Gerade einmal zwei Prüfungen standen am Freitagvormittag in Argentinien auf dem Programm, doch die hatten es in sich. Vor allem die erste, mehr als 50 Kilometer lange Prüfung Agua de Oro - Ascochinga forderte Mensch und Maschine bis zum Äußersten. Am besten überstand Kris Meeke die Marathon-Etappe und übernahm von Sebastien Ogier die Führung. Der Weltmeister schied nach 45 Kilometern aufgrund eines technischen Defekts aus und kann am Freitag nicht mehr starten.

Aber auch für Meeke lief es nicht ganz rund. "Nach 100 Metern hatte ich schon keine Handbremse mehr, daher war es in den Haarnadelkurven schwierig", berichtete er und erklärte, er habe stattdessen den skandinavischen Fahrstil angewandt. Auf der zweiten Prüfung des Tages, Villa Bustos - Tanti, ereilte ihn ein Reifenschaden. "Ich habe es in der Mitte der Prüfung bemerkt. Ich bin weitergefahren, aber musste es wirklich langsam angehen."

Vier Rallyes, vier Probleme: Östberg schäumt

Meeke konnte sich an der Spitze halten, Jari-Matti Latvala halbierte jedoch seinen Rückstand und schob sich auf Platz zwei. "Ich mochte den ersten Abschnitt - Vollgas wie in Finnland!", schwärmte er nach Villa Bustos - Tanti. Platz drei belegt vor dem Mittagsservice Mads Östberg, den auf der ersten Prüfung des Tages altbekannte Malaisen plagten. "Ich werde versuchen, ruhig zu bleiben, aber wir haben ein Motorproblem wie in Monte Carlo. Das Auto blieb auf der Prüfung stehen. Alle Alarme gingen an. Vier Rallyes, vier Mal Probleme. Das ist nicht gut", klagte er. Auf der folgenden Prüfung traten die Probleme allerdings nicht mehr auf.

Platz vier ging an Ott Tänak vor Teamkollege Elfyn Evans. Dani Sordo fiel von Platz zwei auf Platz sechs zurück, da seine Servolenkung streikte. "Ich bin jetzt sehr müde", gestand der Spanier. Privatier Martin Prokop reihte sich hinter ihm auf Rang sieben ein. Platz acht nahm Sordos Teamkollege Hayden Paddon ein, den es mit Defekten noch ärger erwischt hatte. "Nach ungefähr drei Kilometern sind alle Motorlager gebrochen. Nach nur drei Kilometern - das ist lächerlich. Dann haben wir eine Antriebswelle verloren, die Gänge funktionieren nicht und jetzt haben wir noch ein Loch im Turbo, daher keine Leistung. Verrückt!" Er habe kein Öl mehr im Getriebegehäuse und der Auspuff hänge herunter, ergänzte der Neuseeländer die Mängelliste.

Update: Im Service-Park stellte sich heraus, dass die Schäden nicht rechtzeitig repariert werden können und Paddon am Samstag unter Rally2 erneut starten wird.

Neuville gibt Mikkelsen freundschaftlichen Schubs

Die Top-10 komplettierten Yuriy Protasov und Khalid Al Qassimi. Außerhalb der besten Zehn fanden sich Thierry Neuville und Andreas Mikkelsen wieder. Neuville war auf der ersten Prüfung des Tages bei Kilometer 37 stehengeblieben, um einen Reifen zu wechseln. Das kostete ihn mehr als vier Minuten. "Wir haben bei einer Kuppe einen großen Stein getroffen. Wir sind weitergefahren, ehe wir anhalten und den Reifen wechseln mussten. Es ist viel Staub im Auto", berichtete er. Über Staub klagte auch Evans, vor dem Neuville wieder auf die Strecke fuhr. "Als wir das Auto in der Ferne sahen, haben wir das Team angefunkt und sie gebeten, Platz zu machen... Sagen wir einfach, es war eine schwierige Prüfung für uns. Frustrierend."

Auch Mikkelsen ereilte ein Reifenschaden auf Agua de Oro - Ascochinga. "Die Prüfung ist ein Monster. Wir hatten einen guten Rhythmus, aber dann haben wir uns in einer Rechtskurve gedreht. Es kann sein, dass ich eine Ansage falsch verstanden habe. Ich bin mir nicht sicher, ob das die Ursache des Reifenschadens war, aber wir sind mit dem Heck des Autos hart angeschlagen", lautete sein Bericht. Auf der folgenden Prüfung bohrte sich ein Stoßdämpfer durch die Motorhaube des Polo R WRC, weshalb Mikkelsen nur noch langsam vorankam. Schließlich fuhr der nach ihm gestartete Neuville auf ihn auf - mit Absicht. "Andreas fuhr vor mir sehr langsam, daher musste ich ihm einen Schubs geben", erklärte Neuville seinen Freundschaftsdienst. "Das macht überhaupt keinen Spaß. Es ist mehr wie die Dakar."

Update: Die Reparaturen an Mikkelsens Auto dauerten so lange, dass er zum anschließenden Regroup zwei Minuten zu spät eintraf. Für dieses Vergehen erhielt er eine 20-Sekunden-Strafe.

Am Nachmittag (argentinischer Zeit) werden Agua de Oro - Ascochinga und Villa Bustos - Tanti noch einmal gefahren. Den Abschluss des Tages bildet eine Super Special unweit des Service Parks in Villa Carlos Paz.

Die Top-10 nach WP3:

1. Meeke (Citroen) 51:27.0 Minuten
2. Latvala (Volkswagen) +15.3
3. Östberg (Citroen) +36.2
4. Tänak (Ford) +1:00.5
5. Evans (Ford) +1:11.0
6. Sordo (Hyundai) +1:16.0
7. Prokop (Ford) +1:35.4
8. Paddon (Hyundai) +1:45.2
9. Protasov (Ford, WRC2) +2:16.6
10. Al Qassimi (Citroen) +2:59.5