Jeweils zehn Plätze Strafe sollten Daniel Ricciardo und Daniil Kvyat in Monza erwarten, hieß es noch vor dem Rennwochenende in Italien. Seit diesem Freitag steht fest: Red Bull wechselt aus taktischen Gründen neben den Verbrennungsmotoren an beiden Autos noch weitere Teile, sodass sich die Strafen erhöhen. Kvyat, am Freitag von einem Getriebeproblem ausgebremst, bekommt durch einen zusätzlich neuen Turbolader nun insgesamt 15 Plätze aufgebrummt, Ricciardo wegen zusätzlicher Wechsel von Turbolader, MGU-K und MGU-H gar 25.

Der Russe und der Australier starten also fast sicher aus der letzten Startreihe, nachdem sich McLaren in Monza mit Strafen bislang mehr zurückhält als zuletzt. Entsprechend klein sind für Red Bull die Chancen auf Punkte am Sonntag, passen die Highspeed-Abschnitte des Autodromo Nazionale doch so gar nicht zur schwachen Power Unit von Renault. Dennoch verliert Ricciardo nach Platz 13 am Freitag seine Zuversicht nicht völlig.

"Wir wissen, dass wir hier auf den Geraden viel Zeit verlieren. Du kannst das Pedal eben nicht härter drücken (als bis zum Anschlag). Deshalb müssen wir so schnell es geht durch die Kurven fahren. Sicher passieren hier schnell mal Fehler. Aber das Springen und die Bewegungen machen Spaß", kommentiert der Australier das unruhige Fahrverhalten in den Schikanen aufgrund der für Monza klassischen Low-Drag-Abstimmung. Außerdem habe er bereits länger gewusst, dass die Strafen in Italien unumgänglich sein würden. "Es ist besser hier, als irgendwo anders. Wir wissen, dass es hier aus Performance-Sicht unser schwächster Kurs ist", erklärt Ricciardo.

Wegen der langen Boxengasse in Monza und des Starts von ganz hinten wird Red Bull wohl nur einmal stoppen, Foto: Sutton
Wegen der langen Boxengasse in Monza und des Starts von ganz hinten wird Red Bull wohl nur einmal stoppen, Foto: Sutton

Ricciardo motiviert wie eh und je

"Aber an meiner Motivation ändert das nichts. Die bleibt immer gleich. Es macht hier ja auch Spaß. Monza ist eine Strecke, die einfach viel Spaß macht. Wir werden Sonntag alles versuchen, was geht", sagt Ricciardo. Dazu müsse man wohl oder übel auch eine Ein-Stopp-Strategie versuchen, um von ganz hinten nach vorne gespült zu werden - wenngleich Ricciardo erwartet, dass auch weiter vorne die Mehrheit auf diese Variante setzen wird: "Ich denke es ist so eine lange Boxengasse hier - da wird es jeder mit einem Stopp versuchen. Sonst verlierst du viel Zeit."

Abgesehen von den inzwischen beinahe üblichen Motorsorgen, einem Hydraulik-Problem am Vormittag und seiner Runde im ersten Gang am Nachmittag laufe ansonsten soweit alles nach Plan. Vor allem das Chassis stimmt Ricciardo zunehmend glücklich. "Das Auto fühlt sich wieder recht gut an. Im ersten Training heute Morgen haben wir einiges verbessert und es hat sich wieder sehr racy angefühlt. Das Chassis funktioniert jetzt seit drei Rennen sehr gut - recht nah dran an dem Level vom vergangenen Jahr, das stark war", sagt Ricciardo.

Der höhere Reifendruck sei Ricciardo zufolge in Monza kein Problem gewesen, Foto: Sutton
Der höhere Reifendruck sei Ricciardo zufolge in Monza kein Problem gewesen, Foto: Sutton

Neuer Reifendruck kein Problem

"Aber klar - wir haben einen Nachteil auf den Geraden hier. Trotzdem werden wir nicht ganz hinten sein und einige überholen können. Ich denke, wir können vor Sauber kommen. Wenn wir ein Mercedes-Team schlagen würden, wären wir schon richtig gut. Aber was die schnellen Runden anging, haben wir hier noch keine richtige gefahren und haben uns heute auf die Longruns konzentriert. Mit den Options scheinen wir besser klar zu kommen", ergänzt Ricciardo.

Der höhere Reifendruck sorge bei ihm für keine Probleme. Ehrlich gesagt, ist es okay. Sie (Pirelli) sind von dem, was sie ursprünglich gesagt haben, ja noch mal runtergegangen. Es ist nicht mehr so viel mehr. Es fühlt sich recht normal an. Und Monza ist ja sowieso ein einzigartiger Kurs, so wenig Flügel wie du hier fährst", berichtet der "Honigdachs".

Kvyat von Defekt gebremst

Kvyat, am Vormittag Zwölfter, am Nachmittag nach 30 Minuten Stillstand durch ein Getriebeproblem Letzter, kommentierte seinen durchwachsenen Tag: "Es war ein harter Tag für uns. Wir haben recht viel Zeit im zweiten Training verloren und wir konnten nicht unser ganzes Programm abarbeiten. Das Qualifying ist wegen der Strafen nicht unser Fokus, deshalb haben wir uns auf die Longruns konzentriert. Die Pace ist, wie wir sie in Monza erwartet haben. Ich denke, es könnte im Mittelfeld recht eng zugehen. Wir erwartet haben die Mercedes-befeuerten Autos hier ein großes Vorteil. Das wird sicher kein leichtes Rennen"