In Le Mans ist ein harter Tag unplanmäßig früh zu Ende gegangen. Durch einen weiteren schweren Unfall in der berüchtigten Porsche-Passage sind die dortigen Leitplanken stark deformiert worden. Da jene Schäden in der Kürze der Zeit offenbar nicht repariert werden konnten, erklärten die Organisatoren die 120-minütige Sitzung rund eine halbe Stunde vor dem Ablauf der Uhren für beendet. Die besten Rundenzeiten hatten zu diesem Zeitpunkt die beiden 919-Hybriden des Porsche-Werksstalls inne; die Startnummer 20 rangierte knapp vor dem Schwesterwagen mit der 14.

Auch am Abend mussten die Streckenposten rund um den Circuit de la Sarthe ihre roten Flaggen gleich mehrfach ausrollen; insbesondere in den Porsche-Kurven ging es neuerlich heiß her. Für die erste Unterbrechung sorgte Ex-Peugeot-Schützling Nicolas Minassian um halb elf. In besagtem Abschnitt geriet er mit seinem SMP-Oreca in die Mauern, mutmaßlich nach Kontakt mit einem anderen Fahrzeug. Fernando Rees (Aston Martin) flog etwa 40 Minuten später an derselben Stelle in die Streckenbegrenzungen, beschädigte ebendiese und bedingte so das vorzeitige Sitzungsende. Beide Piloten sind indessen wohlauf.

Während Porsche kraft einiger Abstimmungsänderungen schon früh in der ersten Qualifikation auf Touren kam, gingen die Kontrahenten von Audi und Toyota die Zeitenjagd vergleichsweise gemächlich an. Als gegen 23:05 Uhr schließlich alle Akteure in ihre Garagen beordert wurden, stand dem Vehikel um Formel-1-Abgänger Mark Webber eine Rundenzeit von 3:23,157 Minuten zu Buche. Aufgestellt hatte diese Webbers neuseeländischer Kumpane Brendon Hartley. Generell ist das vorläufige Qualifikationsergebnis aber kaum relevant, denn schon der Nummer-7-Toyota lag auf Rang drei um mehr als zwei Sekunden zurück.

AF-Corse-Ferrari bereits gut aufgelegt

In der LMP2-Kategorie führte im Moment des Abbruchs der seitens Oak Racing eingesetzte G-Drive-Morgan das Tableau an. 3:38,843 Minuten hatte Lokalmatador Julien Canal für den schnellsten Umlauf des Wagens mit der Startnummer 26 benötigt, bevor er selbigen bei einem Ausrutscher leicht beschädigte. Zum Vergleich: Bei den Testfahrten in Le Mans war Canals Kollege Roman Russinow bereits eine Runde in 3:37,795 Minuten geglückt. Einzig in der GTE-Am-Sektion könnte die Pole schon heute vergeben worden sein. Marco Cioci unterbot im AF-Corse-Ferrari mit 3:56,919 Minuten die Qualifikationsbestzeit des Vorjahres.

Zügig unterwegs waren aber auch schon die Profis der Grand-Touring-Klasse. Gianmaria Bruni machte den Abend für das weltweit größte GT-Team, AF Corse, rund: In 3:54,754 Minuten huschte der Routinier einmal um dem rund dreizehneinhalb Kilometer langen Kurs. 0,313 Sekunden war er damit schneller als der Berliner Stefan Mücke im besten Werks-Aston-Martin. Die vordersten Fünf komplettierten der Nummer-92-Porsche und die Nummer-73-Corvette. Den Gästen aus den USA fehlt derzeit noch etwa eine knappe Sekunde auf das europäische Establishment. Nachlegen können alle Teilnehmer morgen ab 19 Uhr.