Just an jenem Tag, als Red Bull in New York die frohe Kunde der Ford-Zusammenarbeit überbrachte, veröffentlichte die FIA endlich die Liste mit den Motorenherstellern, die sich für 2026 in der Formel 1 eingeschrieben haben. Überraschungen blieben mit Ferrari, Mercedes, Renault, Honda, Audi und Red Bull Powertrains Ford aus - und doch war die Meldung wichtig.

Nicht so sehr, weil es ein weiterer Beleg für die Popularität der Formel 1 ist, dass erstmals seit 2008 wieder sechs Motorenhersteller involviert sein werden. Eher, weil alle Hersteller, die mitmachen wollten, endlich auch formal ihre Unterlagen bei der FIA eingereicht hatten. Zuvor war die Deadline für die Einschreibung stetig nach hinten verschoben worden.

Ferrari: Immer Ärger mit Red Bull

Ausgerechnet Ferrari zögerte mit der Unterschrift bis zuletzt. CEO Benedetto Vigna und Präsident John Elkann erklärten die Motorenfrage zur Chefsache. Ferrari störte sich daran, dass Red Bull Powertrains 2026 als Neueinsteiger zählen soll.

Neueinsteiger bekommen beim 2026er Reglement Zugeständnisse. Sie dürfen bei der Entwicklung in den nächsten drei Jahren mehr Geld verwenden. 2023 und 2024 dürfen Neulinge 10 Millionen US-Dollar mehr ausgeben, 2025 immerhin noch 5 Millionen mehr. Diese Summen gibt es zusätzlich zum Grundbetrag von 95 Millionen pro Jahr, die für die bestehenden Hersteller als Obergrenze gelten.

Red Bull: Neuer Hersteller, oder nicht?

Doch wer zählt als 'neuer Hersteller'? Bei Audi ist die Frage schnell geklärt, bei Red Bull wird es komplizierter. Red Bull Powertrains wollte eigentlich schon 2021 die Honda-Motoren in Eigenregie in Milton Keynes bauen. Doch Honda belieferte Red Bull auch nach dem eigentlichen Formel-1-Ausstieg weiterhin aus Sakura.

Auch aus den Plänen, 2022 oder 2023 bei Red Bull Powertrains zu fertigen, wurde nichts. Red Bull wird bis einschließlich 2025 noch Power Units aus Japan bekommen. Inzwischen befindet sich sogar der Honda-Schriftzug wieder auf dem Red Bull.

Der Honda-Schriftzug kehrt auf die Red-Bull-Boliden zurück, das Wissen bleibt in Sakura, Foto: Red Bull Content Pool - Mark Thompson
Der Honda-Schriftzug kehrt auf die Red-Bull-Boliden zurück, das Wissen bleibt in Sakura, Foto: Red Bull Content Pool - Mark Thompson

"Wir bekommen gegen Entgelt den Motor von Honda geliefert. Wir können noch nicht einmal eine Schraube öffnen - weder in der Fabrik, noch an der Strecke. Das wird alles von Honda-Leuten übernommen", erklärt Red Bulls Dr. Helmut Marko. "Wir haben keinerlei Wissen von Honda übernommen und sind also ein komplett neuer Hersteller", stellt der Grazer klar.

Trotzdem weigerte sich Ferrari bis zuletzt, Red Bull Powertrains 2026 als neuen Hersteller anzuerkennen. Beim ersten Treffen der Motorenhersteller wurden Ferrari-Repräsentanten nicht zugelassen, weil sich die Scuderia noch immer nicht eingeschrieben hatte.

Red Bull und Ferrari: Duelle auf und abseits der Strecke, Foto: LAT Images
Red Bull und Ferrari: Duelle auf und abseits der Strecke, Foto: LAT Images

Honda-Batterie vermindert Zugeständnisse für Red Bull

Dabei sind im Reglement genaue Vorgaben für 'neue Hersteller' definiert, die in drei Kategorien unterteilt werden: Infrastruktur (40 Prozent), Verbrennungsmotor (50 Prozent), Energierückgewinnung (10 Prozent). Die drei Bereiche sind unterschiedlich stark gewichtet (siehe Zahlen in Klammern).

