Vom 8. bis 11. Juni eröffnet die WRC mit der Rallye Italien-Sardinien die zweite Saisonhälfte. Nach zahlreichen Veränderungen in den vergangenen Jahren setzen die Organisatoren 2017 auf Konstanz. Einziges Novum ist eine Übernachtung in Olbia an der Ostküste. Diese wurde eingefügt, damit die Klassiker 'Terranova' und 'Monte Olia' zurückkehren können.

Der Service Park befindet sich wieder in Alghero an der Westküste. Die Übernachtung in Olbia erfolgt von Donnerstag auf Freitag nach einer Super Special Stage auf der ehemaligen Motocross-Strecke in Ittiri. Der Freitag besteht aus vier Prüfungen, die je zwei Mal gefahren werden und sich über insgesamt 125,46 Kilometer erstrecken.

Der Samstag ist mit 143,16 gewerteten Kilometern, verteilt auf sechs Prüfungen in der Region des Monte Acuto, der längste und härteste Tag der Rallye. Auf dem Programm steht unter anderem ein Klassiker der Rallye Sardinien: Der Micky's Jump auf der Prüfung Monte Lerno, der immer zahlreiche Zuschauer anlockt.

Am Finaltag werden die Prüfungen 'Cala Flumini' und 'Sassari - Argentiera' ohne Service je zwei Mal gefahren, wobei letztere als Power Stage fungiert. Insgesamt fahren die Piloten bei der Rallye Italien 312,66 Kilometer gegen die Uhr.

Eine Besonderheit von Sardinien ist der feine Sand, der in einer dünnen Schicht über dem meist harten Untergrund liegt. Er ist für alle Fahrzeuge eine Herausforderung: Die frühen Starter klagen über mangelnden Grip, die späten leiden unter dem aufgewirbelten Staub.

Zu den weiteren Herausforderungen gehören die schmalen Strecken. Am Wegesrand lauern Büsche, Bäume und Felsen und lassen keinen Raum für Fehler. Besonders gefährlich für die Reifen sind aus dem Boden ragende Steine, da sich sehr schnell Spurrillen bilden. Mensch und Material leiden zudem unter der Hitze auf der italienischen Mittelmeerinsel.

M-Sport: Podestserie als Schlüssel zum Erfolg

Zur Saisonhalbzeit hat M-Sport sowohl in der Fahrer- als auch in der Teamwertung nach wie vor die Nase vorn. Der Schlüssel zu diesem Erfolg war, dass bei jeder Rallye mindestens ein Auto auf dem Podium stand. Sebastien Ogier reist als dreifacher Sieger der Rallye Sardinien an und würde mit einem vierten Erfolg mit Sebastien Loeb gleichziehen.

Auch für Ott Tänak und Elfyn Evans, die beide noch auf ihren ersten WRC-Sieg warten, ist Sardinien ein besonderer Ort. Tänak fuhr auf der Mittelmeerinsel im Jahr 2012 sein erstes Podium in der WRC ein. Evans saß dort 2013 erstmals in einem WRC-Boliden.

Hyundai: Neuville letzter Sieger auf Sardinien

Hyundai hat in dieser Saison bei jedem Schotterevent ein Podest eingefahren und hat mit Thierry Neuville zudem den Sardinien-Sieger aus dem vergangenen Jahr in seinen Reihen. Hayden Paddon gab 2014 auf Sardinien sein Debüt für Hyundai und fuhr dort 2015 sein erstes Podium ein. Dani Sordo kann zwar ebenfalls zwei Podestplätze vorweisen, diese fuhr er jedoch lange vor seiner Zeit bei Hyundai ein.

