Fernando Alonso hat seinen Vertrag bei Aston Martin vor etwas mehr als einer Woche verlängert. Der zweite Startplatz bei dem Rennstall ist allerdings seit jeher ein Mysterium. Denn Lance Stroll gilt als Sohn des Team-Besitzers als fix, die offizielle Vertragsdauer ist nicht bekannt. Vor allem im Zusammenhang mit dem Umbau des Teams zu einem Honda-Werkseinsatz 2026 wurde vereinzelt ein Fragezeichen hinter seinem Namen verortet.

Wohl zu Unrecht. Denn Teamchef Mike Krack lieferte vor dem China-Wochenende ein deutliches Bekenntnis zu ihm: "Aston Martin ist die Heimat von Lance. Wir wissen das und wir wissen, dass das ganze Projekt rund um ihn aufgebaut wurde." Der Luxemburger fügte anschließend noch hinzu: "Wir suchen nach Kontinuität".

Lance Strolls große Stärke: Sein sensibles Fahrgefühl?

Doch wie rechtfertigt das Silverstone-Team dieses Bekenntnis zu dem WM-Zehnten des Vorjahres? Fernando Alonso, der die Meisterschaft in der Saison 2023 auf dem vierten Rang beendet hatte, beschrieb Stroll vor allem als starken Entwicklungsfahrer: "Unter einigen Bedingungen haben wir beide ein unterschiedliches Fahrgefühl. Ich denke, dass Lance viel sensibler auf Dinge reagiert als ich. Das ist meiner Meinung nach sehr wichtig für das Team."

"Ich denke, dass die Analysen, zu denen Lance gelangt und die er an das Team zurückgeben kann, für uns und für die Verbesserung des Autos entscheidend sind", sagte Alonso weiter und hielt sich in diesem Zusammenhang auch mit Selbstkritik nicht zurück: "Ich bin manchmal ein wenig unsensibel, und das ist nicht gut."

Alonso ist bekannt dafür, dass er gut mit den Schwächen eines Boliden umgehen kann und sich auf die Erfordernisse eines Autos einzustellen vermag. Dieser Unterschied zu Stroll zeigte sich in den Sommer- und Herbstmonaten des Vorjahres stark, als Aston Martin vor allem bei der Suche nach Unterboden-Upgrades in einen Irrgarten geriet und Lance Stroll eine anhaltende Schwächephase durchlebte.

Fernando Alonso: Kann dank Lance Stroll 100 Prozent erreichen

"Ich kann manchmal Probleme umfahren und 90 Prozent aus dem Auto herausholen. Aber um die 100 Prozent des Potenzials eines Autos zu erreichen, benötigte ich manchmal die Hilfe eines Teamkollegen, was spezielle Details und Balanceprobleme angeht", bestätigte Alonso und kam zum Schluss: "Deshalb denke ich, dass wir in vielerlei Hinsicht voneinander profitieren."

Mike Krack hob auch die Arbeitsmoral von Stroll hervor. "Lance war am Donnerstag im Simulator und Lance war am Montag im Simulator, um sich so viel wie möglich auf das Wochenende hier vorzubereiten", sagte er. Stroll ging im Gegensatz zu Alonso, der bereits das Debütrennen des China-GPs bestritt, nur dreimal auf dem Shanghai International Circuit an den Start.

Wie gut ist Lance Stroll wirklich: China-Wochenende zum Vergessen

Viel geholfen haben vielen Stunden im Simulator allerdings nicht, wie es scheint. Stroll scheiterte im Qualifying schon in Q2, während Alonso sich Startplatz 3 sicherte. Er beendete das Rennen abgeschlagen auf P15, nachdem er beim Restart Daniel Ricciardo abgeräumt hatte und dafür eine Strafe erhielt. Im bisherigen Jahresverlauf hatte Stroll nur in Australien teamintern die Nase vorne, nachdem Alonso im entscheidenden Qualifying-Segment gepatzt und im Rennen für sein Fahrverhalten eine Strafe erhalten hatte. Ansonsten schlug das Pendel durchgehend in Richtung des Spaniers aus.

Die Aussagen von Krack und Alonso zu Stroll sollten selbstverständlich mit etwas Vorsicht genossen werden. Denn sowohl der Teamboss der Mannschaft, die sich im Eigentum eines Konsortiums rund um Strolls Vater Lawrence befindet, als auch sein im direkten Duell überlegener Teamkollege, haben durchaus ein Interesse daran, den ehemaligen Formel-3-Champion in einem guten Licht dastehen zu lassen.

Ricciardo schimpft auf Stroll: "F*CK that Guy!" (15:32 Min.)