Hat ein Hersteller bereits Expertise oder Infrastruktur in einem Bereich, zählt er hier nicht als neu. Die einzelnen Bereiche werden entweder gar nicht oder komplett erfüllt. Weil Red Bull Honda bei der Batterie unterstützt, erfüllt man auf Seiten der Energierückgewinnung die Anforderungen eines neuen Herstellers nicht. Weil man die Anforderungen aber bei Infrastruktur und Verbrennungsmotor erfüllt, bleiben noch 90 Prozent.

Die finanziellen Zugeständnisse (10 Millionen 2023, 10 Millionen 2024, 5 Millionen 2025) werden bei Red Bull Powertrains deshalb mit dem Faktor 0,9 multipliziert. "Das ist für uns in Ordnung, dem haben wir bei der FIA schon im vergangenen Jahr zugestimmt", bestätigt Marko.

'Alles oder nichts'-Prinzip in der Formel 1

Allerdings sind die Zugeständnisse für Newcomer ohnehin gering. Eigentlich wollten die Neulinge auch auf Sportlicher Seite Extras. Ewig wurde um mehr Zeit auf den Prüfständen gerungen, am Ende konnten die Neulinge keine Extra-Kapazitäten herausschlagen.

Trotzdem werden in Anhang 5 'neue Hersteller' auch für diesen Fall eigens definiert. Dort sind die Gewichtungen aber anders. Auf die Infrastruktur entfallen 20 Prozent, auf Verbrennungsmotor 50 Prozent, auf Energierückgewinnung 30 Prozent. Wichtig: Hier gibt es keine Abstufungen. Entweder man bekommt die Zugeständnisse oder nicht. Wer mindestens 50 Prozent erreicht, zählt als neuer Hersteller, wer weniger hat, geht leer aus. Allerdings gehen beim aktuellen Plan ohnehin alle leer aus, weil für 2026 keine Vorteile bei Prüfstandszeiten oder Anzahl der Motorkomponenten vorgesehen sind.

Formel 1 Kalender 2023, Termine und Strecken

  • 23. - 25. Februar: Testfahrten in Bahrain
  • 05. März: Großer Preis von Bahrain (Sakhir)
  • 19. März: Großer Preis von Saudi Arabien (Jeddah)
  • 02. April: Großer Preis von Australien (Melbourne)
  • 30. April: Großer Preis von Aserbaidschan (Baku)
  • 07. Mai: Großer Preis von Miami
  • 21. Mai: Großer Preis der Emilia Romagna (Imola)
  • 28. Mai: Großer Preis von Monaco
  • 04. Juni: Großer Preis von Spanien (Barcelona)
  • 18. Juni: Großer Preis von Kanada (Montreal)
  • 02. Juli: Großer Preis von Österreich (Spielberg)
  • 09. Juli: Großer Preis von Großbritannien (Silverstone)
  • 23. Juli: Großer Preis von Ungarn (Budapest)
  • 30. Juli: Großer Preis von Belgien (Spa)
  • 27. August: Großer Preis der Niederlande (Zandvoort)
  • 03. September: Großer Preis von Italien (Monza)
  • 17. September: Großer Preis von Singapur
  • 24. September: Großer Preis von Japan (Suzuka)
  • 08. Oktober: Großer Preis von Katar
  • 22. Oktober: Großer Preis von USA (Austin)
  • 29. Oktober: Großer Preis von Mexiko (Mexiko Stadt)
  • 05. November: Großer Preis von Brasilien (Sao Paulo)
  • 19. November: Großer Preis von Las Vegas
  • 26. November: Großer Preis von Abu Dhabi

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