Toto Wolff sorgte nach dem China GP für verwunderte Blicke in der Mercedes-Hospitality. Nachdem die Formel-1-Saison 2016 mit drei furiosen Grands Prix startete, zweifelt der Mercedes Motorsportchef an den für 2017 geplanten Regeländerungen: "Wir haben eine ideale Situation mit großartigen Rennen. Je länger man Regeln stabil hält, desto mehr schmilzt die Performance zwischen allen zusammen. Das exakt passiert im Moment."

Aus diesem Grund würde er gerne beim aktuellen Reglement bleiben - auch wenn das Grundgerüst für 2017 bereits verabschiedet wurde. Red Bull hingegen sieht die Sache ganz anders. "Wir haben glücklicherweise sehr, sehr gute Rennen gesehen, aber es waren keine normalen Rennen", wirft Red Bull Motorsportberater Dr. Helmut Marko im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com ein. "China war kein normales Rennen, wir hatten in diesem Jahr eigentlich überhaupt noch kein normales Rennen."

"In China hatte Ricciardo einen Reifendefekt, Vettel hatte eine Kollision und das waren die zwei, - zusammen mit Verstappen, der in der ersten Kurve wahnsinnig viele Plätze verloren hat - die zusammen mit dem Safety Car für Zweikämpfe und Überholmanöver gesorgt haben. Es sind Leute von hinten gekommen, die eigentlich nicht hinten gewesen wären."

Marko: Alle sind für neue Regeln - außer Mercedes

Entsprechend sind für Marko die Probleme der Formel 1 noch lange nicht gelöst. Der Österreicher will die für 2017 geplanten Regeln auf jeden Fall durchziehen. "Bis auf Toto und seine Vasallen, die aufgrund des Motorenvertrages folgen müssen, sind alle dafür. Auch Sergio Marchionne ist absolut dafür, dass es kommt."

Angst, das Feld könnte sich mit einem neuen Reglement weiter auseinanderziehen, hat Marko nicht. "Angst hat nur Mercedes. Diese paranoide Angst des Herrn Wolff, ihre Vormachtstellung zu verlieren, wenn man nur eine Kleinigkeit am Motor oder am Chassis ändert. Toto Wolff tut alles, um jegliche Änderung zu verhindern."

Wolff sieht das naturgemäß anders: "Vielleicht spricht ein stabiles Reglement auch gegen uns selbst: Die Zugewinne, die wir machen, sind kleiner, weil die Kurve flacher wird. Und die anderen machen größere Schritte. Wir haben ganz klar nicht mehr den Vorteil, den wir letztes Jahr hatten, aber das Racing ist großartig und es wird vielleicht noch großartiger, wenn wir es lassen."

2017er Regeln fast fix

Allerdings sieht es nicht danach aus, als würden die Regeln für 2017 noch einmal über den Haufen geworfen. Das Grundkonzept mit breiteren Autos, breiteren Reifen und extremerer Aerodynamik wurde bereits verabschiedet. Bis Ende April sollen eigentlich nur letzte Details geklärt werden.

Für 2017 geplante Änderungen in Zahlen

20162017
Reifen245mm (vorne)
325mm (hinten)
305mm (vorne)
405mm (hinten)
Radaufhängung1800mm2000mm
Frontflügel1650mm1800mm
Heckflügel750mm Breite/ 950mm Höhe950mm Breite/ 800mm Höhe
Diffusor125mm Höhe/ 1000mm Breite
(beginnt an der Hinterachse)
175mm Höhe/ 1050 mm Breite
(beginnt 175mm vor der Hinterachse)
Bodywork1400mm Maximalbreite
1300mm Minimalbreite
1600 mm Maximalbreite
1400mm Minimalbreite
Gewicht702kg 722kg + ca. 5kg Reifen

Dessen ist sich auch Wolff bewusst. "Wir haben schon dafür gevotet, wir haben vor einer Weile für den McLaren-Vorschlag gestimmt. Es wird Diskussionen darüber geben, ob es der richtige Weg nach vorne ist - natürlich. Aber ich glaube nicht, dass es die nötigen Mehrheiten geben wird, um es wieder zu begraben und mit etwas neuem aufzukommen."

Bei Red Bull laufen die Vorbereitungen für 2017 schon auf Hochtouren. Aktuell befindet sich das Team in der Konzeptphase des neuen Boliden. Nach den ersten Reifentests mit den neuen Dimensionen geht es ans Design des RB13. "Für uns ist klar, dass die 2017er Regeln kommen. Wir gehen davon aus, dass das sogenannte McLaren-Paket kommt", so Marko.