge durch technische Defekte ihre Sieghoffnungen begraben oder das Rennen gar beenden. Mazda sprang in die Bresche und holte mit dem 787B und den Fahrern Weidler/Herbert/Gachot den ersten Sieg für einen japanischen Hersteller und den ersten Sieg für einen Wankelmotor - historisch!

24h Le Mans 1998: Porsche siegt dank Pech der Konkurrenz

1998 waren viele Hersteller werksseitig in Le Mans engagiert, neben den FIA-GT-Weltmeistern Mercedes auch die deutsche Konkurrenz von BMW und Porsche sowie Nissan und Toyota mit dem brandneuen GT-One. Mercedes und BMW schieden jedoch bereits früh aus, der Nissan konnte die Pace der Spitze nicht gehen. So kristallisierte sich ein Sieg-Zweikampf zwischen Porsche und Toyota heraus. Hier sollte sich das Blatt im Laufe des Rennens mehrfach wenden. Die Entscheidung fiel knapp eine Stunde vor Rennende, als der Führende Toyota von Boutsen/Kelleners/Lees mit Getriebeschaden ausrollte. Porsche konnte dadurch einen Doppelsieg vor Nissan einfahren.

24h Le Mans 1999: Mercedes hebt ab

Hochkarätig besetzt war auch die 1999er-Ausgabe der 24h von Le Mans. Porsche zog sich nach dem Gesamtsieg im Vorjahr zwar kurzfristig zurück, aber Toyota, BMW, Mercedes, Nissan nahmen erneut teil. Neueinsteiger Audi wertete das Starterfeld noch einmal auf. Vor allem Toyota und Mercedes wollten mit aller Macht im ersten Jahr eines neuen Reglements (LMP statt GT1) den Gesamtsieg holen, scheiterten aber wie schon 1998 grandios. Zwei Toyota GT-One schieden vorzeitig aus, der letzte Toyota musste seine Sieghoffnungen durch einen späteren Reifenplatzer begraben.

Für die Horror-Szenen schlechthin sorgte jedoch Mercedes, deren CLR einen Konstruktionsfehler bei der Aerodynamik aufwies. Dieser Fehler führte dazu, dass das Auto beim Hinterherfahren besonders nach Kuppen instabil wurde und zum Abheben tendierte. Mark Webber passierte das im Laufe der Trainings zwei Mal, Peter Dumbreck flog im Rennen spektakulär ab. Umgehend zog Mercedes den zweiten CLR aus dem Rennen zurück. Den Sieg holte sich übrigens BMW vor dem verbliebenen Toyota und Audi.

24h Le Mans 2006: Audi holt den ersten Diesel-Sieg

Der Audi R8 wanderte nach dem Jahr 2005 ins Museum, dafür entschied man sich in Ingolstadt zu einem radikalen Schritt. Der Nachfolger Audi R10 wurde mit einem Turbodiesel ausgestattet. Audi ging damit ein großes Risiko ein, denn bis dahin wurden die 24h von Le Mans noch nie mit einem Dieselmotor gewonnen. Das sollte sich jedoch ändern, das Rennen 2006 sollte auch wegen fehlender Konkurrenz zu einer Machtdemonstration Audis werden. Biela/Werner/Pirro errangen den für Audi so prestigeträchtigen ersten Dieselsieg an der Sarthe, gefolgt von einem Auto aus der Mannschaft von Le-Mans-Legende Henri Pescarolo und dem zweiten Audi R10 von Capello/Kristensen/McNish.

24h Le Mans 2012: Erster Hybrid-Sieg dank Audi

2012 war die erste Saison der neugegründeten FIA-Langstrecken-WM WEC, und das LMP1-Reglement räumte den Herstellern weitgehende Freiräume bei den Hybrideinheiten in ihren Boliden ein. Peugeot war nach fünf Gastspielen in Folge nicht mehr mit von der Partie, dafür bekam Audi mit Toyota einen neuen Konkurrenten. Audi trat mit vier Autos an, zwei normale R18 und zwei R18 mit Hybrideinheiten. Toyota konnte in der Anfangsphase des Rennen gut mit den Ingolstädtern mithalten, im Laufe des Rennens schieden jedoch beide TS030 aus. Audi dagegen kam mit drei Autos durch und holte durch Fässler/Lotterer/Tréluyer den ersten Hybrid-Sieg in der Geschichte von Le Mans.