Am Dienstag hatten sich alle Teamchefs und Vertreter der Formel 1 in Genf getroffen, um ein neues Technisches Reglement für die Saison 2017 zu diskutieren. Nun waren diese Diskussionen von Erfolg gekrönt, denn die Formel-1-Kommission hat ihren Segen gegeben. Nach dem Treffen der Strategiegruppe stimmte die Kommission zu, die Finalisierung der Regeln für die Saison 2017 bis zum 30. April 2016 zu verschieben. Damit bleiben noch rund zwei Monate Zeit, um die Feinheiten genau abzuklären. Die Regeln treten aber erst endgültig in Kraft, wenn sie durch das Word Motorsport Council nochmals abgesegnet wurden.

Die größte Änderung wird in der Saison 2017 das Bodywork erfahren. Die Autos sollen breiter werden, um mehr Abtrieb zu generieren und dadurch die Rundenzeiten deutlich zu reduzieren. Das bedeutet konkret: Die aktuelle Maximalbreite von 1.400 Millimetern wird um 200 Millimeter vergrößert. Die Gesamtbreite der Boliden wird von 1.800 auf 2.000 Millimeter - also zwei Meter - angehoben. Ebenfalls breiter wird der Frontflügel. Er wächst um 150 Millimeter auf 1,80 Meter Spannweite, die konktrete Form wird aber nochmals stärker reglementiert. Der Heckflügel wird 20 cm breiter und gleichzeitig 15 cm tiefer und die Endplatte ist nicht länger rechtwinklig. Das Gewicht der Autos wird entsprechend um 20 Kilogramm angehoben, die breiteren Reifen schlagen mit rund 5 zusätzlichen Kilomgramm zu Buche.

Eine der maßgeblichsten Veränderungen zur gesteigerten Aerodynamik-Performance werden die neuen Abmessungen und die Anbringung des Diffusors. Er wird jeweils 50 Millimeter höher und breiter. Zukünftig beginnt er nicht mehr an der Hinterachse, sondern 175 Millimeter davor. Der Diffusor kann bis zu 50 Prozent des Abtriebs eines Formel-1-Autos ausmachen.

So werden die neuen Autos aussehen, Foto: Mercedes/Motorsport-Magazin.com
So werden die neuen Autos aussehen, Foto: Mercedes/Motorsport-Magazin.com

Damit ging die Kommission wie erwartet auf den von McLaren eingebrachten Vorschlag ein, der rund drei Sekunden Zeitgewinn pro Runde bringen soll. Red Bull hatte sich dafür ausgesprochen, die Autos fast genauso breit wie das Bodywork zu gestalten, im neuen Reglement bleiben allerdings 20 cm Unterschied. Damit wird mehr Abtrieb erzielt, allerdings weniger, als das von Red Bull gewünscht war.

Pirelli liefert breitere Reifen

Um die Autos nochmals schneller machen zu können, müssen auch die Reifen von Pirelli mitwachsen. Hier einigte sich die Formel-1-Kommission auf eine Verbreiterung der Vorderreifen um 60 Millimeter von 245 auf 305. Die Hinterreifen werden ab 2017 405 Millimeter breit sein und damit um 8 cm breiter als noch aktuell. Um die Reifen allerdings für den Saisonstart in einem Jahr optimal entwickelt zu haben, hat der Reifenhersteller mehr Testfahrten verlangt. Über diese Thematik werden die FIA und Pirelli noch gesonderte Gespräche führen.

Die Situation der Power Unit-Kunden soll verbessert werden, Foto: Mercedes-AMG
Die Situation der Power Unit-Kunden soll verbessert werden, Foto: Mercedes-AMG

Power Unit weiterhin Diskussionspunkt

Für die Saison 2017 sind ebenfalls Änderungen der Power Unit angedacht. Hier wurden vor allem die Punkte Kosten für die Kunden, Lieferungsverpflichtungen, Leistungsangleichung zwischen den einzelnen Herstellern sowie weitere Verbesserungen des Sounds diskutiert. Zu diesen Themen wurde aktuell noch keine Einigung erzielt, sondern eine Arbeitsgruppe aus Vertretern von FIA, den kommerziellen Rechteinhabern, den Power Unit-Lieferanten und den Kundenteams gebildet.

Arbeitsgruppen führen nach Meinung von Teamchef Christian Horner allerdings selten zu wirklichem Erfolg. "Das Problem ist, wenn etwas nicht vereinbart wird, wird eine Arbeitsgruppe gebildet. Und die arbeiten dann wieder etwas aus. Wenn dann wieder keine Übereinkuft erzielt wird, gibt es nochmal eine neue Arbeitsgruppe und wir enden dann mit all diesen Arbeitrsgruppen und wissen nicht genau, was sie vorschlagen oder auch nicht", erklärte Horner kürzlich zu dem Prozedere.

Besserer Schutz für Fahrer

Ebenfalls bestätigt wurde die Intention, den Kopf des Fahrers besser zu schützen. Alle Anteilseigner arbeiten nun eng zusammen, um das Projekt zu realisieren. Aktuell steht das "Halo"-Konzept am höchsten in der Gunst der Verantwortlichen. Wie ein Art Bumerang könnte es auf Höhe des Helmendes am Auto befestigt und mit einer sekrechten Strebe vorne befestigt werden. Andere Lösungen werden allerdings weiterhin untersucht.

Die Änderungen in Zahlen

20162017
Reifen245mm (vorne)
325mm (hinten)
305mm (vorne)
405mm (hinten)
Radaufhängung1800mm2000mm
Frontflügel1650mm1800mm
Heckflügel750mm Breite/ 950mm Höhe950mm Breite/ 800mm Höhe
Diffusor125mm Breite/ 1000mm Höhe
(beginnt an der Hinterachse)
175mm Breite/ 1050 mm Höhe
(beginnt 175mm vor der Hinterachse)
Bodywork1400mm Maximalbreite
1300mm Minimalbreite
1600 mm Maximalbreite
1400mm Minimalbreite
Gewicht702kg 722kg + ca. 5kg Reifen