In den vergangenen Wochen schien Red Bull als einziges Team in der Lage zu sein, Mercedes zumindest annähernd herauszufordern. In Brasilien aber mussten Max Verstappen und Daniel Ricciardo den Blick eher nach hinten richten. Zum ersten Mal seit dem Ferrari-Heimspiel in Monza landeten beide Red-Bull-Piloten hinter zumindest einem roten Renner.

Beinahe erschreckend dabei der zeitliche Rückstand auf die Silberpfeile an der Spitze. Verstappen fehlten auf Rang vier 0,749 Sekunden, Ricciardo gar über acht Zehntel. Der Rückstand verteilte sich dabei gleichmäßig auf alle Sektoren. Also auch im kurvigen Mittelteil der Strecke war gegen Mercedes nichts auszurichten.

"Mercedes hat erst einmal voll aufgedreht und dann sieht man ihren Vorsprung", konstatierte Dr. Helmut Marko bei Sky. Mercedes selbst gab sich überrascht ob des großen Vorsprunges. Dies sei mehr ein Verdienst der beiden Silberpfeil-Piloten. "Der Abstand ist größer als wir dachten. Das zeigt, wie die beiden sich pushen", so Toto Wolff.

Red Bull musste sich Ferrari geschlagen geben, Foto: Sutton
Red Bull musste sich Ferrari geschlagen geben, Foto: Sutton

Im teaminternen Red-Bull-Duell hatte Verstappen die Nase gegenüber Ricciardo vorne. "Ich fühle mich mit Platz sechs so lala", meinte der Australier. "Ich habe gemerkt, dass wir uns von Q1 auf Q2 gesteigert haben, in Q3 aber war ich ein bisschen enttäuscht von meiner Runde. Ich habe nicht die richtige Balance gefunden. Es ist eine harte Strecke mit kurzen Runden. Wenn man einen Fehler macht, ist es schwer, den wieder aufzuholen", erklärt Ricciardo.

Ähnlich äußerte sich auch Verstappen, der ebenfalls nicht komplett begeistert den Tag beschließt. "Von meinem letzten Versuch war ich enttäuscht. Ich hatte erwartet, nach vorne zu kommen. Entsprechend war es eine große Überraschung, Kimi vor mir zu sehen", schildert der 19-Jährige. Dennoch könne er auch gute Ansätze mitnehmen. "Wir waren sehr nahe am dritten Platz, was für uns das Bestmögliche unter trockenen Bedingungen gewesen wäre. Daher ist das heutige Resultat ganz gut", so Verstappen.

Siegchance bei Regen?

Eine Aussage die zeigt, dass Mercedes außer Reichweite war. "Wenn man auf gestern blickt, waren wir nicht schnell genug, um Mercedes herauszufordern. Auch im Qualifying heute. Wenn sie kein spezielles Rennen haben, wird es schwer, sie im Trockenen zu schlagen", weiß Ricciardo. Zustimmung gibt es von Verstappen. "An diesem Wochenende ist es sehr schwer, sie herauszufordern. Im Rennen sollten sie vorne liegen", gibt er sich keinerlei Illusionen hin. Doch der Jungstar ergänzt: "Aber wenn es regnet, haben wir definitiv eine bessere Chance, das ist sicher."

Im Regen funktioniert der Red Bull besonders gut, Foto: Sutton
Im Regen funktioniert der Red Bull besonders gut, Foto: Sutton

Genau auf diesen Faktor Wetter hofft Red Bull. Erfahrungsgemäß funktionieren die Boliden aus Milton Keynes auf feuchter Strecke besonders gut. In Monaco und Silverstone stellten sie das in diesem Jahr bereits unter Beweis. Und mit Blick gen Himmel findet auch Helmut Marko seine Angriffslust wieder.

Als Antwort auf Nico Rosbergs Aussage, dass der Mercedes unter allen Bedingungen fantastisch funktioniere und das Wetter keine große Rolle spiele, meinte der Österreicher: "Sollte es regnen, teile ich das Selbstvertrauen von Rosberg keineswegs. Denn dann schaut das Ganze ganz anders aus. Sollte es regnen, bin ich sicher, dass wir um den Sieg mitfahren", stellt er klar.

Keine Rücksicht auf WM-Aspiranten

Sollte Red Bull also mit Petrus' Hilfe Mercedes angreifen können, bestünde durchaus die Möglichkeit, dass die Österreicher damit die WM entscheiden oder - falls Rosberg geschnappt wird - zum Saisonfinale wieder spannender machen. Beide Fahrer stellten heute klar, dass sie sich im Falle eines Zweikampfes nicht zurückhalten werden. "Was ist heute anders als in Melbourne zu Saisonbeginn?", fragte Ricciardo rhetorisch.

"Max und ich wollen um unsere Positionen kämpfen. Wenn wir jetzt sagen, wir greifen nicht an, würden wir damit ja genau die Weltmeisterschaft entscheiden", merkt er an. Ähnlich äußerte sich auch Verstappen. "Wir müssen Rennen fahren, wir alle. Man muss schauen, dass man für sein Team den bestmöglichen Job auf der Strecke macht", stellt er klar.