Pro: Einer für höhere Aufgaben

von Annika Kläsener

Wenn Robert Kubica in seiner Karriere oder vielmehr in seinem Leben eines gezeigt hat, dann dass er vor keiner Herausforderung zurückschreckt. Sei es, dass er nach seinem schweren Formel-1-Crash in Kanada wieder ins Auto stieg, als wäre nichts gewesen, oder dass er sich nach seinem noch viel schwereren Rallye-Unfall Anfang 2011 eine neue Motorsportkarriere aufbaute. Dabei ließ er sich auch von zahlreichen Operationen und Rückschlägen, wie einem Beinbruch in der Reha-Phase, nicht von seinem Weg abbringen. All das zeugt von einem unglaublichen Willen.

Robert Kubica analysiert stets genau, was schief gelaufen ist., Foto: Sutton
Robert Kubica analysiert stets genau, was schief gelaufen ist., Foto: Sutton

Das ist jedoch nur eine der Eigenschaften, die Kubica für einen Einsatz in der höchsten Rallyeklasse empfehlen. Er ist in der Rallyeszene dafür bekannt, sich akribisch vorzubereiten und jeden seiner Fehler genauestens zu analysieren. So wird er auch aus seinen beiden Überschlägen bei seinem WRC-Debüt in Wales lernen, die verschleierten, wie erfolgreich sich der Pole im Vergleich zur deutlich erfahreneren Konkurrenz schlug. Kubica war auf der ersten Prüfung genauso schnell wie Citroen-Kollege Dani Sordo, auf der zweiten war er dann bereits schneller.

Sein Potential in Sachen Speed hat er unter Beweis gestellt, Fehler sind bei einem Novizen normal - vor allem in Wales. Weltmeister Sebastien Ogier brauchte sage und schreibe sechs Anläufe, ehe er die Hatz durch die walisischen Wälder in den Punkten beendete. Zudem musste Kubica kurzfristig den Beifahrer wechseln - für einen Rallyefahrer beileibe keine einfache Situation. Das rückt die - zugegebenermaßen unglücklich aussehenden Unfälle - in ein anderes Licht. Kubica kann ein Auto auch abseits von asphaltierten und mit Auslaufzonen versehenen Strecken eindrucksvoll beherrschen. Daher wünsche ich mir, dass wir 2014 in der WRC mehr davon zu sehen bekommen.

Contra: Ohne Erfahrung geht nichts

von Marion Rott

Robert Kubica hat zwar klar gesagt, dass für ihn das Abenteuer Rallye nur dann weitergeht, wenn er in die WRC aufsteigt. Nach dem Titel in der WRC2 ist auch klar, dass er neue Ziele verfolgen möchte, aber ein weiteres Jahr in der WRC2 wäre sicher nicht schlecht. So könnte er seine Fähigkeiten mit deutlich weniger Speed verfeinern. Das gilt vor allem in Sachen Aufschrieb, wo Kubica die gesamte Saison noch strauchelte.

Solche Bilder würde Yves Matton 2014 kaum tolerieren., Foto: Sutton
Solche Bilder würde Yves Matton 2014 kaum tolerieren., Foto: Sutton

Dieses Problem wird zukünftig sogar noch schlimmer, denn er hat nicht mehr seinen Co-Piloten Maciek Baran an der Seite. Nach nur einem gemeinsamen Jahr quittierte er den Dienst. Der Pole gilt als einer der erfahrensten Co-Piloten und bestritt mehr als 100 Rallyes in der WRC und der ERC. Er stand seinem Landsmann mit Rat, Tat und Hilfe zur Seite. Seit der Rallye Wales sitzt der Italiener Michele Ferrara neben Kubica. Speziell die Sprachbarriere - Ferrara diktiert auf Italienisch - stellte in Großbritannien immer wieder Probleme dar. Ein gemeinsames Jahr in der WRC2 würde gut tun, um sich kennenzulernen und die Erfahrung der ersten Saison zu festigen.

Zumal der Fokus auf Kubica in der WRC deutlich größer wäre. Ohnehin ist er der Liebling der Massen und Medien, bei jedem Ausfall oder Fehler würde das mediale Echo enorm ausfallen. Ganz abgesehen von der Verantwortung in einem - von ihm angestrebten - Werksteam. Citroen-Teamchef Yves Matton kann bei mehreren Ausrutschern wie bei der Rallye Wales vielleicht ein Auge zudrücken, sollte Kubica aber um Punkte für die Konstrukteurs-WM fahren, sind solche Totalausfälle nicht mehr drin.