Nach dem Ungarn GP bekamen die Renault Leute das Lachen nicht mehr aus dem Gesicht. Der viel gescholtene französische Motorenlieferant konnte in dieser Saison mehr Motorschäden als Podiumsplatzierungen vorweisen. Auf dem Hungaroring sorgten Daniil Kvyat mit Rang zwei, Daniel Ricciardo auf Rang drei und Max Verstappen als Vierter für eine deutliche Aufbesserung der Statistik.

Selbst der Sieg war für Daniel Ricciardo zeitweise in Reichweite, scheiterte letztendlich aber an der Kollision mit Nico Rosberg. "Unsere 'Gib niemals auf Mentalität' hat sich ausgezahlt", freute sich Motorenchef Remi Taffin. Der Franzose freut sich über die Fortschritte: "Nicht nur unsere Zuverlässigkeit wurde besser und hat uns durch das Rennen gebracht, auch die Performance wurde besser, so dass wir vorne an der Spitze kämpfen konnten."

Im Training ging zwar ein Aggregat im Heck von Daniel Ricciardo spektakulär hoch, doch dabei handelte es sich um einen ausrangierten Trainings-Motor. Im Rennen traten bei keinem Renault-befeuerten Piloten Probleme an der Power Unit auf. Durch die gesteigerte Zuverlässigkeit kann Renault auch mehr Leistung freigeben. Für die angebliche Leistungssteigerung soll auch ein neues Benzin von Partner Total maßgeblich mitverantwortlich sein.

"Es fühlt sich so gut an, wieder vorne an der Spitze zu kämpfen", freut sich auch Renault Sport F1 Managing Director Cyril Abiteboul. Der ehemalige Caterham-Teamchef freut sich aber nicht nur über den eigenen Erfolg, sondern auch über den Ausrutscher des Klassenprimus: "Immer, wenn Mercedes unter Druck gerät, sehen wir, dass sie nicht unbesiegbar sind. Es ist fantastisch, Ferrari an der Spitze zu sehen."

Marko: Streckencharakteristik, kein Aufschwung

Dr. Helmut Marko war hingegen weniger angetan von der Performance des Motorenpartners. Der Österreicher machte vor allem die Streckencharakteristik für die starke Leistung seiner Piloten verantwortlich. "Man hat gesehen, wenn das Streckenlayout einer Rennstrecke mehr ähnelt als einer Beschleunigungsstrecke, dann sind wir wieder dabei", so der Österreicher.

Eine Kartbahn in groß: Der Hungaroring, Foto: Sutton
Eine Kartbahn in groß: Der Hungaroring, Foto: Sutton

Auch auf dem Hungaroring war deutlich erkennbar, dass der Red Bull Zeit vor allem im nur aus Kurven bestehenden Mittelsektor gewann. Im Rennen fuhr Daniel Ricciardo dort mit Abstand die schnellste Sektorenzeit, auch in den Trainingssitzungen zeigte sich ein ähnliches Bild. Im ersten Sektor hingegen - mit 790 Meter langen Start/Zielgerade und dem Sprint zu T4 hinauf - verlor Ricciardo drei Zehntelsekunden auf Rosberg.

Daniel Ricciardo wollte es nicht ganz so deutlich wie Dr. Marko ausdrücken: "Die Strecke hier ist offensichtlich weniger,... weniger Power-intensiv. Im letzten Teil des Rennens haben wir gesehen, dass wir die Pace hatten, um zu gewinnen. Wir haben darum gekämpft, deshalb glaube ich, dass es von Seiten Renaults als auch vom Team das beste Wochenende war."

Auch bei Renault ist man sich der Tatsache bewusst, dass der Hungaroring Red Bull und Toro Rosso entgegengekommen ist. "Was für ein großartiges Rennen! Und eine tolle Strecke - alle Streckens sollten solch eine Show bieten", meint Abiteboul. "In Spa und Monza werden wir wieder ähnlich traurig ausschauen", fürchtet der Doktor. Abiteboul bezeichnet es anders: "Die zweite Hälfte der Saison wird sicherlich sehr interessant, auf der Strecke und daneben."

Was Abiteboul andeutet: Bei Renault steht demnächst eine Grundsatzentscheidung an. Die Zukunft des französischen Autobauers in der Formel 1 ist ungewiss. Ein kompletter Ausstieg aus der Königsklasse steht genauso zur Diskussion wie ein Comeback als Werksteam. Eine Tendenz deutet sich derzeit noch nicht ab.