Die Informationen waren ohnehin bereits durchgesickert, jetzt hat Volkswagen die offizielle Bestätigung geliefert: Die Zeit des Wolfsburger Konzerns in der WRC geht nach der Saison 2016 zu Ende. Volkswagen will sich in Zukunft mehr in Richtung Kundensport orientieren und argumentiert, in der WRC alles erreicht zu haben. Der Abgas-Skandal hat nach dem Aus von Audi in der WEC und bei Le Mans sein nächstes Opfer gefunden. Für die Volkswagen Motorsport Mitarbeiter besteht eine Beschäftigungsgarantie.

"In der WRC haben wir unsere sportlichen Ziele weit übertroffen, nun werden wir Volkswagen Motorsport neu ausrichten und auch dort die Fahrzeugtechnik der Zukunft stärker in den Mittelpunkt rücken", erklärte Entwicklungsvorstand Frank Welsch vor rund 200 Motorsport-Mitarbeitern in Hannover. "Gleichzeitig wird Volkswagen verstärkt im Kundensport Flagge zeigen. Neben dem Golf GTI TCR auf der Rundstrecke und dem Beetle GRC im Rallycross möchten wir auch im Rallye-Bereich Spitzenprodukte für Kunden anbieten und werden einen neuen Polo nach R5-Reglement entwickeln."

Erfolge vergangener Tage: VW bei der Rallye Deutschland, Foto: Sutton
Erfolge vergangener Tage: VW bei der Rallye Deutschland, Foto: Sutton

Ära geht zu Ende

Von 2013 bis zum jetzigen Zeitpunkt hat Volkswagen in der WRC vier Fahrer- und Hersteller-Titel gewonnen. Insgesamt verbuchten Sebastien Ogier, Jari-Matti Latvala und Andreas Mikkelsen in 51 Rallyes 42 Siege und 621 Bestzeiten. Nun bleibt dem Trio nur noch die Rallye Australien, um die Erfolgsstatistik noch weiter auszubauen.

Der neue Volkswagen-Motorsportdirektor Sven Smeets zeigte sich enttäuscht von der Entscheidung. "Natürlich bedauern wir den Abschied aus der WRC sehr - für die Marke Volkswagen war es das bislang erfolgreichste Kapitel ihrer Motorsport-Geschichte. Die Mannschaft hat Großartiges geleistet", erklärte der Nachfolger von Jost Capito. Er möchte den Blick nun aber nach vorne richten und den Fokus auf kommende Technologien im Motorsport sowie den Kundensport legen.

Viele offene Fragen

Eine Entscheidung, die viele Fragezeichen aufwirft. Die drei Fahrer haben laufende Verträge, allerdings kein Auto und Team mehr, um diese zu erfüllen. Volkswagen hatte bereits in der Saison 2016 alles auf die neue Ära der WRC ausgerichtet. Der Polo R WRC der aktuellen Generation wurde kaum mehr weiterentwickelt, die Testfahrten vor den Events fanden bereits mit dem Auto für 2017 statt. Nun ist das Auto wohl ein Fall fürs Museum.

Sebastien Ogier war bereits in der Vergangenheit bei Citroen, Foto: Citroen
Sebastien Ogier war bereits in der Vergangenheit bei Citroen, Foto: Citroen

Und die drei Piloten sind arbeitslos. Citroen dürfte wohl großes Interesse an Weltmeister Ogier haben. Der Franzose ist mit diesem Team in der WM groß geworden, hat dort seine ersten Erfolge gefeiert und würde sicher mit Kusshand zurückgenommen werden. Allerdings stehen dort neben Kris Meeke bereits Craig Breen und Stephane Lefebvre unter Vertrag. Ein mögliches Szenario wäre, dass Meeke und Ogier die beiden vorhandenen Citroen C3 WRC zum Saisonstart pilotieren. Sobald das dritte Auto fertig für den Einsatz ist, sind abwechselnde Einsätze von Breen und Lefebvre denkbar.

Ogier erklärte auf Twitter: "Es tut mir so leid für dieses fantastische Team. Wir hatten vier außergewöhnliche Jahre. Danke für eure Leidenschaft und eure Unterstützung." Zu seiner Zukunft fügte der vierfache Weltmeister vielsagend hinzu: "Macht euch keine Sorgen um mich, wir sehen uns wieder."

Latvala seinerseits wird nicht erst seit dem Ausstieg von Volkswagen mit Toyota in Verbindung gebracht. Der Finne Tommi Mäkinen ist Teamchef, der Hauptsitz des Teams Jyväskylä und auch der erste verpflichtete Fahrer ist mit Juho Hänninen. Noch zu Beginn der Saison wollte Latvala von einem Wechsel nichts wissen: "Momentan plane ich mit Volkswagen", erklärte er. "Bis einschließlich 2018 denke er daher nicht über die Option Toyota nach." Das dürfte sich nun verändert haben.

"Sehr traurige Nachrichten für das gesamte Volkswagen Motorsport-Team", so Latvala. "Wir werden dieses unglaubliche Abenteuer, das wir gemeinsam geteilt haben, für immer in unseren Köpfen und Herzen behalten. Danke für all diese Jahre."

Wie es mit Andreas Mikkelsen weitergeht, ist fraglich. Toyota hat noch ein weiteres Cockpit zu vergeben, ansonsten gibt es nur noch Platz bei M-Sport. Ob der Norweger allerdings zum Ford-Team wechselt und damit vermutlich seine Chance auf den WM-Titel aufgibt, ist ungewiss.

"Ich möchte mich bei meinen Freunden von Volkswagen Motorsport bedanken. Ihr habt fantastische Arbeit abgeliefert und es tut mir leid, dass es nach dieser Saison enden muss", erklärte der Norweger. "Danke für den Glauben an mich und für all die guten Ergebnisse, die wir in diesen Jahren zusammen erzielt haben. Lasst uns nun nach Australien gehen und dort das beste Ergebnis einfahren, um diese vier Jahre voller Begeisterung zu feiern."