Top: Ein verdienter Sieger Sebastian Vettel

Viele Kommentatoren hatten bereits ausgeschlossen, dass in dieser Saison noch ein anderes Team als Mercedes ein Rennen gewinnen würde. Doch der Deutsche zeigte, wie es gehen kann: Nach einem tollen Start gab er die Führung nicht mehr ab und ließ sich auch von der Safety-Car-Phase nicht beeindrucken. Mit seinem ersten Sieg in Ungarn und dem 41. insgesamt in der Formel 1 hat Vettel nun mit der Legende Ayrton Senna gleichgezogen. Zudem ist zumindest Nico Rosberg in der Fahrer-Wertung wieder in Schlagdistanz. Es war - nicht nur wegen Jules Bianchi - ein besonders emotionaler, weil nicht zu erwartender Triumph für die Scuderia Ferrari und ihren Piloten.

Da ist er wieder, der Finger, Foto: Sutton
Da ist er wieder, der Finger, Foto: Sutton

Top: McLaren nutzt die Gunst der Stunde

Viel Spott und Hohn mussten sich die beiden Ex-Weltmeister Jenson Button und Fernando Alonso in dieser für sie bisher sehr enttäuschenden Saison schon anhören. Gerade einmal ein Punkt war für den Spanier bis Ungarn rausgesprungen, vier für den Briten. Hinzu kamen die meisten Ausfälle aller Teams. Doch in Budapest holte sich der Rennstall mit den Plätzen fünf und neun wichtiges Selbstbewusstsein für die zweite Saisonhälfte. Natürlich spielten dabei auch Ausfälle und Strafen anderer Fahrer eine Rolle. Doch McLaren verstand es besser als beispielsweise Williams, diesen Moment auszunutzen. In einem turbulenten Rennen behielten Button und Alonso kühlen Kopf.

Top: Red Bull greift erfolgreich die führenden Teams an

Noch so ein Kandidat, der viel Kritik einstecken musste: Red Bull hat das ganze Wochenende über gezeigt, dass das Team zumindest in Budapest mit den derzeit führenden Teams in der Konstrukteurswertung, Mercedes, Ferrari und Williams, mithalten kann. Schon im Training und im Qualifying zeigten Daniel Ricciardo und Daniil Kvyat Spitzenleistungen. Das Rennen war schließlich ein Auf und Ab für die Bullen, an dessen Ende die ersten Podestplätze 2015 standen. Ein wenig Glück gehörte natürlich dazu, all die Kollisionen und Strafen ohne große Nachteile bei den Platzierungen zu überstehen, doch letztlich war der Erfolg für das Team durchaus verdient.

Top: Die Formel 1 zeigt zweimal hintereinander, dass sie es noch kann

Die Parade der Geächteten, die in Ungarn aufhorchen ließen, geht weiter: Die Krise der Königsklasse, wie groß oder klein sie auch sein mag, war das bestimmende Thema der letzten Monate im Formel-1-Zirkus. Mit den Wochenenden in Silverstone und Budapest hat die Rennserie jetzt zweimal hintereinander bewiesen, dass sie nichts von ihren Reizen verloren hat. Es gab Kollisionen, Überholmanöver, ein für Spannung sorgendes Safety Car, viele Boxenstopps und ungewohnte Gesichter auf dem Podium. Niki Lauda hat bereits erklärt, die Kritiker der Königsklasse müssten nach diesem Rennen ziemlich dumm aussehen. Die Formel 1 ist angezählt worden, dann aber wieder aufgestanden und hat wie ein Champion zurückgeschlagen!

Er hat es mal wieder gewusst: Niki Lauda, Foto: Sutton
Er hat es mal wieder gewusst: Niki Lauda, Foto: Sutton

Top: Der junge Max Verstappen auf Platz vier

Man muss sich immer wieder vor Augen halten, dass Max Verstappen erst 17 Jahre alt ist - er wurde 1997 geboren. In Ungarn fuhr der Toro Rosso-Pilot zu seinem besten Formel-1-Ergebnis. Auch er wurde durch Crashs, Durchfahrtsstrafen und Ähnliches anderer Piloten begünstigt. Allerdings waren viele dieser Aktionen von den Geschädigten selbst verschuldet. Umso höher ist es einzuschätzen, wenn ein Teenager in dieser Mischung aus Chaos und Hektik die Nerven behält und sich satte zwölf Punkte für die Fahrerwertung holt - mehr, als in der gesamten bisherigen Saison zusammen.

