Die Formel 1 hat einen letzten Arbeitstag vor sich, bevor die Saison 2023 offiziell zu den Akten gelegt wird. Am Dienstag nach dem letzten Rennen stehen alle Teams ein weiteres Mal in Abu Dhabi am Start. Diesmal für einen neunstündigen Reifen- und Rookie-Test. Der 2023 aber eher ungewöhnlich ausfällt. Denn es fehlen gewissermaßen die Reifen.

Wann findet der letzte F1-Test in Abu Dhabi statt?

Nur einen Tag dauert die Hatz. Am Dienstag, dem 28. November, beginnt der Test um 06:00 Uhr und endet um 15:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit.

Worum geht es beim letzten F1-Test in Abu Dhabi?

Der Final-Test ist aus den Vorjahren hinlänglich bekannt, findet immer in einem ähnlichen Format statt. 2023 erlaubt das Sportliche Reglement wieder einen Test-Tag auf der Strecke des letzten Rennens, also Abu Dhabi. Jedes Team muss zwei Autos einsetzen.

Ein Auto ist dafür da, die Reifen der kommenden Saison zu testen, und kann von einem beliebigen Fahrer mit einer Superlizenz bewegt werden. Das zweite Auto darf nur von einem Nachwuchspiloten gefahren werden, im Sinne des Reglements also von einem Fahrer mit maximal zwei Grand-Prix-Starts. Man kann auch mehrere Fahrer in ein Auto setzen, in der Mittagspause wechseln.

Die Autos dürfen nur mit Teilen ausgestattet werden, die in der Saison 2023 (oder theoretisch auch 2022, im Fall des Reifentest-Autos) bereits verwendet wurden. Spezifikationen von Teilen oder Software zu ändern oder Test-Teile zu nutzen ist nur mit Genehmigung der FIA erlaubt, wenn das für das Testprogramm als notwendig erachtet wird oder wenn Ersatzteilmangel herrscht. Zusätzliche Datenerfassungen, die nichts mit Reifen zu tun haben, sind verboten.

Reifentest 2023 ohne neue Reifen: Was tun?

An und für sich bringen diese Reifentests Mehrwert, weil Alleinausrüster Pirelli alljährlich die Reifen meist zumindest leicht ändert. 2024 ist das aber nicht der Fall. Dass die Konstruktion gleichbleiben würde, zeichnete sich schon länger ab. Nur bei den Gummimischungen wurde experimentiert, an zwei Trainings-Freitagen durften die Teams 2024er-Prototypen testen. Einmal ein angepasster C4, einmal ein angepasster C2.

Besonders der C2 (die zweithärteste Mischung) lag im Fokus, weil der Performance-Unterschied zum härtesten Reifen, dem C1, nicht besonders groß ist. Der Grip des erweichten C2-Protoypen kam beim Test in Japan allerdings nicht gut an. Beide Prototypen wurden verworfen. Jetzt gibt es nur eine (unwesentliche) Änderung für 2024: Der theoretisch verfügbare C0, ein extraharter Reifen, fällt weg. Er war dieses Jahr auch bloß ein nie eingesetzter Notnagel gewesen, falls der C1 nicht funktioniert hätte.

Die anderen Mischungen und Konstruktionen bleiben unverändert. Damit bekommen die Teams für das Reifentest-Auto einen C1, einen C2, zwei C5 und je drei Sets von C4 und C3, welche sie allesamt bereits kennen. So recht weiß niemand, was man jetzt mit alten Autos und alten Reifen machen soll. Haas setzt nicht einmal die Stammfahrer ins Auto, für Nico Hülkenberg und Kevin Magnussen ist Feierabend. Testfahrer Pietro Fittipaldi darf ran. "Unsere aktuellen Fahrer haben die Reifen in 22 Rennen genug getestet", meint Teamchef Günther Steiner.

"Der Test könnte für die Teams hilfreich sein, um am Reifenmanagement zu arbeiten", schlägt Pirelli-Sportchef Mario Isola vor. 2023 schienen viele Teams von Rennen zu Rennen, teils von Session zu Session auf verlorenen Posten. Die Reifen liegen im Verdacht, für die riesigen Performance-Sprünge, manchmal sogar zwischen Teamkollegen, verantwortlich zu sein. Problem nur: 2024 planen viele Teams mit großen Änderungen ihrer Fahrzeugkonzepte. Die könnten mit den Reifen komplett anders interagieren.

Diese Fahrer fahren beim Test in Abu Dhabi

TeamNachwuchsfahrerReifentester
Red BullJake DennisSergio Perez
FerrariRobert ShwartzmanCarlos Sainz / Charles Leclerc
MercedesFrederik VestiGeorge Russell / Lewis Hamilton
AlpineJack DoohanEsteban Ocon
McLarenPato O'WardOscar Piastri
Alfa RomeoTheo PourchaireGuanyu Zhou
Aston MartinFelipe DrugovichLance Stroll / Fernando Alonso
HaasOliver BearmanPietro Fittipaldi
AlphaTauriAyumu IwasaDaniel Ricciardo / Yuki Tsunoda
WilliamsFranco Colapinto / Zak O'SullivanAlex Albon / Logan Sargeant

So viel zum Reifentest. Wie steht es um die anderen 10 Autos mit den Rookies? Auch die fallen 2023 unauffällig aus. 2024 steht voraussichtlich kein Rookie am Start. Dass Logan Sargeant für Williams im Reifentest-Auto sitzt, erhärtet nur den Verdacht, dass er 2024 weitermachen darf. Keiner der für den Test genannten Nachwuchsfahrer hat unmittelbar große Chancen auf einen Formel-1-Aufstieg. Fast alle von ihnen saßen 2023 auch schon an einem Freitagstraining im Cockpit.

So darf der F2-Vizemeister von 2020 und Simulatorfahrer Robert Shwartzman bei Ferrari wieder ran. Der frisch gekrönte Vizemeister von 2023, Frederik Vesti, sitzt bei seinen Förderern Mercedes im Auto. Jack Doohan, der seine zweite volle F2-Saison auf dem dritten Gesamtrang abschloss, ist bei Alpine dran. Der frisch zum McLaren-Ersatzfahrer ernannte IndyCar-Pilot Pato O'Ward ist wie schon im Vorjahr mit dabei.

Felipe Drugovich, F2-Meister 2022, hat erst vor kurzem seinen Ersatzfahrer-Vertrag mit Aston Martin verlängert und fährt dort ebenso wie im Vorjahr den Test. Haas gibt Ferrari-Junior Oliver Bearman (F2-6.) eine Chance, AlphaTauri setzt Red-Bull-Junior Ayumu Iwasa (F2-4.) eine Chance. Sollte Sauber noch F2-Meister Theo Pourchaire bestätigen, würden fünf der Top-6 der abgeschlossenen F2-Saison beim Test mitfahren.

Williams setzt schließlich noch zwei Fahrer aus dem eigenen Förderprogramm ins Auto, die allerdings noch sehr wenig bis gar keine F1-Erfahrung haben. Franco Colapinto wurde dieses Jahr in der Formel 3 Vierter, Zak O'Sullivan Zweiter. Beide steigen nächstes Jahr in die Formel 2 auf.