Nyck de Vries: Raus. Logan Sargeant: P19 in der WM. Einzig Oscar Piastri rettet die Ehre der 2023er Rookie-Klasse in der Formel 1. Der Meister der Formel 3 und Formel 2 widerlegt die These, dass die Königsklasse für Neulinge noch nie so eine große Herausforderung war. Oder?

Herkules-Aufgabe Formel 1 für Rookies

"Heutzutage ist es sehr schwierig für Rookies, wenn sie in die Formel 1 kommen", meinte Franz Tost beim Grand Prix in Österreich. Das war noch bevor AlphaTauri bei Nyck de Vries die Reißleine zog und Daniel Ricciardo zu seinem unverhofften Comeback verhalf. Neue Strecken wie Saudi-Arabien und Miami erschweren die Aufgabe für Einsteiger. Daneben sechs Sprint-Wochenenden, wo es nach nur einem Freien Training direkt ins Qualifying geht.

Lewis Hamilton konnte in seiner Debüt-Saison schon vier Rennen gewinnen, Foto: Sutton
Lewis Hamilton konnte in seiner Debüt-Saison schon vier Rennen gewinnen, Foto: Sutton

Das alles, ohne viel Testzeit zuvor. Vorbei sind die Zeiten, als etwa Lewis Hamilton schon vor seinem ersten offiziellen Outing in der Königsklasse mit reihenweise Testkilometern perfekt vorbereitet werden konnte. "Dazu ist das Mittelfeld so eng beisammen. Für Fahrer, die zum ersten Mal hier sind, und erst die Strecke kennenlernen müssen, ist das richtig schwierig", führt Franz Tost aus.

Ein Rookie in der Formel 1 braucht Zeit, die er nicht hat

Natürlich wüssten die Fahrer, wo die Kurven sind. Aber durch wechselnde Bedingungen (Temperaturunterschiede von 45 Grad im Training und 35 Grad im Qualifying), verändern sich Rennstrecken permanent. "Das Aufwärmen der Vorder- und Hinterreifen oder Temperatur in die Bremsen zu bekommen", zählt der (noch) AlphaTauri-Teamboss Schwierigkeiten auf. "Ein Rookie braucht Zeit. Wenn du ihm die nicht gibst, hat er keine Chance." Bei de Vries waren zehn Rennen genug Zeit.

"Unsere Philosophie hat sich nicht verändert, wir werden in Zukunft immer noch junge Fahrer ausbilden. Aber die Formel 1 im Gesamten hat sich verändert und das Feld ist sehr konkurrenzfähig", betonte der Tiroler schon im Februar. Zwei Rookies im Team (wie 2015 Max Verstappen und Carlos Sainz), sieht er jetzt als ein Ding der Unmöglichkeit.

Junge Fahrer müssten in ihrem ersten Jahr an die Formel 1 mit einem guten Programm hingeführt werden. Diese 'Ausbildung' dauert laut Tost drei Jahre. Deswegen: "Wir brauchen einen erfahrenen Fahrer im Auto, weil wir auf das technische Feedback angewiesen sind." Damals noch ein Pro-Argument für ihren 28-jährigen Rookie.

Piastri Top, Sargeant Flop

Keinen einzigen Punkt hat neben Nyck de Vries auch Logan Sargeant eingefahren. Im direkten Duell mit Alex Albon sieht er so gut wie immer schlecht aus. Im Qualifying-Duell immer Verlierer, durchschnittlich sechs Zehntel Rückstand. Auch bei jedem Rennen, wo beide Williams die Zielflagge sehen, muss Sargeant einstecken. Anders als bei de Vries stärken Williams und Teamchef James Vowles dem Amerikaner den Rücken und wischen etwaige Gerüchte um Mick Schumacher beiseite.

Parc Ferme: Oscar Piastri beim Sprint Race in Spa-Francorchamps
Oscar Piastri sorgt mit einem P2 im Sprint von Spa für einen Höhepunkt, Foto: LAT Images

Diese Probleme hat McLaren nicht. "Oscar konnte sich daran anpassen - und das aus dem Auto herausholen, was möglich war", streut Teamchef Andrea Stella Oscar Piastri Rosen. "Aktuell bestätigt er das Potenzial, das wir schon zu Beginn der Saison gesehen haben."

Der 22-Jährige war durch seine Ersatzfahrerrolle 2022 bei Alpine und mehrere private Tests (unter anderem in Spielberg) mit dem 2021 Formel-1-Boliden besser vorbereitet. Und kann in seiner ersten Saison bei McLaren Lando Norris bereits unter Druck setzen.