Flop: Ein Lewis Hamilton, der sich nicht wie ein Champion verhält

Im Qualifying hatte der Weltmeister die Konkurrenz noch das Fürchten gelehrt und wurde schon als unschlagbar gefeiert. Doch im Rennen war Hamilton von der ersten Sekunde an nicht ganz da. Die fast schon traditionellen Startprobleme bei Mercedes resultierten im Verlust der Führung. Danach zeigte Hamilton teilweise wütende, hektische sowie ungestüme Überholmanöver und handelte sich Strafsekunden ein. Das hätte man vielleicht von Max Verstappen erwartet, der stattdessen cool blieb, eines Weltmeisters war es allerdings nicht würdig. Mit Glück erreichte Hamilton letztlich noch Platz sechs und blieb so vor seinem ärgsten Verfolger in der WM-Wertung, Nico Rosberg.

Flop: Rosberg mit der falschen Strategie und Pech

Bis wenige Runden vor Schluss sah Nico Rosberg aus wie der - neben Sebastian Vettel - zweite große Sieger des Ungarn-GP. Der Deutsche lag auf Rang zwei, Hamilton irgendwo im Mittelfeld. Er hätte seinen Rückstand in der Weltmeisterschaft deutlich verkürzen können. Doch der Reifenschaden nach der Kollision mit Daniel Ricciardo zerstörte seinen Traum. Unverständlich war allerdings, warum Rosberg beim Boxenstopp nicht die schnelleren Soft-Reifen wählte. Zudem kämpfte er das ganze Wochenende mit der Balance seines Autos.

Flop: Pastor Maldonado hat etwas nicht verstanden

Der Venezolaner wollte offensichtlich ausprobieren, wie viele Strafen man während eines Formel-1-Rennens denn so aufgebrummt bekommen kann. Am Ende reichte es für zwei unfreiwillige Fahrten durch die Boxengasse und einmal zehn Sekunden extra für ein Überholmanöver in der Safety-Car-Phase. Das sind Dinge, die ein Pilot der Königsklasse eigentlich besser wissen sollte. Eine Strafe kann passieren, alles darüber ist unprofessionell. Eine der Durchfahrtsstrafen erhielt er, weil er in der Boxengasse satte 11,6 km/h zu schnell war. Zwei km/h, wie bei Kimi Räikkönen in einem ähnlichen Fall, sind in Ordnung, aber man muss schon extrem geistesabwesend sein, um das Tempolimit derart zu missachten - wissend, dass dies nicht ohne Folgen bleibt.

Pastor Maldonado übernahm die Rolle des Rabauken in Ungarn, Foto: Sutton
Pastor Maldonado übernahm die Rolle des Rabauken in Ungarn, Foto: Sutton

Flop: Williams lässt sie alle vorbei

Ferrari siegt, Red Bull ist doppelt auf dem Podium vertreten, McLaren punktet mit beiden Fahrzeugen: Der Ungarn-GP war das Rennen der ungewohnten Erfolge. Nur Williams stand irgendwie abseits und holte keinen einzigen WM-Punkt. Felipe Massa wurde Zwölfter, Valtteri Bottas Dreizehnter. Beide mussten viele Fahrer passieren lassen, die sonst hinter ihnen ins Ziel kommen. Beim Finnen tat ein Reifenschaden sein Übriges. Der Brasilianer holte sich durch die falsche Positionierung seines Autos am Start eine der unnötigsten Fünf-Sekunden-Strafen der Formel-1-Geschichte ab. Ungarn war so gar nicht das Pflaster für Williams.

Flop: Doppelausfall bei Force India

Nico Hülkenbergs hatte noch Glück, als er am Sonntag auf guter Position liegend seinen Frontflügel verlor. Wäre das Teil nicht sofort zerbrochen, hätte sein Fahrzeug möglicherweise in die Luft gehoben werden können. Besonders ärgerlich: Der Deutsche hatte eigentlich einen Lauf, punktete dreimal in Folge in der Formel 1 und gewann die 24 Stunden von Le Mans. Force India muss sich nicht wundern, falls Hülkenberg tatsächlich ins Ferrari-Cockpit schielt. Wer einem talentierten Fahrer kein vernünftiges Auto zur Verfügung stellt, ist die längste Zeit dessen Arbeitgeber gewesen. Hinzu kam in Budapest noch der Renn-Ausfall von Sergio Perez, der sich im Freitagstraining spektakulär überschlagen hatte, mit Bremsdefekt.

Flop: Vettel hat ein gutes Auto, Räikkönen nicht

Nach dem Ungarn-GP sollte sich Ferrari bei aller Euphorie die Frage gefallen lassen, warum Sebastian Vettels Bolide das ganze Wochenende über schnurrte wie ein Kätzchen und ihn zum Sieg führte, Kimi Räikkönen aber bereits im Qualifying technische Probleme hatte und letztlich auch im Rennen ausschied. Man mag dem Icemann unterstellen, dass er zu alt ist oder es ihm inzwischen an Motivation fehlt. Wenn die Roten ihm aber kein gleichwertiges Auto geben, machen alle Vorwürfe, Vettel erziele die besseren Ergebnisse, keinen Sinn.