Historischer Sieg: Kris Meeke ist der 74. Fahrer, der einen WRC-Lauf gewinnt. Beifahrer Paul Nagle ist gerade einmal der zweite irische Beifahrer seit Ronan McNamee 1989, der mit seinem Piloten einen Sieg feiert. Auch Meeke beendete eine lange Durststrecke, denn er ist der erste britische Fahrer seit 2002, der ganz oben auf dem Podest steht. Zuletzt gelang das Colin McRae 2002 bei der Rallye Kenia. Meeke ist nun neben McRae, Richard Burns und Roger Clark einer von nur vier britischen WRC-Siegern. Für Citroen war es der 94. Sieg und der 29. Doppelerfolg, was in der Geschichte der WRC Rekord ist.

Überschattete Fanfreude: Die Rallye Argentinien ist berühmt für ihre enthusiastischen Fans, die zum Teil Tage vorher bereits an den Prüfungen campieren und Grillabende veranstalten. Am Samstagnachmittag wurde diese Freude getrübt. Auf der neunten Wertungsprüfung ereignete sich ein folgenschwerer Unfall. Hayden Paddon landete nach einer Sprungkuppe nur auf zwei Rädern und rutschte anschließend von der Strecke in eine Gruppe Zuschauer. Sechs Fans wurden verletzt, einer von ihnen schwer. Hyundai versicherte, mit den Organisatoren der Rallye in Kontakt zu bleiben, um die genaue Unfallursache zu erforschen.

Robert Kubica ging in Argentinien nicht an den Start., Foto: Sutton
Robert Kubica ging in Argentinien nicht an den Start., Foto: Sutton

Fehlender Fahrer: Obwohl ein Teil seines privaten RK World Rally Teams sich ebenso wie das Auto bereits in Argentinien befand, beschloss Robert Kubica, nicht an den Start zu gehen. In einer Erklärung teilte er mit, dass ein Start zwar geplant war, es jedoch notwendig sei, das Event auszulassen. "Es ist eine wirkliche Herausforderung, in der Rallyeweltmeisterschaft an den Start zu gehen und auch wenn ich bei den ersten drei Events sechs Prüfungen gewonnen habe, müssen wir realistisch sein und uns darauf konzentrieren, das Team in vielen Bereichen zu verbessern", erklärte er. Bis zur Rallye Portugal will der ehemalige Formel-1-Pilot sein Team neu aufstellen und die Struktur systematisch verbessern.

Ereignisreicher Tag: Bereits die ersten Prüfungen am Freitag, dem ersten vollen Tag der Rallye, dünnten das Feld der WRC-Piloten aus. Den Auftakt machte kein Geringerer als Weltmeister Sebastien Ogier, dessen Polo ein Problem mit der Benzinzufuhr ereilte und deshalb nur mehr auf drei Zylindern fuhr. Nach 45 Kilometern auf WP2 war Schluss. Es war der erste Ausfall Ogiers seit der Rallye Deutschland 2014.

Hayden Paddons Bolide hatte eine lange Mängelliste, Foto: Sutton
Hayden Paddons Bolide hatte eine lange Mängelliste, Foto: Sutton

Als Nächsten erwischte es Privatier Lorenzo Bertelli, der sich auf WP2 drehte und anschließend sein hinteres linkes Rad verlor. Zudem brach die Aufhängung, was das Aus für den Italiener besiegelte. Die Mängelliste war bei Hayden Paddon deutlich länger. Am Hyundai i20 des Neuseeländers brach das Getriebelager, das Getriebe verlor Öl, die Antriebswelle muckte, der Turbo ebenso und der Auspuff hing herunter. Da für die Reparatur der Motor ausgebaut werden musste, war klar, dass Paddon am Nachmittag nicht wieder starten kann.

Andreas Mikkelsen drehte sich auf WP2 und zog sich einen Reifenschaden zu. Auf der folgenden Prüfung brach seine Aufhängung und ein Dämpfer bohrte sich durch die Motorhaube. Die Schäden konnten im Service-Park zwar repariert werden, auf der Verbindungsetappe zu WP4 streikte dann jedoch die Servolenkung, weshalb der Norweger aufgab. Last but not least musste Ott Tänak die Segel streichen, nachdem er nach zwei Kilometern auf WP4 in einer Wasserdurchfahrt einen Stein traf und sich das vordere linke Rad abriss.

Übertriebener Freundschaftsdienst I: Als Mikkelsen mit seinem waidwunden Boliden über WP3 humpelte, wollte Thierry Neuville ihm einen kleinen Freundschaftsdienst erweisen, bei dem er es allerdings etwas zu gut meinte. Als er auf den vor ihm gestarteten Mikkelsen aufgeschlossen hatte, stellten Neuville und sein Beifahrer fest, dass der VW-Pilot sie in den Spiegeln aufgrund des Staubs nicht sehen konnte. Mit einem kleinen Schubs am Heck wollte Neuville seine Anwesenheit signalisieren. Der Stoß war allerdings heftiger als gedacht und ging nicht ganz spurlos an den beiden Autos vorüber. Mikkelsen ging davon aus, sein Kumpel hätte ihn übersehen und wäre ihm deswegen ins Auto gefahren.

Übertriebener Freundschaftsdienst II: Neuville und Mikkelsen gingen noch ein weiteres Mal mit ihrer Freundschaft zu weit. Auf der abschließenden Durchfahrt der El Condor machten beide exakt den gleichen Fehler. Die Bilder, die der Hubschrauber lieferte, glichen sich frappierend. Beide touchierten mit ausbrechendem Heck den selben Felsen am Streckenrand und wurden in die Höhe katapultiert. Beide entgingen einem Überschlag, ihre Achsen nahmen jedoch erheblichen Schaden. Neuville versucht noch, sich ins Ziel zu schleppen, musste jedoch sehr bald aufgeben. VW und Hyundai nahmen die Vorfälle ihrer Piloten mit Humor und sprachen von Rallye-Ironie.

Radloser WRC2-Pilot: Die dritte Prüfung der Rallye Argentinien beendete WRC2-Pilot Yuriy Protasov nur auf drei Rädern. Kurzerhand sprang Protasov im Ziel aus seinem Auto und rannte zurück auf die Prüfung, um das verlorene rechte Hinterrad zu suchen. Dieses hatte er laut seinem Beifahrer Pavlo Cherepin zwei Kurven vor dem Ziel bei einer Kollision mit einem Stein abgerissen. Mit nur drei Rädern am Auto hätte der Ukrainer aufgeben müssen.

Nachdem er das Rad gefunden hatte, gelang es ihm und seinem Beifahrer, es mit Gurten an der Achse zu befestigen. So konnte es zwar nicht mehr rollen, ein 'Humpeln' in den Service-Park war so aber letztlich möglich. Da sie zu spät eintrafen, erhielten sie eine Strafe von drei Minuten.

Bei der einen Strafe sollte es allerdings nicht bleiben. Die FIA kam nämlich zu dem Schluss, dass Protasov und sein Beifahrer zwei Regeln verletzten. Zum einen fuhren sie auf einer Verbindungsetappe ein Stück weit auf nur drei rotierenden Rädern und zum anderen legten sie gefährliches Verhalten an den Tag, als Cherepin sich auf die Motorhaube lehnte, um das fehlende Rad mit einem Gegengewicht auszugleichen. Für diese Vergehen kamen weitere 15 Strafminuten auf das Konto des Duos.