Es ist verhext: Toyota kehrt 2017 in die WRC zurück, doch anscheinend will keiner der etablierten Piloten der WRC für die Rückkehrer an den Start gehen. Lange Zeit wurde Kris Meeke als einer der heißesten Favoriten auf ein Stammcockpit gehandelt, doch mit dem Dreijahres-Vertrag des Nordiren bei Citroen haben sich diese Gerüchte zerschlagen.

Auch Jari-Matti Latvala wurde immer wieder mit dem Team rund um den finnischen Teamchef Tommi Mäkinen in Verbindung gebracht. Der Finne wurde 2015 zum zweiten Mal in Folge Vizeweltmeister hinter Sebastien Ogier und beißt sich am dominierenden Franzosen die Zähne aus. Anderes - und potenziell besseres - Material als das von Ogier schienen die einzige Chance für den 30-Jährigen, endlich seinen ersten Weltmeistertitel in der WRC zu feiern. Nun gab aber es aber auch von Latvala einen Korb in Richtung Toyota. "Momentan plane ich mit Volkswagen", erklärte er bei Autosport. Bis einschließlich 2018 denke er daher nicht über die Option Toyota nach.

Jari-Matti Latvala bleibt Volkswagen treu, Foto: Volkswagen Motorsport
Jari-Matti Latvala bleibt Volkswagen treu, Foto: Volkswagen Motorsport

Für Toyota, das bereits von 1972 bis 1999 Teil der WRC war, wird 2017 ein Lernjahr. Ab dieser Saison greift das neue Technische Reglement, das unter anderem durch die Öffnung des Luftmengenbegrenzers eine Leistung von bis zu 380 PS ermöglicht. Die World Rally Cars sollen zudem aggressiver und breiter werden und verlieren 25 Kilogramm an Mindestgewicht. Für alle Hersteller eine Herausforderung, für einen "Neueinsteiger" umso mehr.

Entsprechend will Teamchef Mäkinen auf eine Mischung aus Erfahrung und Jugend setzen. In das Toyota-Nachwuchsprogramm wurden im vergangenen Jahr der Finne Teemu Suninen sowie der Franzose Eric Camilli aufgenommen. Letzter ist allerdings bereits wieder aus dem Pool an möglichen Kandidaten verschwunden, denn er startet 2016 im Ford Fiesta von M-Sport. Bleibt die Frage: Wer wird 2016 die Fahrermischung aus Erfahrung und Jugend im Toyota Yaris bilden. Motorsport-Magazin.com stellt die potenziellen Kandidaten vor.

Mikko Hirvonen

Mikko Hirvonen bei seiner letzten WRC-Rallye in Großbritannien, Foto: Sutton
Mikko Hirvonen bei seiner letzten WRC-Rallye in Großbritannien, Foto: Sutton

Der Finne bestritt von 2002 bis 2014 insgesamt 163 WRC-Rallyes und verfügt über die dringend benötigte Erfahrung. Hirvonen beendete Ende 2014 seine WRC-Karriere, um mehr Zeit für sein Privatleben und vor allem seine Kinder zu haben. Er feierte vier Vizemeisterschaften und war für Jahre der größte Herausforderer von Rekordweltmeister Sebastien Loeb. Dass der 35-Jährige nicht vom Motorsport lassen kann, zeigte er vor kurzem durch seinen Start bei der Rallye Dakar. Im X-raid-Mini holte er überraschend den Sieg auf der zwölften Etappe und beendete seine Premieren-Dakar auf Gesamtrang vier. Viele Experten sehen den Finnen ab 2017 im Toyota Yaris.

Juho Hänninen

Juho Hänninen gilt als starker Entwickler, Foto: Hyundai
Juho Hänninen gilt als starker Entwickler, Foto: Hyundai

Seit der Rallye Schweden 2006 ist der Finne ein On-Off-Pilot der WRC. Insgesamt bestritt er in den vergangenen zehn Jahren 43 Rallyes in der Königsklasse, schaffte allerdings niemals den Sprung auf das Podest. Ab 2013 arbeitete er als Testfahrer bei Hyundai und war maßgeblich an der Entwicklung des i20 WRC beteiligt. Durch seine starken Entwicklungsfähigkeiten und seine große Erfahrung zählt auch er zu den heißen Anwärtern auf ein Cockpit bei Toyota.

Mads Östberg

Der Norweger springt gerne zwischen den Marken. Seine Karriere in der WRC begann er als Privatier im Subaru, bevor er in den Ford Fiesta wechselte und schließlich sogar zum Stammfahrer bei M-Sport aufstieg. Danach folgten zwei Jahre bei Citroen und für die Saison 2016 schließlich die Rückkehr zu M-Sport. Lediglich ein Sieg steht auf dem Konto des 28-Jährigen und er wünscht sich nichts sehnlicher als konkurrenzfähiges Material und einen langfristen Vertrag. "Ich suche nach einem guten Cockpit und einem guten Team und wünsche mir mehr Einsatz von einem Team. Und wenn sie mir ein gutes Engagement bieten können, bin ich auf jeden Fall daran interessiert, für sie zu fahren", sagte Östberg 2015 im Interview mit Motorsport-Magazin.com bezüglich einer Zukunft bei Toyota. Ob der Norweger bereits nach einem Jahr im Fiesta allerdings wieder in ein neues Auto steigt, ist fraglich.

Esapekka Lappi

Esapekka Lappi gilt als einer der Favoriten auf ein Stammcockpit bei Toyota, Foto: Sutton
Esapekka Lappi gilt als einer der Favoriten auf ein Stammcockpit bei Toyota, Foto: Sutton

Der 25-Jährige Finne gilt als eine der großen Nachwuchshoffnungen im Rallye-Sport. 2014 gewann er den Titel in der ERC mit drei Siegen und stieg im Jahr darauf in die WRC2 auf. Im Skoda Fabia R5 zeigte er starke Leistungen und beendete die Saison mit zwei Saisonsiegen und zwei weiteren Podestplätzen auf Gesamtrang drei - nur 24 Punkte hinter dem WRC2-Weltmeister Nasser Al-Attiyah. Auch in der aktuellen Saison ist er wieder in einem Skoda Fabia R5 in der WRC2 am Start. Für Toyota-Teamchef Mäkinen scheint sein Landsmann eine Option für eines der Cockpits. "Ihn hinter dem Lenkrad zu haben, ist eine Möglichkeit, die ich mir mit Interesse ansehen werde", sagte der Finne in Monte Carlo.

Teemu Suninen

Der 21-Jährige Finne gehört seit März 2015 zum Toyota Nachwuchsfahrer-Förderprogramm. Dort erhält er die Gelegenheit, seine Fähigkeiten auf einer Reihe von Fahrzeugen weiter zu entwickeln und mehr Rallye-Erfahrung zu sammeln. 2015 startete er in der WRC2 und feierte den Sieg in Großbritannien. Zum ersten Mal sorgte er im Jahr zuvor bei der Rallye Finnland für Aufsehen. Bei seinem ersten Einsatz in der WRC3 holte er sofort den Klassensieg und wurde 17. des Gesamtklassements.