Seit Wochen wird spekuliert, diskutiert und sinniert: Mit welchen Motoren wird Red Bull im kommenden Jahr an den Start gehen? Dass es mit Renault keine Zukunft gibt, pfeifen die Spatzen von den Dächern. Als Optionen stehen Ferrari und Mercedes im Raum. Am Wochenende in Monza soll Ferrari-Konzernchef Sergio Marchionne angeblich ein weiteres - verbessertes - Angebot auf den Tisch legen wollen. Die erste Wahl der Bullen ist und bleibt aber wohl der Klassenprimus Mercedes.

Hamilton gegen Motoren-Deal mit Red Bull

Bei Weltmeister Lewis Hamilton gehen bei den Spekulationen rund um einen Motoren-Deal zwischen Mercedes und Red Bull alle Alarmglocken an. Er sieht Red Bull von Chassis- und Aerodynamik-Seite als einen der schärfsten WM-Gegner und warnt. "Red Bull ist ein großartiges Team und es wäre, als würden wir Ferrari unsere Motoren geben", erklärte der Brite bei SkySports.

Die Historie gibt dem Weltmeister Recht. Bei 195 Rennen holte die Mannschaft aus Milton Keynes 50 Siege - eine Quote von fast 25 Prozent. Auch vor der Einführung der neuen Power Units hatte Red Bull oftmals mit einem PS-Nachteil des Renault-Motors im Vergleich zur Konkurrenz zu kämpfen. Diesen machten aber zumeist die Aerodynamik und das ausgeklügelte Chassis des Boliden wett. Selbst in der Ära der Power Units demonstrierte Red Bull mit drei Siegen - wenn auch durch teils schwierige Umstände für Mercedes - dass niemand das Team unterschätzen sollte.

Droht Red Bull ein ähnlich starker Gegner wie in der Vergangenheit zu werden?, Foto: Sutton
Droht Red Bull ein ähnlich starker Gegner wie in der Vergangenheit zu werden?, Foto: Sutton

Red Bull auf dem Chassis-Vormarsch

Der große Chassis-Vorteil war zu Beginn der Saison allerdings dahin. Das ehemalige Weltmeisterteam strauchelte auf Seiten der Power-Unit, aber auch enorm im Bereich des Chassis. Geht es nach Daniel Ricciardo, ist genau diese Schwachstelle nun ausgemerzt. "Ich denke, wir sind nun auf dem Level des Vorjahres zurück. Wir wussten, wie stark das Chassis war und fühlten, dass das größte Defizit bei der Power lag", erklärte der Australier in Monza.

Durch zahlreiche Updates hat Red Bull zu einstiger Stärke zurückgefunden und ist nun viel leichter in der Lage, den Boliden in das richtige Arbeitsfenster zu bewegen. Nun bleibt laut Ricciardo eine große Baustelle: Die Power. "Wir versuchen so viel wie möglich aufzuholen, aber wir sind von sehr weit hinten gestartet", fügte er hinzu. "Aus diesem Grund blicken wir auf Kurse wie Singapur, die weniger Power- und viel mehr Chassis-abhängig sind. Wir sehen sie als potenzielle Podiums-Chancen für uns."

Red Bull + Mercedes: Hamilton sieht Titelchancen schwinden

Ein behobenes Chassis-Problem und eine nach wie vor herausragende Aerodynamik ab 2016 möglicherweise gepaart mit der besten Power Unit im Feld? Zumindest für Lewis Hamilton eine Horror-Vorstellung. "Ich denke, wenn wir ernsthaft Weltmeisterschaften gewinnen wollen, sollten wir das wahrscheinlich nicht tun", äußerte Hamilton seine Meinung zum möglichen Motoren-Deal mit Red Bull.

Aus seiner Sicht besteht keine Veranlassung, den einstigen Formel-1-Klassenprimus im Kampf um den WM-Titel sogar noch zu unterstützen und damit sich und seinem Team das Leben möglicherweise schwerer zu machen. "Wir sind hier um zu gewinnen - wir brauchen das nicht wirklich. Es gibt keinen wirklichen finanziellen Vorteil, daher denke ich, dass es gut ist, wie es ist."