Aus 105 mach 15. McLaren hat die Rekord-Strafversetzungen von Spa in Monza deutlich gedrückt. Dennoch erwischt es beim Italien GP erneut beide Piloten. Wegen Umbaumaßnahmen an den Motoren beider MP4-30 kassiert Jenson Button fünf Strafplätze, Fernando Alonso deren sogar zehn. Noch immer ein ordentliches Handicap - zumal das Layout des Autodromo Nazionale dem McLaren noch weniger entgegen kommt als die Ardennen-Achterbahn vor zwei Wochen.

Trotzdem: Weil die Strafen deutlich geringer ausfallen, steigt die Erwartungshaltung sofort drastisch. "Ich habe mir zwar keine Ziele gesetzt und wir müssen erst abwarten, wie das Training läuft. Aber ich bekomme fünf Plätze Strafe, also ist das Qualifying doch recht wichtig. Es geht nicht nur darum, vor dem Teamkollegen anzukommen. Ich will so nah an die Red Bull und Toro Rosso herankommen wie es geht - denn vielleicht kann ich dann vor ihnen starten", hofft Button.

Was vermessen klingen mag, hat einen triftigen Hintergrund. Gleich drei Fahrer aus dem Renault-befeuerten Quartett kassieren ebenfalls Strafversetzungen - und zwar um zehn Plätze. Button steht mit seinen fünf also recht gut dar. Sein Vorhaben könnte tatsächlich gelingen, wenn er im Qualifying nur nah genug herankommt. Realistisch dürfte allerdings nur ein Angriff auf Toro Rosso sein.

In Belgien kämpfte Button mit der Technik, Foto: Sutton
In Belgien kämpfte Button mit der Technik, Foto: Sutton

Button: Lernen für "A-Rennen" Singapur

Allerdings endet der McLaren-Masterplan hier längst nicht. "Wir müssen gucken wie es dann läuft. Im vergangenen Rennen haben wir am Start ja gleich sechs Plätze gut gemacht", nennt Button sein zweites Ass. "Dann habe ich die meisten nur wieder verloren", schiebt der Brite ehrlich nach. "Aber ich denke, es sollte in Sachen Speed etwas besser gehen hier, auch wenn es verrückt klingt. Denn in Spa gab es ja das Problem mit dem Deployment. Das war ein großes Problem, das hier hoffentlich wegfallen sollte", hofft Button.

Insgesamt stehen jedoch nach wie vor wichtige Testarbeiten für das "A-Rennen" in zwei Wochen im Vordergrund. "Es gilt dieses Wochenende wieder viel zu lernen mit der Power Unit und der Zuverlässigkeit. Wichtige Informationen für Singapur, das in ein paar Wochen ist. Das sollte ein großartiges Rennen werden. Wir machen ja auch Fortschritte. Man sieht es nur nicht wegen der Probleme", sagt Button. "Aber man erwartet natürlich immer mehr. Ich vermisse es, vorne zu kämpfen, zu gewinnen und um das Podium zu fahren. Das scheint jetzt so lang her. Und ich denke Fernando geht es genau so."

Fernando Alonso spricht offen über die taktischen Motorenspielchen bei McLaren, Foto: Sutton
Fernando Alonso spricht offen über die taktischen Motorenspielchen bei McLaren, Foto: Sutton

Alonso: Die Besten werden in diesen Zeiten groß

Der Spanier behält dennoch seine gute Laune. "Ich bleibe optimistisch. Wir machen Fortschritte bei unseren Schwächen. Wir suchen Lösungen für nächstes Jahr, auch, weil uns für 2015 aufgrund der Regeln die Hände gebunden sind. Es gibt aber jetzt noch Rennen, wo wir die Chance haben, in die Punkte zu kommen. Deshalb wechseln wir jetzt die Motoren und kassieren jetzt die Strafen, um wettbewerbsfähig zu sein, wenn wir die Möglichkeit haben. Wir müssen versuchen professionell zu bleiben", sagt Alonso - auch wenn das eigentlich nicht der Anspruch des zweimaligen Champions ist.

Oder? Offenbar hat der Anspruch sich verschoben. Alonso ist nur mehr Forscher. "Bei anderen, wie Spa, Monza, Mexiko und Russland wird es schwerer, denn da kommt es sehr auf die Power an. An diesen Wochenenden werden wir experimentieren. Es ist ein interessanter Prozess, den ich, ganz ehrlich, genieße", sagt Alonso. Dann kommt doch seine wahre Natur ans Licht: "Es ist eine harte Zeit für uns, aber die Besten werden in diesen Zeiten groß." Bereits jetzt liege man gut im Plan. "Wir haben jetzt ein gutes Chasis, eine gute Aerodynamik. Auch der Kurven-Speed ist vergleichbar mit dem der Topteams", sagt Alonso.