Jost Capito nimmt nach der Rallye Deutschland seinen Hut und tritt den bereits Anfang des Jahres angekündigten Wechsel zu McLaren in die Formel 1 an. Zum Abschied gab es einen Sieg, eine doppelte Revanche und Anekdoten aus viereinhalb Jahren WRC.

Für den Sieg sorgte Sebastien Ogier mit seinem dritten Erfolg bei der Rallye Deutschland. Den Dreifach-Triumph aus dem Vorjahr konnten die Volkswagen-Piloten zum Abschied ihres Motorsportchefs allerdings nicht wiederholen.

"Ich würde hier oben natürlich gerne wie letztes Jahr mit meinen sechs Jungs sitzen, aber die sechs Jungs, die hier sitzen, sind fantastische Sportler", sagte Capito bei der Pressekonferenz nach der Rallye Deutschland. "Sie haben hart gekämpft und stehen verdient auf dem Podium - daran besteht kein Zweifel."

Die Torten-Revanche

Capito drückte Latvala 2014 in Schweden eine Torte ins Gesicht, Foto: Volkswagen Motorsport
Capito drückte Latvala 2014 in Schweden eine Torte ins Gesicht, Foto: Volkswagen Motorsport

Jari-Matti Latvala hatte eine besondere Überraschung, genauer gesagt eine Revanche für Capito parat. Capito hatte Latvala bei der Rallye Schweden 2014 eine Torte ins Gesicht gedrückt. Das Gleiche tat Latvala nun mit Capito - allerdings soll er es laut Julien Ingrassia derart übertrieben haben, dass das Team eine gebrochene Nase befürchtete.

Doch das Gesicht des scheidenden Motorsportchefs nahm keinen Schaden und er rächte sich verbal an dem Übeltäter. "Auf der einen Seite bin ich froh, dass Jari-Matti nicht hier ist, weil er so viel geredet hätte, dass ich nicht mehr zu Wort gekommen wäre", meinte er lachend. "Das ist die Rache für die Torte."

Latvala revanchierte sich mit voller Wucht, Foto: Volkswagen Motorsport
Latvala revanchierte sich mit voller Wucht, Foto: Volkswagen Motorsport

Auf der Pressekonferenz eingeschlafen

Capito erinnerte sich an einige Anekdoten aus Pressekonferenzen der vergangenen Jahre, etwa als Ingrassia, Ogiers Beifahrer, während der Rallye Schweden mit Langlaufskiern zur Fragerunde antrat. "Ich saß auch einmal neben Nicolas [Gilsoul; Beifahrer von Thierry Neuville] und er hat mich aufgeweckt, nachdem ich eingeschlafen war, und meinte: ‚Du bist jetzt dran!‘ Das war vor zwei Jahren auf Sardinien", offenbarte Capito.

Angesichts solcher Geschichten ist es nicht weiter verwunderlich, dass ihm der Abschied von der WRC schwerfällt. "Es ist wirklich hart, zu gehen, aber meine Arbeit ist erledigt", sagte er. "Man kann das mit einem Kind vergleichen, das erwachsen wird und das Haus verlässt. Es ist einem noch wichtig, wie es ihm geht, aber es steht auf eigenen Beinen. Für das Team ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, weiterzumachen und genauso erfolgreich zu sein."

Die Voraussetzungen seien nach 4,5 Jahren und großartiger Arbeit am 2017er Boliden vorhanden. "Wir haben alles richtig gemacht, damit sich der Erfolg fortsetzen kann." Er werde das Geschehen im Rallyesport weiterhin verfolgen, kündigte Capito an. "Für mich ist das bei Weitem der beste Motorsport", bekannte er und meinte lachend: "Ich werde das ganze Formel-1-Paddock zu großen Rallyefans machen."

Capito will vor allem die Arbeitsmentalität aus der WRC in die Formel 1 übertragen. "Der Rallyesport ist sehr professionell, aber er macht auch Spaß. Viele Leute glauben, dass man nicht gleichzeitig Spaß haben und professionell und erfolgreich sein kann, dass das nicht zusammenpasst. Im Rallyesport haben wir gezeigt, dass es sogar den Erfolg fördert", sagte er. "Die Rallyegemeinschaft ist einzigartig und herausragend - da kann sich jeder Sport ein Beispiel dran nehmen."