Bei einem oberflächlichen Blick auf das Rennergebnis, könnte man Lando Norris und seinem mit frischen Upgrades versehenen MCL60 das Hülkenberg-Syndrom andichten. Nach einer starken Leistung im Sprint-Shootout von Spielberg, und dem dritten Startplatz für das Sprintrennen, landete der junge Brite nach 24 Runden auf dem neunten Platz und verpasste somit die Punkteränge.

Entscheidend für das aus McLaren-Sicht enttäuschende Ergebnis war vor allem die Startphase. Während sich in der ersten Startreihe die beiden Red-Bull-Fahrer das Leben gegenseitig schwer machten, erwischte Norris einen guten Start. In Kurve 3 überschossen sowohl Max Verstappen als auch Sergio Perez die Kurve und der Weg öffnete sich für Norris. Doch mitten am Scheitelpunkt hatte der McLaren plötzlich keinen Vortrieb mehr und schaltete in den 'Anti-Stall-Modus'. Dieser aktiviert sich automatisch, wenn ein Formel-1-Auto eine zu geringe Drehzahl erreicht, wodurch das Abwürgen des Wagens verhindert werden soll. Bis Norris wieder den richtigen Gang gefunden hatte und wieder Renntempo erreichte, war er bereits vom dritten auf den zehnten Platz zurückgefallen und fand im weiteren Rennverlauf keinen Anschluss mehr an die Spitzenpositionen.

Der Sprint in Österreich fand unter wechselhaften Bedingungen statt, Foto: LAT Images
Der Sprint in Österreich fand unter wechselhaften Bedingungen statt, Foto: LAT Images

"Ich habe das Heck verloren, als ich in die Kurve eingebogen bin, vor allem weil die Reifen noch kalt waren. Dadurch wäre ich fast in die Red Bulls reingerutscht, deshalb musste ich erneut bremsen. Durch die niedrige Geschwindigkeit und die blockierenden Hinterräder hat sich das Auto in den 'Anti-Stall-Modus' versetzt", erklärte Norris. "Ich denke nicht, dass ich zu hart oder zu schnell in die Kurve gefahren bin, sondern es war einfach unglücklich."

Norris ohne Boxenstopp: Fehler in der Strategie?

Im weiteren Rennverlauf sah sich Norris in einem ständigen Zwei- oder Dreikampf mit Charles Leclerc und Esteban Ocon gefangen. Diese waren zwar sehenswert und sorgten für einen großen Unterhaltungsfaktor, doch die Fahrer verloren dadurch immer mehr den Anschluss an die vorderen Plätze. Der Asphalt des Red Bull Ring wurde mit aufhörendem Regen ab Runde 10 immer trockener und in Runde 16 riskierte George Russell als erster Fahrer den Wechsel auf den Soft-Reifen. Der Mercedes-Fahrer befand sich zum damaligen Zeitpunkt auf Platz 11 und somit direkt hinter Norris. Dieser entschied sich, wohlgemerkt nicht als einziger Fahrer, den Sprint ohne Reifenwechsel auf den Intermediate-Reifen zu beenden.

Die Wahl dieser Strategie kann man zwar nicht als kapitalen Fehler bezeichnen, doch in der Retrospektive wäre McLaren mit einem Boxenstopp zu einem ähnlichen Zeitpunkt wie Verfolger Russell wohl besser dran gewesen. Charles Leclerc und Alexander Albon, vor ihren Boxenstopps noch vor Norris liegend, kamen in Runde 19 für ihren Reifenwechsel an die Box, verpassten dadurch das optimale Boxenstoppfenster und landeten am Ende hinter Norris. Dadurch gewann der 23-Jährige schlussendlich zwei Positionen, musste aber eine Position an den auf Soft-Reifen heranfliegenden Russell abgeben. Am Ende reichte es nur für den neunten Platz und McLaren ging beim Sprintrennen leer aus.

McLaren: Upgrade doch ein Flop?

McLaren stattete Norris in Spielberg mit den ersten 50 Prozent eines umfangreichen Upgrade-Paketes aus, welches auf insgesamt drei Rennen verteilt an den McLaren-Boliden angebracht werden soll. Nach einem Sensations-Qualifying am Freitag, das Norris im Sprint-Shootout noch einmal toppen konnte, zeigte sich der McLaren-Fahrer noch überglücklich mit seinem neuen Update-Paket. Diese Euphorie scheint nach dem enttäuschenden Sprintergebnis erstmal verflogen. Der MCL60 scheint trotz neuer Philosophie, weiterhin die gleichen Probleme zu haben.

"Ich würde nicht sagen, dass wir im weiteren Rennen wirklich schnell waren. Nach dem Start sind alle Autos in einer Linie gefahren, aber unsere Reifenabnutzung ist im Vergleich zu den anderen immer noch schockierend, weshalb wir irgendwann nicht mehr mithalten konnten", fasste Norris zusammen. "Ich bin immer schnell am Anfang, aber gegen Ende des Rennes bin ich stark zurückgefallen. Es gibt einige positive Sachen, aber die Rennpace ist weiterhin ziemlich schwach. Wir müssen dem ganzen Paket noch ein paar Wochen Zeit geben." Das ganze Rennen der Formel 1 heute in Österreich gibt es hier im Liveticker.