Toyota: Zwei Sieger im Trio

Wie in Portugal setzt Toyota auch auf Sardinien drei Yaris WRC ein. Esapekka Lappi hat dabei wieder die Aufgabe, die Entwicklung des Boliden voranzutreiben und neue Teile zu testen. Seine Teamkollegen Jari-Matti Latvala und Juho Hänninen haben das Event je einmal gewonnen - Hänninen allerdings in dem Jahr, in dem es nicht zur WRC zählte. Er hat zudem keinerlei Erfahrungen aus den letzten Jahren und ist damit gegenüber Latvala im Nachteil. Teamchef Tommi Mäkinen erwartet von seinem Trio, dass es geschlossen ins Ziel kommt und im Idealfall ein paar Punkte sammelt.

Comeback: Andreas Mikkelsen

Bei der Rallye Sardinien gibt Andreas Mikkelsen sein Debüt in einem 2017er WRC-Boliden. Der ehemalige Volkswagen-Pilot absolviert einen Gaststart für Citroen und ersetzt dabei Stephane Lefebvre. Zur Vorbereitung hatte Mikkelsen lediglich einen Testtag in Südfrankreich zur Verfügung.

Ursprünglich war der Norweger zum vierten Mal in dieser Saison in einem Skoda Fabia R5 für die WRC2 gemeldet. In Monte-Carlo und auf Korsika hatte er die Kategorie jeweils gewonnen und befand sich auch zuletzt in Portugal auf dem Weg zum Sieg, als er auf der Power Stage durch einen Unfall ausschied.

Während Citroen für Mikkelsen keine konkreten Ziele nennt, ist die Botschaft vor allem an Kris Meeke klar: ins Ziel kommen. In den ersten sechs Rallyes der Saison konnte der Nordire aufgrund von Abflügen und technischen Defekten erst zwei Mal punkten. Auf Schotter war Meeke jedoch bereits erfolgreich: In Mexiko sicherte er sich den Sieg.

Meeke war im vergangenen Jahr nicht auf Sardinien am Start und Craig Breen kann erst einen Start auf der Mittelmeerinsel vorweisen. Somit haben beide einen Erfahrungsnachteil im Vergleich zu vielen Konkurrenten. Nach bereits vier fünften Plätzen in dieser Saison hat sich Breen dennoch ein weiteres Top-5-Ergebnis zum Ziel gesetzt.

Kein Comeback: Jost Capito

Nach seinem Aus bei McLaren in der Formel 1 ist Jost Capito zurück bei Volkswagen. Allerdings kehrt er nicht in das Amt des Motorsportchefs zurück. Capito ist seit dem 1. Juni verantwortlich für die Volkswagen R GmbH und die Volkswagen Zubehör GmbH. Dem Motorsport kehrt er damit zumindest vorerst den Rücken.

Abschied: John Kennard

Eigentlich sollte Hayden Paddons Beifahrer John Kennard erst nach der Rallye Finnland seinen Abschied aus der WRC geben. Doch aufgrund einer Hüftverletzung musste er bereits die Rallye Portugal auslassen. Nun steht fest, dass er sich aufgrund der Verletzung früher als geplant in den Ruhestand begeben muss. Zwölf Jahre las Kennard für Paddon den Aufschrieb. Ab sofort fungiert Seb Marshall als Beifahrer von Paddon im Hyundai i20 Coupe.

Neuerung: Test-Reglement für Privatiers

Die FIA hat laut Autosport vor der Rallye Italien mit einer Änderung des Reglements ein Schlupfloch geschlossen. Bislang war es nur den in der WRC eingeschriebenen Herstellern untersagt, mit aktuellen Boliden außerhalb von Europa zu testen. Privatfahrer waren von der Regelung bislang nicht betroffen.

Nun besserte die FIA jedoch nach und schloss auch Privatiers in 2017er Autos - wie Mads Östberg und Martin Prokop - in die Testbeschränkung ein. Östberg und Prokop verfügen zwar über ein Privatteam, werden aber von Hersteller M-Sport eingeschrieben. Östberg hatte mit Testfahrten in Argentinien vor dem dortigen WRC-Lauf für Diskussionen gesorgt.