Die Halbzeitbilanz von McLaren fiel äußerst mau aus. Trotz der Schonfrist für Honda werden die kritischen Worte lauter. So will sich Honda-Motorsportchef Yasuhisa Arai nicht länger gefallen lassen, Honda allein sei für die Misere des Rennstalls verantwortlich. Auf einem der wenig verbliebenen Klassiker des Rennkalenders könnte sich zeigen, ob die Power Units der Japaner stark genug sind, um weiter vorne mitzukämpfen. Schließlich ist auf dem Autodromo di Monza vor allem Motorleistung gefragt.

Laut Arai müsste sogar Red Bull zu knacken sein. Denn der Honda-Motor habe einen Leistungsvorsprung von rund 25 PS gegenüber dem Renault-Antrieb. Auch wenn die Team-Vorgabe lautet, bis Ende der Saison auf die Top-Teams aufzuschließen, bleibt Arai wenigstens in zwei Punkten realistisch: "Wir haben in puncto Verbrennungsmotor noch nicht zu Ferrari aufgeschlossen und liegen 40 bis 50 PS hinter Mercedes."

Italien-Fan Alonso

Ungeachtet dessen, ob McLaren in Monza nun konkurrenzfähiger sein wird oder nicht, freuen sich Fernando Alonso und Jenson Button auf die High-Speed-Strecke. "Monza ist total einzigartig, eine fantastische Strecke mit so viel Geschichte, großartigen Fans und es macht einfach Spaß, dort zu fahren", schwärmt der Spanier, der den Italien Grand Prix bereits zweimal gewinnen konnte. "Es ist immer etwas Besonderes, Jahr für Jahr dorthin zurückzukehren, um die besondere Atmosphäre zu erfahren. Das Auto fühlt sich komplett anders an als auf jeder anderen Strecke."

Seinen letzten Italien Grand Prix gewann Alonso 2010 für Ferrari, Foto: Bridgestone
Seinen letzten Italien Grand Prix gewann Alonso 2010 für Ferrari, Foto: Bridgestone

Alonso bezweifelt, dass die Strecke dem MP4-30 liegen wird. "Wir müssen dieses Rennen zusehen, unseren eigenen Erwartungen gerecht zu werden, weil wir wissen, dass sie unserem Auto nicht liegen wird", sagte der Spanier. "Es wird hart, aber wir werden wie gewöhnlich pushen und so viel wie möglich über unser Gesamtpaket lernen."

Button erwartet schwieriges Wochenende

Ein ähnlich schwieriges Wochenende erwartet auch Jenson Button. "Die High-Speed-Geraden in Monza werden für uns eine Herausforderung werden, aber wir werden alles geben und fokussiert bleiben", sagt der Brite. Doch auch die trüben Aussichten beeinträchtigen die Vorfreude auf den Italien GP nicht. "Monza ist großartig, zweifellos eines der tollsten Rennen im Kalender für einen Fahrer und es ist immer ein Kick, dort zu fahren. Der Kurs ist einzigartig bezüglich der Setup-Einstellungen."

McLaren in Monza: McLaren reiht sich bei der Anzahl der Siege mit zehn Erfolgen hinter Ferrari auf Platz zwei ein. 1968 gewann Denny Hulme das erste Rennen für den Traditionsrennstall. 16 Jahre später legte Niki Lauda nach, danach folgten die Doppelerfolge von Alain Prost (1985 und 1989) und Ayrton Senna (1990 und 1992). 1997 siegte David Coulthard im königlichen Park von Monza, ehe Juan Pablo Montoya 2005 triumphierte. Fernando Alonso gewann 2007, während Lewis Hamilton 2012 die Nase ganz vorne hatte.

Fernando Alonso in Monza: Der Spanier gewann sowohl 2007 als auch 2010 auf dem Autodromo Nazionale di Monza - beim ersten Mal für McLaren und beim zweiten Mal für die Heimmannschaft Ferrari. Hinzu gesellen sich zwei zweite sowie zwei dritte Plätze, außerdem schnitt Alonso nur einmal schlechter als Achter ab, wenn er das Ziel sah.

Jenson Button in Monza: Jenson Button gewann noch nie in Monza. Im Jahr 2004 steuerte der damalige BAR-Pilot seinen Boliden auf Rang drei. 2009, 2010 und 2011 gelang dem Briten im McLaren durchgehend der zweite Podestplatz. Bei 15 Starts schied Button vier Mal aus, zum letzten Mal 2012 an Platz zwei liegend wegen einer defekten Benzinpumpe.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Die junge Partnerschaft zwischen McLaren und Honda wird im ersten Jahr der Wiedervereinigung hat bereits erste Risse. Dem Vorwurf von Seiten McLaren, der Honda-Antrieb sei nicht konkurrenzfähig folgte nun die Retourkutsche von Honda-Motorsportchef Arai. "Das Auto verfügt nicht über den besten aerodynamischen und mechanischen Grip. Verglichen mit Red Bull besteht immer noch ein großer Unterschied", lautete die verbale Ohrfeige des Japaners in Richtung Woking. Kein fruchtbarer Boden, um voran zu kommen. 2015 ist soweit eh schon abgehakt. In Monza wird es für Alonso und Button ähnlich schwierig wie in Spa. Bleibt zu hoffen, dass sich das Team am Riemen reißt und weiterhin fokussiert an 2016 arbeitet. (Haris Durakovic)