Felipe Massa rückte beim Großbritannien Grand Prix wegen seines starken Ausweichmanövers bei Kimi Räikkönens Unfall in der ersten Runde so richtig in den Fokus. Dabei ging etwas unter, dass der Williams-Pilot schon vor dem Start arge Probleme mit seinem Williams hatte und als Letzter in die erste Kurve ging. Der Grund: Während der Einführungsrunde überhitzte die Kupplung seines Boliden und beim Start schaltete das System in den Antistall. So musste Massa hilflos von Startplatz 15 mitansehen, wie seine Konkurrenten an ihm vorbeiflogen.

Nach seinem Ausfall infolge der Kollision mit Räikkönen richtete sich Massas Ärger vorrangig gegen Mercedes und Pole-Setter Nico Rosberg. Weil der Silberpfeil zum wiederholten Male sehr langsam durch die Einführungsrunde gefahren sei, habe Massa Probleme mit seiner Kupplung bekommen.

"Die machen das absichtlich und in den meisten Rennen", beschwerte sich der Williams-Pilot über Mercedes. "Manchmal ist das aber nicht gut für die anderen Teams, vor allem nicht für uns. Heute rauchte mein Auto in der Startaufstellung am Heck. Das lag bestimmt an der langsamen Einführungsrunde."

Felipe Massa schied bei seinem 200. Grand Prix vorzeitig aus, Foto: Sutton
Felipe Massa schied bei seinem 200. Grand Prix vorzeitig aus, Foto: Sutton

Massa fordert Strafen

E war nicht das erste Mal, dass sich die anderen Fahrer über die langsame Gangart von Rosberg und Teamkollege Lewis Hamilton beschwerten. Dieser Punkt sei in einigen Fahrer-Briefings angesprochen worden, sagte Massa. Geändert habe sich jedoch nichts. "Charlie Whiting sagte, dass er sich das anschauen wolle", so Massa. "Aber es gab nie Strafen dafür. Du kannst aber nicht einfach langsam fahren, nur weil du das so willst."

In diesem Punkt lag er richtig, denn FIA-Renndirektor Whiting hatte schon Mitte Mai vor dem Spanien Grand Prix darauf hingewiesen, dass er zu langsam ausgeführte Einführungsrunden nicht dulde. Laut Massa könne nur eine Bestrafung helfen, um dem Einhalt zu gebieten. "Die FIA sagt, dass wir nicht so langsam fahren dürfen", so Massa weiter. "Aber sie unternehmen nichts, weil sie dann alle bestrafen müssten. Wenn sie aber nur ein Auto bestrafen und ihm für das nächste Rennen fünf Plätze aufbrummen, würde sich alles ändern."

So sah Massas Auto nach der Räikkönen-Kollision aus, Foto: Sutton
So sah Massas Auto nach der Räikkönen-Kollision aus, Foto: Sutton

Keine Probleme bei Massa-Pole

Massas Wut richtete sich ganz natürlich gegen Mercedes, schließlich stand in acht der bisherigen neun Rennen ein Silberpfeil auf der Pole Position - und der Pole-Setter gibt die Pace in der Runde Richtung Startaufstellung vor. Als Gegenbeispiel führte Massa die Formationsrunde beim vergangenen Rennen in Österreich an, als er selbst auf Pole stand. Auf dem Red Bull Ring sei alles mit rechten Dingen zugegangen. Massa: "Wenn man überprüft, wie schnell die Einführungsrunde im letzten Rennen war, bin ich sicher, dass sie viel schneller war als sonst."

An diesem Sonntag in Silverstone habe Massa laut eigener Aussage hingegen wieder zweimal auf der Strecke anhalten müssen, bevor es weiterging. Zustimmung für die Vorwürfe bekam Massa aus den eigenen Reihen in Form von Rob Smedley. Er bekräftigte, dass Massa keine Schuld an der überhitzten Kupplung hatte. "Seine Vorgehensweise war absolut perfekt", so der Williams-Performancechef. "Was man sich aber anschauen muss: Aus dem einen oder anderen Grund war die Einführungsrunde heute unglaublich langsam. Manchmal musste man das Auto sogar anhalten und dabei kann die Kupplung ziemlich heiß werden."

Mercedes hat es bei Einführungsrunden nicht eilig, Foto: Sutton
Mercedes hat es bei Einführungsrunden nicht eilig, Foto: Sutton

Mercedes verteidigte Vorgehen

Vor dem Spanien Grand Prix hatte Lewis Hamilton nicht einmal ein Geheimnis daraus gemacht, dass er sich bei Einführungsrunden gern Zeit lässt. Seine damalige Begründung: "Ich experimentiere mit verschiedenen Dingen, denn im Fahrerbriefing hatten sie gesagt, dass es keine Regeln gibt, wie schnell oder langsam man fahren kann. Also bin ich von einem Extrem zum anderen gegangen."

Unterstützung hatte er von Rosberg erhalten, der einen weiteren Grund nannte, warum die Mercedes-Boliden es eher langsam angehen lassen. Laut dem WM-Spitzenreiter sei es für die vorderen Starter von Nachteil, wenn der Rest des Feldes sich nur gemächlich in die Startformation begibt. "Das ist ein Ergebnis dessen, was andere Leute weiter hinten im Feld machen", sagte Rosberg. "Sie denken, solange sie im Grid sind, ist es okay, aber so ist es nicht. Es schaut gut für einen selbst aus, aber die anderen hinter dir sind nirgendwo. Daher lag es uns, die Pace zu verringern."