BP Ford feierte am Ende der Rallye Sardinien ausgelassen die Positionen zwei und drei. Die Erleichterung darrüber, nach dem schwierigen Freitag in der Konstrukteurswertung keinen Boden verloren zu haben, war spürbar. Zudem herrschte große Freude über die starke Leistung am Samstag, als Jari- Matti Latvala auf Sébastien Loeb mehr als eine Minute Zeit gutmachte. Doch eigentlich hätte Ford diese Rallye als Sieger beenden müssen:

Hirvonen verteidigte die WM Führung, doch er war zu langsam, Foto: Sutton
Hirvonen verteidigte die WM Führung, doch er war zu langsam, Foto: Sutton

Jari- Matti Latvala gewann mit zehn Etappen drei mehr als alle anderen Fahrer zusammen. Auch wenn er dabei von seiner späteren Startposition profitierte, wäre er ohne diesen wohl nicht zu schlagen gewesen. Mikko Hirvonen erlebte hingegen wie schon früher in dieser Saison eine Rallye, bei der er im Vergleich zu seinem Teamkollegen für einen WM Anwärter einfach zu langsam unterwegs war. Klammert man die Etappe aus, auf der Latvala seinen Fehler beging, verlor Hirvonen am Freitag 47,9 und am Samstag weitere 32,2 Sekunden auf seinen Teamkollegen. Auch der Umstand, dass Latvala am Samstag alle sechs Etappen vor Hirvonen gewann, zeigt noch einmal das ungleiche Kräfteverhältnis.

Ford hat damit ein Problem. Latvala verlor im Laufe der Saison bereits zu viele Punkte um noch ernsthaft um den Titel kämpfen zu können und Hirvonen dürfte in seiner jetzigen Verfassung trotz WM Führung zu keinem Gegner für Sébastien Loeb werden. Das Dilemma Fords wird dabei gut am Sonntag der Rallye Sardinien deutlich: Zu Beginn des Tages lagen beide Ford Piloten zeitgleich 29,4 Sekunden hinter Sébastien Loeb. Latvala hatte die Zeit, die er bei seinem Fehler auf seinen Teamkollegen verloren hatte, komplett zugefahren. Nun stellte sich die Frage nach der Strategie: Entweder würde man beide Piloten angreifen lassen und versuchen Sébastien Loeb den Sieg noch streitig zu machen oder man würde die Positionen zwei und drei sicher ins Ziel bringen.

Latvala erlebte einen neuen Höhenflug, er gewann 10 von 17 Etappen, doch zum Sieg reichte es nicht..., Foto: Sutton
Latvala erlebte einen neuen Höhenflug, er gewann 10 von 17 Etappen, doch zum Sieg reichte es nicht..., Foto: Sutton

Das was dann am Sonntag folgte, legt den Schluss nahe, dass sich Ford für eine Mischung aus beidem entschied und wohl nicht zuletzt deshalb den Sieg verpasste: Beide Piloten machten zwar noch deutlich Zeit auf Loeb gut, doch nachdem Latvala zwei Tage lang klar gegenüber seinem Teamkollegen dominiert hatte, war er am Sonntag auf einmal nicht mehr in der Lage dessen Zeiten zu gehen. Nicht nur viele Beobachter zogen daher den Schluss, dass Hirvonen grünes Licht für einen Angriff auf Loeb erhalten hattee, wohingegen Latvala die Anweisung hinter seinem Teamkollegen zu bleiben, befolgte. Zu ungünstig schien den Ford Verantwortlichen wohl ein Szenario, bei dem Latvala seinen Rückstand auf Loeb soweit hätte verkleinern könnte, dass es auf der letzten nur 2,69 km langen Etappe noch um den Sieg mit Loeb hätte kämpfen müssen. Denn hätte dann Loeb die entscheidende Etappe für sich entschieden, wäre wohl keine Zeit mehr für Latvala gewesen, um Hirvonen noch vorbeizuwinken. Dann hätte Ford die Rallye zwar auch auf den Positionen zwei und drei beendet, doch in der aus WM Sicht falschen Reihenfolge.

Kann Ford 2008 den Fahrertitel erringen ?, Foto: Sutton
Kann Ford 2008 den Fahrertitel erringen ?, Foto: Sutton

Sollte Ford diese Strategie tatsächlich so angewendet haben, scheint rückblickend klar, dass sie das Team wohl endgültig den Sieg kostete: Hätte Latvala seine Leistung vom Samstag - als er mehr als doppelt soviel Zeit wie sein Teamkollege auf Loeb gutmachte - wiederholen können, hätte er gewonnen. Ob Latvala tatsächlich ein Verbot seinen Teamkollegen zu überholen bekam oder wirklich langsamer am Sonntag war, wird wohl für immer Fords Geheimnis bleiben. Doch allein, dass dieses Gedankenspiel möglich ist, zeigt, dass Ford derzeit ein Problem mit seinen Fahrern hat. Der eine Pilot macht derzeit zu viele Fehler, der andere ist zu langsam. Bei einer Rallye, in der man eindeutig das schnellste Paket besaß und 13 von 17 Etappen gewann, kann man am Ende mit den Positionen zwei und drei nicht völlig zufrieden sein. Ohne Fahrfehler hätte Latvala gewonnen, ohne Performance Probleme Hirvonen; ein Team, dass Weltmeister werden will, muss diese Rallyes gewinnen.

Ford hat nach der Rallye Sardinien natürlich trotzdem durchaus Grund zur Freude. Auf der italienischen Mittelmeerinsel bewies das Team, dass der Fokus derzeit wieder das Auto ist, das es zu schlagen gilt. Außerdem gelang es die Führung in der Konstrukteurswertung zu verteidigen. Doch mit dem Gegner Sébastien Loeb und einem erstarkenden Daniel Sordo muss Ford unbedingt sicherstellen, dass Rallyes wie die Rallye Sardinien künftig gewonnen werden.