Red Bulls berühmtes Juniorenprogramm ist ins Stocken geraten, das ist vor allem an AlphaTauri zu sehen. Das Weltmeisterteam ist mit seiner Paarung aus Max Verstappen und Sergio Perez hochzufrieden und will keinen Fahrer vom eigentlichen Nachwuchsteam. Das musste auch Pierre Gasly, der 2019 schon einmal die Chance bei Red Bull Racing erhalten hatte, einsehen und wanderte für 2023 Richtung Alpine ab. Gasly war 2017 auch abgesehen von Yuki Tsunoda der letzte Pilot, der aus dem Juniorenprogramm Red Bulls zu AlphaTauri/Toro Rosso kam. Alex Albon und Nyck de Vries waren nicht bei Red Bull unter Vertrag. Daniil Kvyat und Brendon Hartley wurden nach ihrem Aus zurückgeholt. Tsunoda kam wohl vor allem wegen Motorenpartner Honda ins Programm.

Die Folge ist, dass AlphaTauri seinen eigentlichen Zweck momentan nicht erfüllt. Den nächsten jungen Stars aus dem Bullenstall wie einst Vettel, Ricciardo oder Verstappen eine Chance zu geben, ist momentan nicht möglich, denn sie sind nicht vorhanden. Stattdessen wurde mit Nyck de Vries sogar ein Mann von Erzrivale Mercedes geholt, nachdem die Verpflichtung von IndyCar-Pilot Colton Herta aufgrund mangelnder Superlizenzpunkte scheiterte. Teamchef Franz Tost weiß, dass der Niederländer nicht der klassische Debütant seines Teams ist: "Nyck de Vries leistet wirklich gute Arbeit. Er ist sehr erfahren, man kann sehen und spüren, dass er bereits 28 Jahre alt ist. Er hat eine Menge Rennen und Meisterschaften gewonnen."

Nyck de Vries kommt mit 28 Jahren noch zum F1-Debüt, Foto: LAT Images
Nyck de Vries kommt mit 28 Jahren noch zum F1-Debüt, Foto: LAT Images

Tost: Mindestens ein erfahrener Pilot nötig

Das birgt laut dem Österreicher aber auch seine Vorteile: "Ich denke er wird in der Lage sein, sich sofort an die Formel 1 anzupassen. Ich erwarte von ihm, dass er vom ersten Qualifying an gut performt." Doch sollte AlphaTauri nicht eigentlich Jungspunde an die Formel 1 heranführen? Tost betont, dass dies wieder vorkommen wird: "Wir hängen immer von Red Bull ab. Unsere Philosophie hat sich nicht verändert, wir werden in Zukunft immer noch junge Fahrer ausbilden. Aber die Formel 1 im Gesamten hat sich verändert und das Feld ist sehr konkurrenzfähig."

Aufgrund dieser Veränderung wird es eine Konstellation wie 2015, als Max Verstappen und Carlos Sainz ihr Debüt gaben, wohl nicht mehr geben: "Wenn du junge Fahrer hineinbringst, musst du erst einmal ein gutes Programm mit ihnen machen. Wir müssen sie bestmöglich vorbereiten. Dann brauchen wir einen erfahrenen Fahrer daneben im Auto, weil wir auf das technische Feedback angewiesen sind. Es wäre schwierig mit zwei jungen Fahrern anzutreten. Nichtsdestotrotz: Sollte Red Bull Racing einen unserer Fahrer brauchen, ist dies immer noch Teil dessen, warum Red Bull zwei Teams unterhält."

Ein Rookie-Duo wie Max Verstappen und Carlos Sainz 2015 wird es wohl nicht mehr geben, Foto: Sutton
Ein Rookie-Duo wie Max Verstappen und Carlos Sainz 2015 wird es wohl nicht mehr geben, Foto: Sutton

De Vries' Kommentare Weckruf für AlphaTauri-Ingenieure

Der Part des erfahrenen Mannes ist bei der AlphaTauri-Paarung für 2023 sogar doppelt erfüllt. Neben Yuki Tsunoda, der in sein drittes Jahr mit dem Team geht, ist auch de Vries alles andere als ein gewöhnlicher Rookie: "Es ist immer so, wenn ein neuer Fahrer ins Team kommt: Wenn es nicht ein junger Fahrer ist, der aus einer Juniorserie kommt, dann bringt er neuen Input ein. Da sind auch ein paar technische Ideen dabei. Bei Nyck haben wir das Glück, dass er letztes Jahr mit so vielen Teams und Autos gefahren ist. Unsere Ingenieure haben gute technische Rückmeldung von ihm bekommen, nachdem er beim Abu-Dhabi-Test eine Menge Runden gefahren ist."

Und so macht nicht der Schwung eines jungen Vettel oder Verstappen dem Team Beine, sondern der technische Vergleich mit anderen Teams in der Startaufstellung: "Es war gut, dass er [de Vries, Anm. d. Red.] sich sehr über das Auto beschwerte, weil das ein Weckruf für unsere Ingenieure war. Ich hoffe wir können ihm ein Auto geben, dass sich so verhält, wie er das möchte." Und vielleicht kann sich de Vries ja dann für einige Zeit bei AlphaTauri halten, denn wie wir jetzt wissen: Ein kompletter Austausch der Fahrerpaarung kommt wohl selbst bei vielversprechenden Nachwuchstalenten kaum noch in Frage.

Formel 1 Kalender 2023, Termine und Strecken

  • 23. - 25. Februar: Testfahrten in Bahrain
  • 05. März: Großer Preis von Bahrain (Sakhir)
  • 19. März: Großer Preis von Saudi Arabien (Jeddah)
  • 02. April: Großer Preis von Australien (Melbourne)
  • 30. April: Großer Preis von Aserbaidschan (Baku)
  • 07. Mai: Großer Preis von Miami
  • 21. Mai: Großer Preis der Emilia Romagna (Imola)
  • 28. Mai: Großer Preis von Monaco
  • 04. Juni: Großer Preis von Spanien (Barcelona)
  • 18. Juni: Großer Preis von Kanada (Montreal)
  • 02. Juli: Großer Preis von Österreich (Spielberg)
  • 09. Juli: Großer Preis von Großbritannien (Silverstone)
  • 23. Juli: Großer Preis von Ungarn (Budapest)
  • 30. Juli: Großer Preis von Belgien (Spa)
  • 27. August: Großer Preis der Niederlande (Zandvoort)
  • 03. September: Großer Preis von Italien (Monza)
  • 17. September: Großer Preis von Singapur
  • 24. September: Großer Preis von Japan (Suzuka)
  • 08. Oktober: Großer Preis von Katar
  • 22. Oktober: Großer Preis von USA (Austin)
  • 29. Oktober: Großer Preis von Mexiko (Mexiko Stadt)
  • 05. November: Großer Preis von Brasilien (Sao Paulo)
  • 19. November: Großer Preis von Las Vegas
  • 26. November: Großer Preis von Abu Dhabi

Diese Wochenenden finden im Sprint-Format statt